Startseite
Icon Pfeil nach unten
Landsberg
Icon Pfeil nach unten

Fuchstal: Senioren-WG im Fuchstal: Vom ersten Tag an wie daheim gefühlt

Fuchstal

Senioren-WG im Fuchstal: Vom ersten Tag an wie daheim gefühlt

    • |
    Die Silke Foigele aus Landsberg (rechts) spricht mit ihrer Schwester, die seit über vier Jahren in der Wohngemeinschaft lebt.
    Die Silke Foigele aus Landsberg (rechts) spricht mit ihrer Schwester, die seit über vier Jahren in der Wohngemeinschaft lebt. Foto: Andreas Hoehne

    Vor etwa acht Jahren habe sie bei ihrer Schwester, die auf einem Bauernhof in einer Einöde im Chiemgau lebte, bemerkt, dass sie immer vergesslicher wurde, berichtet Silke Foigele aus Landsberg. Als im Jahr 2018 schließlich eine Alzheimer Demenz diagnostiziert wurde, war klar, dass sie dort nicht mehr allein bleiben konnte und sie holte sie zu sich nach Landsberg. Aber da das aus Platzgründen auf Dauer keine Lösung sein konnte, habe sie mit ihr zusammen nach einer geeigneten Pflegeeinrichtung gesucht. Mittlerweile lebt die inzwischen 84-jährige ehemalige Kunstmalerin zusammen mit zehn anderen meist von Demenz betroffenen Seniorinnen und Senioren in einer speziellen Wohngemeinschaft in Asch, die in diesen Tagen ihr 15-jähriges Bestehen begeht.

    Angehörige sind froh, solch ein Wohnprojekt in der Region zu haben

    "Die Suche war ausgesprochen schwierig", berichtet Silke Foigele weiter, weil sich ihre Schwester schon beim Anblick der großen Heime in der Umgebung weigerte, sich ihnen auch nur zu nähern. "Doch als im Januar 2019 ein Zimmer in dem behaglichen Wohnhaus an der Ascher Hochanwand frei wurde, konnte ich unser Glück kaum fassen." Das Haus hatte vor etwa 40 Jahren ein Arzt für sich gebaut und dort auch seine Praxis eingerichtet. Und von einer Nachbesitzerin wurde es im Jahr 2008 an die Mobile Pflege Fuchstal verkauft, deren Geschäftsführerin Beate Gürster diese Idee von einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft für pflegebedürftige Menschen hatte. 

    Alzheimer und Demenz

    Im alltäglichen Sprachgebrauch werden die Begriffe "Alzheimer" und "Demenz" oft gleichbedeutend verwandt.

    Der Begriff Demenz stammt aus dem Lateinischen und bedeutet sinngemäß "ohne Geist". Über 50 verschiedene Störungen der Gehirnleistung werden darunter zusammengefasst. Demenz ist also ein Überbegriff und nicht gleichzusetzen mit der Alzheimer-Krankheit.

    Alzheimer ist mit rund zwei Drittel aller Fälle die häufigste Form der Demenz. Weitere Demenzformen sind beispielsweise die Vaskuläre Demenz, die Frontotemporale Demenz, die Lewy-Körperchen Demenz und die Demenz bei Parkinson.

    Obwohl Ursachen und Verlauf unterschiedlich sind, führen alle Demenzerkrankungen zum Abbau der geistigen Fähigkeiten. Das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Typische Symptome einer Demenz sind Störungen des Gedächtnisses, der Sprache, des Denkens, der Wahrnehmung, der logischen Argumentation und des Verhaltens. (dpa/ots)

    Nur ein paar Hundert Meter von dem Standort des neuen Fuchstaler Pflegeheims hat sich die kleine Einheit etabliert, die gerade diesen Heimcharakter vermeiden möchte und die deshalb auch bei den Angehörigen auf große Zustimmung stößt. So spricht Sabine Braunegger aus Denklingen von einem "Sechser im Lotto", dass ihr 83-jähriger Vater dort untergekommen sei. Bei ihm habe die Vergesslichkeit ebenfalls vor etwa sieben Jahren eingesetzt. Er wurde zunächst von der Mobilen Pflege ambulant betreut, dann besuchte er dreimal in der Woche deren Tagesstätte in Asch, bevor er im vergangenen Jahr in die Wohngemeinschaft kam. Dort habe er sich von Anfang an wohlgefühlt und auch nie gesagt, dass er wieder nach Hause möchte. Es sei einfach nur schade, dass es so wenige dieser Einrichtungen gebe, in der ein auch so engagiertes und liebevolles Pflegepersonal tätig sei, sagt Braunegger.

