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Erpfting: Das marode Bauernhaus in Erpfting darf abgerissen werden

Erpfting

Das marode Bauernhaus in Erpfting darf abgerissen werden

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    Das marode Bauernhaus in Erpfting darf abgerissen werden.
    Das marode Bauernhaus in Erpfting darf abgerissen werden. Foto: Christian Rudnik

    Jetzt steht fest: Der Eigentümer darf das marode – und seit Jahrzehnten leer stehende – Bauernhaus auf seinem Grundstück in Erpfting abreißen und an selber Stelle einen Neubau errichten. In einer denkbar knappen Entscheidung setzt sich der Bauausschuss des Landsberger Stadtrats damit über die Beurteilung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (BLfD) hinweg, das das bestehende Gebäude als erhaltungsfähig erachtet. Zuvor wurde ausgiebig diskutiert.

    Vor etwa elf Jahren hat der Erpftinger Clemens Wohlhüter das Grundstück an der Mittelstetter Straße erworben. Ein Mitarbeiter der Landsberger Stadtverwaltung habe ihm einst mündlich zugesagt, das Bauernhaus abreißen zu können, sagte er gegenüber unserer Redaktion. Vor knapp zwei Monaten machte sich der Bauausschuss vor Ort selbst ein Bild von dem alten Bauernhaus an der Mittelstetter Straße. Zu dem Termin war als Vertreter des BLfD auch Thomas Hermann eingeladen. Damals bezeichnete er das Gebäude als prägend für das denkmalgeschützte Ensemble in Erpfting und die äußere Hülle als erhaltenswert. Als weitere wesentliche Fragen müssten geklärt werden, ob das Gebäude auch erhaltensfähig sei und ob eine Sanierung für den Eigentümer überhaupt zumutbar wäre.

    Im Mai gab es einen Vorort-Termin des Landsberger Bauausschusses auf dem Grundstück.
    Im Mai gab es einen Vorort-Termin des Landsberger Bauausschusses auf dem Grundstück. Foto: Christian Rudnik

    Laut Sitzungsvorlage legte der Bauherr Mitte Juni eine überarbeitete Schadenskartierung vor. Tags darauf folgte eine Stellungnahme des Landesamts. "Aus den Unterlagen geht hervor, dass die untersuchten und für das Ensemble wesentlichen Bereiche des Anwesens (Außenfassaden, Dach- und Tennentragwerk, Stalltüre, Fenster) weitgehend erhaltungsfähig sind", heißt es in dem Schreiben. Die formulierten erforderlichen Sanierungsmaßnahmen bewegten sich im üblichen Rahmen – inwieweit das Dachtragwerk über dem Wohnteil repariert werden müsste, könne den Unterlagen nicht entnommen werden. "Selbst ein umfangreicherer Substanzaustausch würde jedoch keinen Verlust der Denkmaleigenschaft mit sich bringen, da das Dachtragwerk nur insgesamt rund ein Viertel der gesamten Holzkonstruktion umfasst." 

    Innerhalb der Fraktionen gibt es unterschiedliche Meinungen

    Mit Reparatur- und Sanierungsarbeiten ließe sich das äußere Erscheinungsbild erhalten. Selbst wenn das Bauernhaus zukünftig nur erdgeschossig genutzt werden würde, böte es eine Wohnfläche von rund 160 Quadratmetern, so das BLfD, da es vollständig ausgebaut werden könnte. Denn die Binnenstrukturen seien nicht denkmalgeschützt und müssten nicht erhalten werden. Die Frage der Zumutbarkeit einer umfassenden Renovierung wurde laut Sitzungsvorlage nicht weiter geprüft.

    Blick ins Innere des Gebäudes an der Mittelstetter Straße.
    Blick ins Innere des Gebäudes an der Mittelstetter Straße. Foto: Christian Rudnik

    Bei dem Ortstermin im Mai wurde auch ersichtlich, dass das Ensemble in Erpfting aufgrund von Bautätigkeiten schon des Öfteren gestört wurde. Laut Katja Kaus ist bei den Vorhaben jedoch sowohl bei Einzeldenkmälern als auch im Bereich des Ensembleschutzes immer eine Abstimmung mit dem BLfD erfolgt. Wenn einem Abriss des Bauernhauses an der Mittelstetter Straße zugestimmt werde, sei das ein "ziemlicher Affront" gegen das Landesamt.

    Unter den Mitgliedern des Bauausschusses folgte eine lebhafte Diskussion, auch innerhalb der Fraktionen war man teilweise unterschiedlicher Meinung. "Es ist eine Bruchbude, die weggehört", sagte Erpftings Ortssprecher Markus Salzinger (UBV). In den vergangenen zehn Jahren seien bis zum Schluss bewohnte Häuser in deutlich besserem Zustand abgerissen worden. Auch sein UBV-Kollege Wolfgang Neumeier fand deutliche Worte. Das BLfD habe sich in diesem Fall diskreditiert, weil es in Erpfting "nicht stringent eine Linie weiterverfolgt hat". Auch Karl Egger (Grüne) sprach sich für einen Abriss aus und griff eine Aussage von Thomas Goppel, Vorsitzender des Landesdenkmalrats, beim Ortstermin auf: Es müsse eine Entscheidung gefunden werden, die den Menschen gerecht werde.

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    Landsberger Stadträte besichtigen das marode Bauernhaus in Erpfting. Impressionen vom Vorort-Termin.

    Die Denkmalschutzreferentin warnt vor einem Präzedenzfall

    Die Denkmalschutzreferentin Petra Ruffing (CSU) warnte hingegen davor, einen Präzedenzfall zu schaffen. "Wir müssen klar sagen, dass der Denkmalschutz vorgeht, sonst ist er in Erpfting obsolet." Das BLfD sei überraschend deutlich gewesen und er tue sich schwer, sich darüber hinwegzusetzen, sagte auch Dritter Bürgermeister Felix Bredschneijder (SPD). Wolfgang Weisensee (Landsberger Mitte) kritisierte, dass dem Bauausschuss noch keine konkreten Pläne für einen möglichen Neubau vorlägen. "Wir haben nichts in der Hand."

    Laut Petra Kohler-Ettner (CSU) sind bereits Entwürfe zu dem Bauvorhaben gezeigt worden. Sie sei sich sicher, dass sich der Eigentümer als Erpftinger an die Vorgaben halten werde. Nach zahlreichen Wortbeiträgen beantragte Klaus-Dieter Völkel letztlich erfolgreich die Beendigung der Debatte. "Wir drehen uns im Kreis", sagte er. 

    Dem Antrag auf Vorbescheid zur Errichtung eines Doppelhauses, verbunden mit dem Abbruch des kleinbäuerlichen Anwesens, wurde entgegen der denkmalfachlichen Beurteilung des BLfD denkbar knapp zugestimmt (7:5 Stimmen). Im Beschluss ist zudem festgehalten, dass der Eigentümer die Vorgaben des Bebauungsplans – einschließlich der gestalterischen Vorgaben – vollumfänglich einhalten muss.

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