Auch die Gemeinde Greifenberg will beim Quartierpflege-Projekt des Landkreises Landsberg mitmachen. Das hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen. Zuvor hatte Pajam Rais-Parsi, der Leiter der Koordinationsstelle Seniorenpolitsches Gesamtkonzept im Landratsamt, das Konzept erläutert.
Sein Vortrag machte vor allem zwei seit Jahrzehnten bekannte Entwicklungen deutlich: Der Anteil älterer und hochbetagter Menschen in der Bevölkerung steigt. So werde auch in Greifenberg (wobei dort die Statistik auch vom dortigen Kreisseniorenheim beeinflusst ist) bis 2033 das Durchschnittsalter von 45,8 auf 51,5 Jahre steigen, auf 100 Personen zwischen 20 und 64 Jahren werden im Jahr 2033 74,6 Personen über 65 Jahre kommen, heute sind es erst 37,2. Zugleich verschärfe sich der Mangel an professionellem Pflegepersonal, ebenso gehe die Zahl potenziellen „informellen Pflegepersonals“ aus dem Kreis von Angehörigen und Nachbarn von derzeit 5 auf 2,5 pro Senior aufgrund wachsender beruflicher Mobilität und Singularitätstendenzen zurück, verdeutlichte Rais-Parsi.
Die helfenden Nachbarn werden angestellt und regulär bezahlt
Mithilfe der Quartierpflege sind im Landkreis sorgende Gemeinschaften geplant: Koordinatoren sollen in einem Quartier engagierte Menschen mobilisieren, die zwar keine eigentliche Pflege leisten, aber hauswirtschaftlich helfen und Ältere (ab Pflegestufe 1) aktivieren und beschäftigen - dies nicht ehrenamtlich, sondern als durch die Leistungen der Pflegeversicherung bezahlte Kräfte, die beim Landkreis beschäftigt sind. Pilotvorhaben sind dazu in Erpfting und Geltendorf angestoßen worden.
Das Projekt wird laut Rais-Parsi zunächst zu 70 Prozent staatlich gefördert. Längerfristig, so seine Einschätzung, werde sich das Vorhaben durch die Pflegeversicherung selbst tragen. Die Gemeinde Greifenberg rechnet momentan mit einem eigenen jährlichen Finanzierungsanteil von etwa 15.000 Euro. Ob Greifenberg tatsächlich ab nächstem Jahr Teil der Quartierpflege wird, ließ Rais-Parsi noch offen, denn die finanziellen Mittel seien begrenzt.
Er machte auch klar, „es ist keine optimale Lösung, es geht darum, einen Notstand abzufedern, in den wir gerade hineinrutschen“. Schon jetzt, so sagte er auch, blieben wegen Personalmangels im Landkreis über zehn Prozent der Pflegebetten leer und ambulante Pflegedienste müssten Touren einstellen.
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