„Wir beschäftigen uns heute das vierte Mal mit dem Antrag und sollten jetzt zu einem Beschluss kommen.“ Das schickte Geltendorfs Bürgermeister Robert Sedlmayr (ÖDP) voraus, als es im Gemeinderat um die Frage ging, wie man es mit einem beantragten Kiesabbau zwischen Jedelstetten und Kaltenberg halten will. Konkret bat er darum, das Einvernehmen zu erteilen, Gründe dieses zu versagen, seien nicht gegeben. Genehmigungsbehörde sei das Landratsamt, dort würden vor einer Entscheidung alle Empfehlungen und Anträge geprüft.
Das Gremium war allerdings nicht gefällig, mit 9:9 Stimmen wurde dem Antrag auf die vorliegende Abgrabungsgenehmigung des Prittrichinger Bauunternehmens Ditsch Bau mit anschließender Wiederverfüllung verweigert. Die derzeit geplante Abbaufläche auf einem insgesamt zwölf Hektar großen Acker umfasst etwa drei Hektar. Sie befindet sich im südwestlichen Winkel zwischen der Straße nach Jedelstetten und der sogenannten Panzerstraße. Elisabeth Ziegler von der Geschäftsführung der Baufirma Ditsch geht davon aus, dass auf dieser Fläche der Kiesbedarf ihres Unternehmens für etwa fünf Jahre gedeckt werden könne. Unter einer Lösslehmschicht befinden sich auf der Fläche von drei Hektar schätzungsweise 300.000 bis 400.000 Kubikmeter Rohkies. Die bisherigen Abbauflächen ihrer Firma zwischen Kaltenberg, Walleshausen und Wabern würden in diesem Jahr erschöpft sein, so Ziegler weiter.
Die neue Kiesgrube bei Kaltenberg wäre außerhalb der Kies-Vorranggebiete
Der Abstimmung im Gemeinderat vorangegangen waren intensive, meist ablehnende Wortbeiträge aus dem Gremium. Michael Veneris (Bürgerforum) wandte ein, dass die vorgesehene Fläche kein Vorranggebiet für Kiesabbau sei. Davon gibt es drei im Gemeindegebiet: Anschließend an das bestehende Kieswerk in Jedelstetten in Richtung Unfriedshausen, in der Nähe des Spitzerweihers zwischen Geltendorf, Hausen und Kaltenberg und an der Ostseite der Straße von Kaltenberg nach Walleshausen. Auf der beantragten Fläche zu graben, „ist eine Verletzung unseres Entwicklungswillens“, so Veneris.
Nördlich von Jedelstetten hatte die Firma Ditsch 40 Jahre Kies gefördert, doch eine Erweiterung in diesem Gebiet sei nicht mehr möglich, weil die notwendigen Flächen nicht zu erwerben seien, erklärt Elisabeth Ziegler von der Ditsch-Geschäftsführung. Der jetzt anvisierte Standort entspreche dem Wunsch aus Walleshausen, dort keinen weiteren Kies abzubauen. Durch die Nähe von Kieswerk und Kiesgrube würden Verkehr und Emissionen deutlich reduziert. Der Kies werde wie bisher über die Panzerstraße und nicht durch Jedelstetten transportiert.
Welche Klagen die Bürger in Jedelstetten gegen den Kiesabbau vorbringen
In Jedelstetten wird dieser Punkt ganz anders gesehen. Mehr als 60 Personen aus Jedelstetten, Kaltenberg und Schwabhausen haben eine Petition an die Gemeinde unterschrieben. Darin wird berichtet, die kommunale Verkehrsüberwachung habe an fünf Werktagen 151 Lkw-Durchfahrten in Jedelstetten gezählt – und das, obwohl eine Tonnagenbeschränkung von 7,5 Tonnen gelte. Das vor einem Jahr beschlossene Tempo-30-Limit sei bis heute nicht umgesetzt. Daneben solle die Gemeinde Tempo 60 auf allen Zufahrtsstraßen und ein Lkw-Verbot auf allen Zufahrten nach Jedelstetten außer von Unfriedshausen auszusprechen. Der Schwerlastverkehr geht laut dem Schreiben insbesondere von „ortsfremden Subunternehmern, Spediteuren, Anlieferern und Abholern“ aus. Jedelstetten leide nicht nur unter „verschmutzten Straßen mit knöcheltiefen Schlaglöchern“ und Kies, Sand und Splitt, die von den Lkw herabfallen, sondern auch unter Staub, Lärm und Gerüchen der Bitumenmischanlage neben dem Ort.
