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Fuchstal/Hofstetten: Bayerns bester Nachwuchs-Glücksbringer kommt aus Hofstetten

Fuchstal/Hofstetten

Bayerns bester Nachwuchs-Glücksbringer kommt aus Hofstetten

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    Neben Markus Schöpf auf der Leiter stehen sein Chef Stefan Kilian 
(links) und sein Kollege Max Schröder.
    Neben Markus Schöpf auf der Leiter stehen sein Chef Stefan Kilian (links) und sein Kollege Max Schröder. Foto: Andreas Hoehne

    Als Glücksbringer gilt nicht nur zu Silvester ein Kaminkehrer im Haus. Ganz besonderes Glück hat man wohl, wenn Markus Schöpf aus Hofstetten zu einem kommt. Denn der 18-Jährige hat in Würzburg den bayerischen Landesentscheid der „Deutschen Meisterschaft im Handwerk – German Craft Skills“ gewonnen, wie es mittlerweile neudeutsch heißt, und er war auch auf der Bundesebene ganz vorn mit dabei. Mittlerweile arbeitet er als Geselle in seinem ehemaligen Ausbildungsbetrieb bei Bezirkskaminkehrermeister Stefan Kilian aus Pflugdorf.

    Erfolgreicher Nachwuchskaminkehrer wollte eigentlich Landwirt werden

    Eigentlich hatte er Landwirt werden wollen, erinnert sich Schöpf, doch da man keinen Bauernhof besitze, habe sein Vater ihm diese Alternative vorgeschlagen. Als Schüler an der Carl-Orff-Mittelschule in Dießen habe er sich zunächst bei der Ausbildungsmesse in Kaufering über den Beruf informiert und in der achten Klasse ein Praktikum bei Stefan Kilian absolviert. Er liebe es, an der frischen Luft und weitgehend selbstständig zu arbeiten, begründet er seine Wahl und genauso sei er stolz auf die lange Tradition der Kaminkehrer, die man in anderen Teilen Deutschlands auch als Schornsteinfeger tituliert.

    Seine handwerklichen Fähigkeiten bewies er dann, als er als einer von knapp 30 Auszubildenden in der Region München und Oberbayern nach der dreijährigen Lehrzeit Innungssieger wurde. Ähnlich wie bei dieser Gesellenprüfung musste er dann in Würzburg bei der „Bayerischen“ theoretisches und praktisches Wissen beweisen, letzteres etwa bei Messungen an einer Gasheizung und am Ende lag er sogar sehr deutlich vor der Konkurrenz aus den anderen Regierungsbezirken.

    Für die Deutschen Meisterschaften in Hannover hatten sich neben ihm lediglich die Vertreter aus sieben weiteren Bundesländern qualifiziert, da eine Mindestpunktzahl für die Teilnahme erforderlich gewesen war. Dort traf Schöpf dann auf eine sehr starke Konkurrenz. So etwas hätte man noch nie erlebt, hieß es von Seiten der Prüfer über das enge Kopf-an-Kopf-Rennen der Teilnehmer. Schöpf wurmt es etwas, dass er am Ende mit nur sechs Punkten Abstand hinter dem Ersten auf dem undankbaren vierten Platz landete und das bei einer Gesamtzahl von 2000 möglichen Punkten.

    Markus Schöpf als bayerischer Meister zusammen mit 
Landesinnungsmeister Heinz Nether (links) und Landesberufsbildungswart 
Alois Pinzl.
    Markus Schöpf als bayerischer Meister zusammen mit Landesinnungsmeister Heinz Nether (links) und Landesberufsbildungswart Alois Pinzl. Foto: Laura Katharina Anneser

    Stolz auf seinen erfolgreichen ehemaligen „Stift“ ist Stefan Kilian, der seit 37 Jahren als Kaminkehrer tätig ist, aber zuvor nur zwei Mal ausgebildet hatte. Im Jahr 2008 wurde ihm von der Regierung von Oberbayern der Fuchstaler Bezirk übertragen, der von Unterdießen bis Dienhausen reicht. Zu seinen „hoheitlichen“ Aufgaben gehören etwa die Feuerstättenschau oder Bauabnahme, die er auch nicht auf seine Gesellen delegieren darf. Aber schon einmal im Haus übernimmt er auch immer wieder gerne selbst das Kehren des Schornsteins. Für ihn ist es dann das Schönste, wenn er gerade im Herbst oder im Winter auf dem Dach stehen und den Blick auf das beeindruckende Alpenpanorama werfen kann. Aber auch sonst bereue er seine Berufswahl nicht, meint er, obwohl manchmal die Bürokratie überhandnehme.

    Trotz organisatorischer Probleme seien auch Mädchen als Auszubildende bei ihm willkommen, so Kilian, eine Voraussetzung gebe es allerdings für alle, und das sei die absolute Schwindelfreiheit. Da trenne sich im Betriebspraktikum oft schon rasch die „Spreu vom Weizen“. So schlechtes Wetter, dass man nicht aufs Dach könne, gebe es kaum, sind sich Stefan Kilian, sein erster Geselle Max Schröder aus Peißenberg und Markus Schöpf einig. Doch bei starkem Sturm und Eisregen müsse man dann eben eine andere Tätigkeit suchen und in älteren Bauernhäusern lasse sich der Kamin auch vom Dachboden aus fegen. Kein Thema seien übrigens Rußflecken auf der Kleidung. „Welche Flecken?“, reagiert Kilian lächelnd auf eine entsprechende Nachfrage, denn sehen würde man sie auf der Arbeitskleidung natürlich nicht.

    Die Fuchstaler Kaminkehrer sind gerne Glücksbringer

    Überwiegend nett sei die Kundschaft im Fuchstal übrigens, findet Schröder, der seit 14 Jahren im Beruf tätig ist. „Einen schlechten Tag hat jeder einmal“, kommentiert er durchaus freundlich die Ausnahmen von dieser Regel. Gerade wenn ältere Menschen im Haus seien, würden diese ihren Enkeln gleich erzählen, dass ein Glücksbringer ins Haus gekommen sei, stellt der Geselle fest. Und wenn man mal zu zweit zum Brotzeitholen in einen Laden komme, werde das damit kommentiert, dass der nächste Lottogewinn schon so gut wie sicher sei. Auch habe man immer wieder den Wunsch zu erfüllen, sich oder die goldenen Knöpfe doch einmal anfassen zu lassen, was bekanntlich noch mehr Glück bringt, erzählt Schröder lächelnd.

    Eine Antwort auf die Frage, warum denn der Kaminkehrer ebenso wie der Marienkäfer, das vierblättrige Kleeblatt oder das rosa Schweinchen als Glückssymbol angesehen wird, liefert der Bundesverband der Schornsteinfeger. Schon im Mittelalter hätten Kaminkehrer nämlich als wandernde Handwerksgesellen ihre Dienstleistung angeboten. Sie entfernten Rußablagerungen aus den Schornsteinen und sorgten dafür, dass geheizt und gekocht werden konnte und gleichzeitig verringerten sie damit die Brandgefahr. Er sei deshalb ein willkommener Gast gewesen, denn er habe Sicherheit und damit auch Glück ins Haus gebracht, heißt es.

    Mit seiner dunklen Kleidung und dem rußgeschwärzten Gesicht habe der Wandergeselle gleichzeitig ein wenig unheimlich gewirkt. Hinter vorgehaltener Hand habe man sogar davon gesprochen, dass der schwarze Mann böse Geister und sogar den Teufel bezwingen könne. Solche abergläubischen Geschichten hätten, so der Bundesverband, ebenfalls dazu beigetragen, dass der Schornsteinfeger als Glücksbringer angesehen wurde und auch heute noch wird.

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