Das mittlerweile 9. Dreschfest, das die Freiwillige Feuerwehr Geltendorf ausrichtete, war erneut ein regelrechter Publikumsmagnet. Auf der großen Wiese zwischen Bürgerhaus und der neuen Kindertagesstätte Blumenwiese, wo allerlei bäuerliche Gerätschaften besichtigt und traditionelles Handwerk bestaunt werden konnte, vergnügten und informierten sich nicht nur Geltendorfer.
Anwesend waren auch Gäste mit einer weiteren Anfahrt – die Nummernschilder auf den ausgewiesenen Parkflächen verrieten es. Eine Art "Vorprogramm" für das Dreschfest am Sonntag waren der Bayerische Abend mit den Hurlachern am Freitag und Witzekabarett mit Fonse Doppelhammer am Samstag im großen Festzelt. Das Dreschfest selbst begann mit einem Gottesdienst in der Pfarrkirche Zu den Heiligen Engeln und ging für die bereits Anwesenden nahtlos in Frühschoppen und Mittagessen mit bayerischen Schmankerln und Blasorchester Geltendorf im Zelt über.
Auffällig war, dass die Besucherströme den ganzen Nachmittag über nicht abrissen. Die Vielseitigkeit des Festes konnte aber auch beeindrucken. Da war einmal der große, abgesperrte Platz, auf dem Dreschen anno dazumal vorgeführt wurde. Eine leichte Arbeit war es fürwahr nicht, die Körner für das tägliche Brot aus den Ähren zu klopfen. Hallte zunächst Ende des Sommers das Klopfen der Dreschflegel durch die Dörfer, so sei es mit dem Stiftendrescher zu Beginn des 19. Jahrhunderts schon leichter geworden, erklärte Moderator Christian Schefele.
Beim Dreschen halfen in Geltendorf auch Pferde
Ursprünglich von zwei Männern in Bewegung gesetzt, erledigte diese Arbeit in Geltendorf ein sich Runde um Runde drehendes Pferd. Die Dreschmaschine, an die sich viele der älteren Besucherinnen und Besucher noch erinnern, sei eine weitere Erleichterung gewesen. Allerdings waren bei dem Betrieb des Schlagleistendreschers vom Garben- Aufbinden bis zum Zubinden des ausgedroschenen Strohs sichtlich viele Hände gefordert. Und dann war da noch die „Gsodmaschin“: Damit wurden Stroh kleingehäckselt und zwecks Streckung unter das Heufutter gemischt.
Genug zugeschaut und Bulldog-Abgase eingeatmet? Dann ab zu den Ständen, wo Könner alte und teilweise immer noch relevante Handwerkskunst ausübten. Es wurde Eisen über glühenden Kohlen erhitzt und mit dem Hammer auf einem Amboss geschmiedet, Balken erhielten mit alten Hobeln die richtige Glätte.
Ludwig Bauer zeigte, wie aus mehr als fünf Millimeter dickem Rindsleder ein Becher für Stifte oder Werkzeug wird. Nebenan erholten sich ein paar Wollspender in „Schafis Sommerresidenz“. Wie aus der gereinigten Schur ohne vorheriges Spinnen ein flauschiger Schafwollteppich entsteht, war ebenso zu beobachten wie die viele Arbeit, die es braucht, bis aus Flachs wertvolles Leinen wird. Gefordert bei der Reha nach einer Hirnblutung, wurde das Flechten von Körben und sonstigen Korbutensilien bei einem Herrn zum so großen, ständig verfeinerten und weiterentwickelten Hobby, das er sich damit in Geltendorf zeigte.
Von Flachs bis zum wertvollen Leinen ist es ein anstrengender und arbeitsreicher Weg
Hübsche Wortspielereien haben fleißige Frauen des KDFB Geltendorf auf den zum Kauf angebotenen Utensilien angebracht. Auf den Taschen stand „Für Laib und Seele“ oder „Gebäckträger“. Zirben- oder Traubenkernkisserl, dazu winterliches wie Mütze-Schal-Socken und weitere handgemachte Kleinigkeiten – aller Erlös war für das Kinderheim St. Alban bestimmt. Und natürlich hatten stolze Sammler von alten Maschinen und Geräten ihre Kostbarkeiten angefahren. Vom Vorvorgänger der heutigen Mähdrescher – zum Vergleich stand ein modernes Ungetüm daneben – über etliche aufgeputzte Traktoren bis zum riesigen, auf Hochglanz gewienerten Straßenkreuzer Marke Cadillac waren einige Gerätschaften zu bewundern.
An den sonntäglichen Nachmittagskaffee war natürlich auch gedacht. Fleißige Bäckerinnen hatten nicht nur für ein umfangreiches Kuchen- und Tortensortimenangebot gesorgt. Eindeutige der Renner waren Auszog'ne, Kiacherl beziehungsweise Knienudeln, wie auch immer das köstliche Fettgebäck auch heißen mag. Hunderte davor gingen vermutlich im Laufe des Nachmittags über die Theke.
Woran die Kinder am meisten Spaß hatten? An der Strohballenburg natürlich, wo nicht nur gehüpft und sich versteckt werden konnte. Stroh eignete sich auch wunderbar als Wurfgeschoss, das aufgrund seiner Leichtigkeit niemanden verletzen konnte. Die Strohballen jedenfalls wurden während des Nachmittags auf wundersame Weise kleiner und kleiner.