Manuela Meyer (Unabhängige Bürger) forderte im Gemeinderat vehement die Aufstellung eines Teilflächennutzungsplans für Kiesabbau. Das habe sie vor drei Jahren bereits angesprochen und in der Folge immer wieder. Stets habe es geheißen, dass sich der Kiesabbau auf das Vorranggebiet beschränken werde. Mit dem Einvernehmen zu dem beantragten privilegierten Vorhaben werde dieses Versprechen aufgeweicht. „Wir müssen unseren Bodenschatz Kies für die Nachwelt sichern“, betonte die Gemeinderätin.
Die Gemeindeverwaltung sieht alle Kritikpunkte zum Kiesabbau in ihrer Stellungnahme berücksichtigt
Geschäftsstellenleiter Patrick Naumann, betonte, die angesprochenen Kritikpunkte seien sämtlich in der Beschlussvorlage beschrieben. Die Genehmigungsbehörde sei gebeten worden, diese zu prüfen und zu berücksichtigen. Da ein Teil des Verkehrs – laut Bürgermeister Sedlmayr handelt es sich dabei um rund 20 Meter – über die Straße Kaltenberg-Jedelstetten sowie zwischen Unfriedshausen und dem Kieswerk abgewickelt werde, habe der Antragsteller die Straßen in sauberem Zustand zu halten. Zudem dürfe der Verkehr nicht durch Jedelstetten führen. Für auftretende Straßenschäden müsse der Betreiber laut Gesetz aufkommen. Die Ausführungen der Brauerei Kaltenberg bezüglich des privaten Brunnens seien zu beachten.
Luitpold Prinz von Bayern hatte sich deswegen auch per Brief an Bürgermeister Sedlmayr gewandt. Seine Hauptsorge gilt dem Grundwasser für seine Brauerei in Kaltenberg. Der Brauereibrunnen fördere Wasser, „das aus Richtung Jedelstetten kommt“, betont Luitpold von Bayern. Werde über den Grundwasserströmen 20 oder 30 Meter Boden abgetragen, könne dies die Druckverhältnisse im Untergrund ändern und dazu führen, dass das Wasser woandershin fließe. Er stellt sich auch die Frage, was nach der Kiesförderung kommt. Sollte etwa Bauschutt eingelagert werden, sei es nie auszuschließen, dass doch eines Tages Schadstoffe ins Grundwasser gelangen.
Die Firma Ditsch weist alle Sorgen ums Wasser für die Kaltenberger Brauerei zurück
Die Firma Ditsch widerspricht dieser Sorge ums Grundwasser. „Die geplante Kiesgrube beeinträchtigt in keinster Weise das Grundwasser“, heißt es in einem Schreiben an den Gemeinderat. Das habe das Wasserwirtschaftsamt bereits festgestellt und das werde im Rahmen des Genehmigungsverfahrens erneut geprüft.
Daneben warnt Luitpold von Bayern auch vor Überlegungen, nach dem Kiesabbau eine Müllsortierung zu errichten. Dies würde zu Geruchsbelästigungen in Kaltenberg und Jedelstetten führen. Ähnliche Befürchtungen äußern auch Anwohner am Ziegelstadel und an der Westseite von Kaltenberg. Sie kritisieren auch, dass die Behörden praktisch keine Informationen über das Kiesabbau-Vorhaben gegeben hätten.