Schon seit ewigen Zeiten nach einem schweren, natürlich gefärbten Baumwoll- oder Leinenstoff gesucht, der perfekt für Dirndl oder mittelalterliches Outfit wäre? Oder nach weiß gebleichtem Baumwollstoff plus Baumwollspitze für die dazu passende Unterwäsche? Und das alles, wie es vor Jahrzehnten in unseren Breiten Standard war? Dann auf nach Kaltenberg: Am Sonntag, 17. November findet dort ein Flohmarkt für Weiß- und Aussteuerwäsche statt. Unsere Redaktion hat mit einer der Organisatorinnen gesprochen.
Die Verkaufsplätze in der Alten Schule, Walleshauser Straße 25a in Kaltenberg, sind bereits vergeben. Zwölf Anbieterinnen werden zwischen 13 und 18 Uhr an mehreren Tischen ihre Schätze präsentieren. Die Stoffe, Heimtextilien ebenfalls, dazu Bett- und Tischwäsche und auch Leibwäsche müssen vor 1980 produziert worden sein. Organisatoren dieses speziellen Flohmarkts sind Marion Stricker aus Kaltenberg und der Verein Kulturverstrickungen mit Sitz in München und Türkenfeld. Dessen Anfänge gehen bis ins Jahr 2011 zurück. „Damals haben wir zu einem Treffen mit dem Titel ,Zeig mir, wie du strickst‘ in München eingeladen“, erzählt die Vorsitzende Agnes Maria Forsthofer. Es folgte „Urban Knitting“ und viele bunte Schals für Bäume entstanden.
Gespenderte Wolle an geflüchtete Frauen weitergegeben
„2015, während der Flüchtlingswelle, waren wir mit riesigen Tüten voller gespendeter Wolle in den Unterkünften unterwegs, um den Frauen nicht nur eine Beschäftigung zu ermöglichen, sondern ihnen auch etwas wie einen neuen Faden ins Leben zu geben.“ Ein Jahr später wurde mit der Vereinsgründung die Gemeinnützigkeit geschaffen. Seither gibt es regelmäßige Treffen in Giesing, Neuperlach, Fürstenfeldbruck zum Stricken und Häkeln. Seit 2020 lebt Agnes Maria Forsthofer in Türkenfeld und wurde auch hier gleich aktiv. In einem ehemaligen Blumenladen eröffnete sie ein „Kreativplatzl“ mit vielen Handarbeitsideen, startete Nachmittage im Linsenmannsaal und veranstaltet seit dem Jahr 2022 regelmäßige Stoff- und Wolle-Flohmärkte.
„Die haben wir begonnen, weil der Verein oft ziemlich massige Stoff- und Wolle Spenden bekommen, die wir nicht verarbeiten können.“ Die Nachfrage nach Verkaufstischen sei immens, betont Forsthofer. „Deshalb würden wir gern in Landsberg, Fürstenfeldbruck oder München größere solche Märkte organisieren. Das scheitert bisher an den hohen Mietkosten, die wir uns als Verein nicht leisten können.“
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Mitte Februar 2025 ist der nächste solche Markt in Türkenfeld. Das Publikum auf diesen Märkten sei bunt gemischt. Es seien vor allem näh-, strick- und häkelverrückte oder -süchtige Frauen, die ver- und gleichzeitig wieder einkaufen. Da bieten nicht nur die Enkel Schätze aus Omas Nachlass zum Kauf an. „Herzlichst mit anzusehen ist, wie glücklich ältere Herren sind, wenn sie Werte ihrer kürzlich verstorbenen Frau präsentieren und Wolle, Stoffe, Nähkästchen so geschätzt werden, dass einiges den Besitzer, die Besitzerin wechselt. „Kinder, die sich zum ersten Mal ans Häkeln trauen, suchen ebenso nach Material wie 96-jährige, topfitte, handarbeitsaffine Damen.“ Sogar Modestudentinnen und -studenten auf der Jagd nach alten Stoffen und ungewöhnlichen Mustern seien schon aufgekreuzt.
Bei einem dieser Märkte war Marion Stricker aus Kaltenberg Anbieterin, gemeinsam mit Agnes Maria Forsthofer wurde der Plan für einen ersten Weißwäsche-Flohmarkt ausgeheckt. „Weißwäsche, das sind die schönen alten weißen Bettwäschen aus Omas Zeiten“, schwärmt Agnes Maria Forsthofer, „die Paradekissen mit den eingehäkelten Mustern, den darauf gestickten Mongrammen.“
Angeboten werden gehäkelte oder fein gestrickte weiße oder eingefärbte Decken, die oft unter Glas auf Kommoden und Nachttischen ihren Platz hatten, handbestickte Leinentischdecken, Servietten aus demselben Stoff, Leinen-Handtücher, wie sie früher in Luxushotels üblich waren, karierte Geschirrtücher, weiße Nachtwäsche oder auch Leibwäsche aus kochfestem Stoff. Das alles sei Weiß- beziehungsweise Aussteuerwäsche. Manches davon sei möglicherweise vor vielen Jahren originalverpackt in einen Dornröschenschlaf versunken und wolle wachgeküsst werden, vermutet die Vereinsvorsitzende und schmunzelt. Letztlich aber stehe über allem der Umweltgedanke, so Forsthofer.
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