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Erpfting: Existenz von altem Bauernhaus gefährdet

Erpfting

Altes Bauernhaus in Erpfting: "Unsere Existenz hängt an dem Vorhaben"

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    Clemens und Stephanie Wohlhüter mit ihren Söhnen Felix (links) und Lukas. Das Ehepaar möchte in Erpfting ein altes Bauernhaus abreißen und an selber Stelle einen Neubau errichten.
    Clemens und Stephanie Wohlhüter mit ihren Söhnen Felix (links) und Lukas. Das Ehepaar möchte in Erpfting ein altes Bauernhaus abreißen und an selber Stelle einen Neubau errichten. Foto: Thorsten Jordan

    Dem alten Bauernhaus an der Mittelstetter Straße in Erpfting ist anzusehen, dass es seit Jahrzehnten nicht mehr bewohnt ist: Ziegelsteine kommen an der Fassade zum Vorschein, Fensterscheiben sind herausgebrochen und die Bretter des angrenzenden Stadels morsch. Eigentümer Clemens Wohlhüter hat das Grundstück vor elf Jahren erworben - mit dem Ziel, das Gebäude abzureißen und einen Neubau zu errichten. Wegen des Ensembleschutzes bekommt er für sein Vorhaben aber kein grünes Licht. Der 34-jährige Familienvater wirkt konsterniert: "Es wird viel über Nachverdichtung und die Förderung junger Familien gesprochen - und doch bekommt man ständig Steine in den Weg gelegt." 

    Clemens Wohlhüter ist Erpftinger durch und durch, sein Elternhaus befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft des von ihm gekauften Grundstücks. Dort einmal sein Eigenheim zu errichten, ist ein Traum, der zu platzen droht. Dabei hätte ihm ein Mitarbeiter der Landsberger Stadtverwaltung einst mündlich zugesagt, das Bauernhaus abreißen zu können. 

    Blick ins Innere des Bauernhauses an der Mittelstetter Straße.
    Blick ins Innere des Bauernhauses an der Mittelstetter Straße. Foto: Thorsten Jordan

    Wohlhüters Pläne gerieten aufgrund der Einschätzung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (BLfD) ins Stocken. Die Fachbehörde stimmt einem Abbruch nicht zu, da das bestehende Bauernhaus eine besondere Bedeutung für das Erpftinger Ensemble habe.

    Der Neubau soll sich am Erscheinungsbild des Bauernhauses orientieren

    Ein Gutachten sollte belegen, dass eine Instandsetzung wirtschaftlich nicht zumutbar ist. Der beauftragte Architekt kam zu dem Schluss, dass Wohlhüter rund eine Million Euro investieren müsste, um das bestehende Haus wieder bewohnbar zu machen. Doch die eingereichten Unterlagen reichten dem Landesdenkmalamt nicht aus. Wohlhüter selbst vermutet, dass er für eine Sanierung noch mehr Geld in die Hand nehmen müsste. Denn auch im Inneren ist das Gebäude verfallen. Weite Teile seien einst als Stall genutzt worden. Aufgrund der baulichen Begebenheiten könne er mit einer Renovierung höchstens 60 Quadratmeter Wohnfläche erreichen.

    Die Decke ist zum Teil durchgebrochen.
    Die Decke ist zum Teil durchgebrochen. Foto: Thorsten Jordan

    In der Sitzungsvorlage der Verwaltung hieß es, dass der schlechte bauliche Zustand des Hauses seine Ursache zumindest auch im Versäumnis des Eigentümers habe, Maßnahmen zum Bauunterhalt durchzuführen. Dem widerspricht Wohlhüter. Er habe dafür gesorgt, dass das Gebäude nicht noch weiter verfalle. "Unsere ganze Existenz hängt an dem Vorhaben", so Wohlhüter. Mit seiner Frau Stephanie und den beiden Söhnen lebt der Maschinenbautechniker inzwischen zur Miete in Hurlach. In Erpfting wollten sie etwas schaffen, das in den Ort reinpasse.

    Ein Bauvorhaben direkt gegenüber sorgt für Kritik

    Bereits während der Bürgerversammlung in Erpfting Ende des Jahres 2022 war die Bebauung an der Mittelstetter Straße das bestimmende Thema. Einige Besucherinnen und Besucher sahen eine Ungleichbehandlung. "Manche dürfen bauen, andere aber nicht", beobachtet auch Wohlhüter. "Ich kenne keinen Erpftinger, der noch nicht kämpfen musste. Ein paar sind weggezogen."

    Die Wände wirken marode.
    Die Wände wirken marode. Foto: Thorsten Jordan

    Besonders ins Auge sticht ein Neubau gegenüber seinem Grundstück an der Mittelstetter Straße, der auch auf der Bürgerversammlung thematisiert wurde. Dabei wurde ersichtlich, dass ein aktueller Stadtrat eng mit dem Projekt verbunden ist. Warum wurde für dieses Vorhaben die Genehmigung erteilt? Bereits im Jahr 2002 habe es zu diesem Grundstück eine Voranfrage zu einem Abbruch und einer Neuerrichtung gegeben, teilt Simone Sedlmair, Pressesprecherin der Stadt Landsberg, mit. Das damals bestehende Gebäude sei - anders als im Bebauungsplan dargestellt - jedoch kein Einzeldenkmal gewesen. "Aufgrund der Problematik sehr niedriger Deckenhöhen von weniger als zwei Metern wurde zwischen Bauherren und Landesamt für Denkmalpflege zunächst vereinbart, eine eingehende Untersuchung der Bausubstanz durch einen denkmalerfahrenen Architekten durchführen zu lassen", so

    Letztlich habe das BLfD den Abbruch hingenommen, da zahlreiche einschneidende Umbauten in der Vergangenheit den Bestand schon erheblich verändert hätten und bei einer Sanierung weitreichender Substanzverlust zu erwarten gewesen wäre. Eine auf dieser Grundlage erteilte Baugenehmigung sei nicht umgesetzt, 2017 dann aber ein neuer Bauantrag eingereicht worden, der Befreiungen in Grundfläche, Anzahl der Wohneinheiten und Gestaltung beinhaltet habe. Der Bauausschuss hat dem Vorhaben im Juli desselben Jahres zugestimmt. Eine im Bauantrag dargestellte Holzverschalung sei bei dem Neubau nicht umgesetzt worden.

    Das ist inzwischen geschehen:

    Nach einem Ortstermin stimmte der Bauausschuss im Juli einem Abbruch des Bauernhauses in einer knappen Entscheidung zu. Daraufhin stellten fünf Mitglieder des Stadtrats einen Überprüfungsantrag, der in einer Sitzung im September abschließend behandelt werden sollte. Doch dazu kam es nicht: Bereits Anfang August hatte der Bauherr seinen Antrag zurückgezogen.

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