Einen Stillstand erlebten die Beobachterinnen und Beobachter in der letzten Zeit beim Bau der neuen drei Windkraftanlagen im Fuchstaler Gemeindewald. Denn weder ging die erste Anlage wie angekündigt im September in Betrieb noch wurden an der dritten Anlage die Flügel an dem bereits aufgestellten Turm gehängt. Nun informierte das Ingenieurbüro Sing über den weitreichenden Grund für den Verzug. Denn alle neun Rotorblätter, darunter auch die sechs bereits montierten, weisen einen Schaden auf, der beim Transport verursacht worden war.
Ursache war wohl eine fehlerhafte Halterung beim Transport
Bereits im August ein Rotorblatt aus unbekannten Gründen beschädigt und durch eine Nachlieferung im September ersetzt worden (wir berichteten). Im selben Monat kam es dann beim Abladen von dem Selbstfahrer bei einem weiteren Blatt zu einer leichteren Beschädigung, die aber an Ort und Stelle repariert werden konnte. Danach sei dieses durch Experten auf Haltbarkeit und Neuwertigkeit überprüft worden. Dabei arbeitete man mit einem Endoskop, das über ein gebohrtes Loch eingeführt wurde, und man stellte dabei einen 1,50 Meter bis 1,60 Meter langer Riss fest, so Robert Sing vom Ingenieurbüro, der mit dem Abladeschaden nicht in Verbindung stand. Dies veranlasste Enercon auch alle weiteren acht Rotorblätter, das heißt auch die sechs schon montierten, zu untersuchen und bei allen wurde das gleiche Schadensbild festgestellt.
Für Enercon zweifellos ein Mega-Gau, denn betroffen ist nicht nur der Bau in Fuchstal, sondern auch an anderen Standorten. Das Unternehmen lässt die Rotorblätter extern bei dem führenden Konzern „LM Wind Power“ aus Kolding in Dänemark fertigen. Bei einer Untersuchung, ob es sich um einen Herstellerfehler handeln könnte, wurde jedoch ermittelt, dass die Flügel beim Abladen vom Schiff in Cuxhaven noch unbeschädigt waren. Der Riss wurde erst nach dem Transport über 450 Kilometer in Nordrhein-Westfalen registriert, berichtet Sing. Ursache dafür war wohl, dass eine fehlerhafte Halterung auf dem Fahrzeug während des Transportes Druck auf die Blätter ausgeübt hatte.
Rotorblätter in Fuchstal müssen ausgetauscht und repariert werden
Nun müssen alle neun Rotorblätter am Standort der Windkraftanlagen entweder ausgetauscht oder repariert werden. Eine Reparatur kann nur am Boden erfolgen, somit müssen die bereits montierten Teile wieder abgehängt werden. Da hierzu jeweils der Kran aufgestellt wird, handelt es sich um einen aufwändigeren Vorgang. Man werde sich auf jeden Fall dagegen absichern, versichert Sing, sollte es nach einer Reparatur zu Folgeschäden kommen. Auch stehe ein höherer Betrag zur Verfügung, um Verluste wegen des späteren Betriebsbeginns auszugleichen. Die Möglichkeit, mit den beschädigten Flügeln in einen Probebetrieb zu gehen und diesen erst kurz vor der Reparatur zu unterbrechen, habe er aus Haftungsgründen abgelehnt, wies er zudem hin.
Die Rodungsarbeiten für den Bau der drei Windkraftanlagen vom Typ Enercon E-160 mit einer Nabenhöhe von 166 Metern waren im Gemeindewald bereits im Vorjahr erfolgt. Im April dieses Jahres wurde mit einem „Betonierbier“ die Fertigstellung der Fundamente gefeiert. Der spektakuläre Transport der 78 Meter langen Rotorblätter mit einem Selbstfahrer hatte im Sommer zahlreiche Zaungäste nach Leeder gelockt. Insgesamt werden in das Projekt 21,2 Millionen Euro investiert, das Eigenkapital in Höhe von 6,4 Millionen Euro wurde jeweils zur Hälfte von der Gemeinde Fuchstal und den über 200 Anteilsinhaberinnen und Inhabern aufgebracht, die mittlerweile per Mail auch von dem Vorfall unterrichtet wurden. Gerechnet wird mit einem Stromertrag in Höhe von 24 Millionen Kilowattstunden, das entspricht dem der bestehenden vier Anlagen im Staatsforst. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem begleitenden Vogelmonitoring mit Abschalteinrichtung, das deutschlandweit für ein Waldgebiet Modellcharakter besitzt.