    Angehörige haben einen Schlüssel zu der WG in Asch

    Zur Organisation der Wohngemeinschaft gehört, dass die Seniorinnen und Senioren beziehungsweise deren Angehörige eines der elf Einzelzimmer, die zwischen 13 und 19 Quadratmeter groß sind, anmieten. Zu der Gemeinschaftseinrichtungen gehören fünf Sanitärbereiche, ein Wohnzimmer, die große Küche, die Terrasse und ein Garten mit Teich. Die Angehörigen verfügen über einen Schlüssel zum Haus und können jederzeit zu Besuch kommen. 

    Sie stimmen in einem Gremium über Anschaffungen und allgemeine Belange ab. So zum Beispiel auch über den Umgang mit den Hygienemaßnahmen während der Corona-Pandemie, wo sie ihre eigenen verantwortungsvollen Regeln aufstellen konnten, was einen großen Vorteil gegenüber anderen Einrichtungen bedeutete. Die Kommunikation untereinander funktioniere hervorragend, erklärt Foigele. 

    Ein Schmuckstück des Hauses in Asch ist der Teich, den Beate Gürster von der Mobilen Pflege (rechts) und eine der Bewohnerinnen besuchen.
    Ein Schmuckstück des Hauses in Asch ist der Teich, den Beate Gürster von der Mobilen Pflege (rechts) und eine der Bewohnerinnen besuchen. Foto: Andreas Hoehne

    Die Mobile Pflege Fuchstal sorgt dafür, dass rund um die Uhr jemand im Haus ist, in dem auch auf Wunsch der Angehörigen, die Katzen Pauline und Luna leben. Nanook, Sabine Brauneggers Husky, ist ebenfalls gern gesehener und häufiger Gast in der Gemeinschaft. Mit ihrem Einzug sichern sich die Seniorinnen und Senioren ihr Bleiberecht bis zu ihrem Lebensende. Zum Leben in der Wohngemeinschaft mit ihrer familienähnlichen Struktur gehören unter anderem Gymnastik, Spiele, die Ratsch- und Tratschrunde oder das Vorlesen aus der Zeitung. Teil der aktiven Lebensgestaltung ist auch, dass man ganz nach Wunsch und Talent bei den hauswirtschaftlichen Verrichtungen wie etwa beim Zusammenlegen der Wäsche oder beim Putzen des Gemüses mithelfen kann. 

    In der Wohngemeinschaft im Fuchstal ist immer etwas los

    Demenz lasse sich nicht aufhalten, stellt Beate Gürster, die Geschäftsführerin der Mobilen Pflege, fest. Man könne es aber zumindest verzögern und die Erkrankten hätten in der Wohngemeinschaft die Chance, ein selbst bestimmtes Leben zu führen. Gürster ist bei der Aufnahme für das Erfassen der Biografie zuständig. Für die entsprechend geschulten Pflegekräfte ist es notwendig, die Patienten mit einem Gespräch über ihre Hobbys und ehemalige Berufe auf einer Gefühlsebene zu erreichen. Man wolle ihnen in all den Bereichen helfen, in denen die eigenen Alltagskompetenzen nicht mehr ausreichen. Für die Einrichtung besteht eine Warteliste und es gebe durchaus den Bedarf für eine zweite Wohngemeinschaft, sagt Gürster. Sie sieht aber momentan keine Möglichkeit diese zu verwirklichen. 

    Diana Hamacher, die Bereichsleiterin bei der Mobilen Pflege Fuchstal für die Senioren-WG, freut sich immer über Abwechslungen im Alltag, wie etwa, wenn der Kindergarten oder ein Chor zu Besuch kommen, auch eine Märchenerzählerin war schon zweimal im Haus. Sie kann sich zudem auch vorstellen, dass man gemeinsam das nächste Dorffest besucht. Auch durch die Bewohnerinnen und Bewohner selbst, die am liebsten zusammen- sitzen und sich untereinander gut verstehen, ist immer etwas los, etwa wenn auf dem Keyboard gespielt, debattiert und auch einmal geschimpft wird. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden