Es ist Halbzeit in vielen Rathäusern: Die meisten Bürgermeisterinnen und Bürgermeister haben nun schon drei Jahre hinter sich und noch drei Jahre der Legislaturperiode vor sich. Dabei gehen die Gemeindevertreter ihren Job alle unterschiedlich an. Während einige lieber so wenig wie möglich sagen und sich aus der Öffentlichkeit heraushalten, gibt es eben diejenigen, die sich ganz anders positionieren und sich nicht scheuen, auch mal einen Witz auf eigene Kosten zu riskieren.
Das könnte in diesem Jahr denjenigen Bürgerinnen und Bürgern im Fuchstal aufgefallen sein, die regelmäßig und mit Sorgfalt ihr Gemeindeblatt Heimat Fuchstal lesen. Mit jedem Heft eine der zwölf goldenen Regeln zum Umgang mit dem Bürgermeister – der selbst hofft, dass seine Bürger damit umzugehen wüssten.
Bürgermeister wissen alles und sind für alles zuständig
Dort inmitten der Rubrik „Fragen aus der Bevölkerung“ steht er. Teil eins der zwölf goldenen Regeln zum Umgang mit Bürgermeistern: „Erkundigen Sie sich immer persönlich beim Bürgermeister, warum Ihr Gartenhaus noch nicht genehmigt ist. Gerade in einer größeren Gemeinde wird es ihn freuen, dass Sie ihm die Kenntnis über alle Verwaltungsvorgänge zutrauen.“
Die Idee hat Fuchstals Bürgermeister Erwin Karg bei einem Ausflug aller Bürgermeister bekommen, als ein Neueinsteiger die Regeln als Einstand vorgetragen habe. Was dem eingeschworenen Kreis an Rathaus-Chefinnen und -Chefs zuteilwurde, hat sich Karg als Vorsatz für sein Gemeindeblatt genommen. Er ist seit über 20 Jahren Bürgermeister in der Gemeinde. „Da ich ein Mensch mit viel Selbstvertrauen und Humor bin, weiß der Fuchstaler damit umzugehen“, sagt der Bürgermeister auf Nachfrage der Redaktion und fügt noch ein „hoffentlich“ dazu.
In der zweiten Regel ging um das Thema Zuständigkeit: „Ist ein Kanaldeckel locker, eine Straßenlampe defekt oder haben Sie ein Schlagloch gesehen? Vermeiden Sie es, die zuständige Fachkraft im Rathaus anzusprechen. Der Bürgermeister kümmert sich am liebsten selbst um diese Dinge.“ Im Juni wird die Erreichbarkeit des Bürgermeisters in den Vordergrund gerückt: „Rufen Sie Ihren Bürgermeister möglichst am Wochenende oder abends zu Hause an. Oft hat er eine kurze Pause zwischen zwei Terminen und wartet gelangweilt auf Telefonate. Ist er gerade unterwegs, freut sich seine Familie, Ihnen behilflich sein zu können.“
Was bringen die nächsten Heimat-Fuchstal-Ausgaben?
Zuletzt ging es in der Augustausgabe um den Umgang im Rathaus: „Terminvereinbarungen sind überflüssig. Marschieren Sie einfach ins Rathaus und verlangen Sie, Ihren Bürgermeister sofort zu sprechen. So bringen Sie Abwechslung in seinen langweiligen Büroalltag.“ Die Redaktion durfte einen Blick auf die weiteren acht Regeln werfen, die noch in den kommenden Monaten und im kommenden Jahr veröffentlicht werden. Immer wieder wird überspitzt dargestellt, wie vielleicht manch einer oder eine den Umgang mit Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern pflegt und mit dem Gegenteil zu den eigentlichen Umgangsformen gespielt.
Wie gut die Regeln bei Leserinnen und Lesern ankommen, könne Bürgermeister Karg nicht einschätzen. Schließlich sei Humor etwas Subjektives. Aber er habe schon positive Rückmeldung bekommen: „Einige haben sich schon weggeschmissen, aber der Fuchstaler kann das nicht so richtig zeigen, mein Humor ist auch nicht für jedermann so einfach zu verstehen.“ Auf die Frage, ob er mit der Veröffentlichung der Regeln noch einmal mit Humor alles gesagt haben wolle, antwortete der Bürgermeister mit: „Ich glaube, ich habe schon sehr viel gesagt in den letzten Jahren, nur mit der Diplomatie habe ich es nicht so wirklich. Das haben mir meine Eltern nicht in die Wiege gelegt. Ich sage lieber mit einem Wort, was man mit 100 Wörtern verschweigen könnte.“