Startseite
Icon Pfeil nach unten
Landsberg
Icon Pfeil nach unten

Gasbohrung, nein danke: Gemeinderat Reichling fasst Beschluss

Reichling

Gemeinderat Reichling setzt ein Zeichen gegen die Gasbohrung

    • |
    • |
    Die Bürgerinitiative (stehend: Tanja Spindler-Kratzl) informierte in der Gemeinderatssitzung über mögliche Risiken.
    Die Bürgerinitiative (stehend: Tanja Spindler-Kratzl) informierte in der Gemeinderatssitzung über mögliche Risiken. Foto: Manuela Schmid

    Einen entscheidenden Erfolg konnte die Bürgerinitiative Reichling-Ludenhausen erringen: Sie hat nun den Gemeinderat voll auf ihrer Seite. Das Gremium sprach sich gegen die geplanten Gasbohrungen in Reichling aus. Nach einem ausführlichen Vortrag der Bürgerinitiative über mögliche Risiken und einer anschließenden Fragerunde fiel der Beschluss: Mit zwölf zu null Stimmen lehnte der Gemeinderat sowohl den Bescheid für die Gasbohrungen – mit dem das Bergamt Süd bereits Aufwältigungs- und Bohrarbeiten in Reichling genehmigt hat – als auch eine künftige Gasförderung ab. Zu groß sind dem Gemeinderat die potenziellen Gefahren, die damit verbunden wären, wie in der Diskussion in der jüngsten Sitzung schnell klar wurde.

    Gemeinderats-Beschluss hat besonders symbolischen Charakter

    Für die Bürgerinitiative ein Grund zur Freude, auch wenn die Unterstützung des Gemeinderates mehr eine Signalwirkung hat. Denn die Gemeinde kann die Bohrungen durch das Votum nicht verhindern. Die Initiatoren hoffen jedoch darauf, dass der Widerstand der Gemeinde Auswirkungen haben werde. In anderen Orten sei der Widerstand gegen Gasbohrungen schließlich erfolgreich gewesen, wie Tanja Spindler-Kratzl (BI Reichling-Ludenhausen) berichtete. „Wenn wir nichts sagen, rollen wir denen den roten Teppich aus!“

    Bei einer ersten Demo gegen die Gasbohrung waren Anfang Juli rund 100 Menschen dabei.
    Bei einer ersten Demo gegen die Gasbohrung waren Anfang Juli rund 100 Menschen dabei. Foto: Christian Rudnik

    Franz Osterrieder von der Bürgerinitiative wies auf Risiken für die örtliche Feuerwehr bei einem möglichen Austritt von Methangas hin. „Ist das denn mit der Feuerwehr überhaupt schon abgeklärt?“, fragte er. Gemeinderat Bernd Glück war sich jedenfalls sicher: „Das ist für unsere kleine Dorffeuerwehr nicht umsetzbar.“ Glück fragte, was die Gemeinde denn jetzt überhaupt noch für Möglichkeiten hätte, gegen die Bohrungen vorzugehen: „Bleibt nur noch eine Klage?“ Spindler-Kratzl antworte daraufhin, dass die Gemeinde im Rahmen der Genehmigung für die Gasförderung nochmals um eine Stellungnahme gebeten würde. Die Gemeinde könnte dann zumindest „ein Zeichen setzen“.

    Wirtschaftsministerium und Bergamt sollen über den neuen Beschluss informiert werden

    Eine Klage gegen den Bescheid über die Genehmigung der Gasbohrungen wurde im Gemeinderat ebenfalls kurz diskutiert – dann aber einstimmig abgelehnt. Gemeinderat Hans-Jürgen Korn sagte, dass mittlerweile in Deutschland kein Gasnotstand mehr bestehe. Vor diesem Hintergrund könne man vielleicht auch eine Klage riskieren. „Wir hätten nur noch vier Tage Zeit für eine Klage“, gab Alexander Karl zu bedenken. Verwaltungschef Wolfgang Hentschke wies darauf hin, dass die Begründung der Klage auch nachgereicht werden könnte. Wenn auch jetzt nicht geklagt wird, ihren Widerstand will die Gemeinde öffentlich kundtun: Sowohl das Bayerische Wirtschaftsministerium als auch das Bergamt Süd sollen nun darüber informiert werden, dass der Gemeinderat die Gasbohrung und zukünftige Gasförderung ablehne.

    Dass der Gemeinderat in der Sitzung nicht nur die Bürgerinitiative anhörte, sondern gleichzeitig gleich auch einen Beschluss über die Haltung des Gremiums zu den Gasbohrungen fasste, hielt Korn für enorm wichtig. Das hätten die Bürger verdient, betonte er. Stephan Leis fragte nach, wie viele Unterschriften die Bürgerinitiative mittlerweile gegen die Bohrungen eingeholt hätte. Allein aus der Gemeinde Reichling seien es 386 Unterschriften, verkündete Osterrieder. „Es geht um unsere Gesundheit und die Gesundheit unserer Kinder“, unterstrich Gemeinderat Benjamin Graf. „Die Gemeinde hätte von den Bohrungen gar nichts – außer Lärm, Dreck und Abgasen“, sagte Ratsmitglied Walter Dirr.

    Sehr erfreut nahmen die Anwesenden der Bürgerinitiative in der Sitzung die Nachricht auf, dass Landrat Thomas Eichinger einen Protestbrief gegen die Gasbohrungen an das Bayerische Wirtschaftsministerium schreiben werde. Diese Mitteilung hatte Saskia Reinbeck, Energie-Expertin von Greenpeace, von einem Kollegen während der Gemeinderatssitzung auf ihr Handy bekommen. Die Vertreterin von Greenpeace verfolgte zusammen mit der Bürgerinitiative die Sitzung in Reichling, die von Vizebürgermeister Bernhard Pössinger in Vertretung für den entschuldigten Bürgermeister Johannes Hintersberger geleitet wurde.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden