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Eresing: Wie klimaschädlich ist das Pflaumdorfer Moos?

Eresing

Wie klimaschädlich ist das Pflaumdorfer Moos?

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    Das Pfaumdorfer Moos ist ein mehr als 200 Hektar großes trockengelegtes Niedermoor, das sich von St. Ottilien (im Bild) im Norden fast bis zur A96 und von Pflaumdorf bis kurz vor Eresing erstreckt.
    Das Pfaumdorfer Moos ist ein mehr als 200 Hektar großes trockengelegtes Niedermoor, das sich von St. Ottilien (im Bild) im Norden fast bis zur A96 und von Pflaumdorf bis kurz vor Eresing erstreckt. Foto: Gerald Modlinger

    Nicht nur die Nutzung von Gas, Öl und Kohle erhöht die Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre, das als Ursache für die Klimaerwärmung angesehen wird, sondern auch die vom Menschen vorgenommenen Veränderungen der Umwelt. Im Blick sind dabei seit einiger Zeit besonders trockengelegte Moore. Auch im Landkreis Landsberg sind Moore vor allem zu Beginn der 20. Jahrhunderts entwässert und landwirtschaftlich besser nutzbar gemacht worden. Solche trockenfallenden Moore setzen Kohlendioxid frei. Vor diesem Hintergrund hat der Eresinger Gemeinderat jetzt eine moorökologische Untersuchung des Pflaumdorfer Mooses beauftragt. Woanders im Landkreis wird schon seit längerer Zeit die Renaturierung zweier Moore vorbereitet.

    Die Moorlandschaften im Landkreis Landsberg lassen sich grob in zwei Abschnitte gliedern. Im Süden finden sich überwiegend Hochmoore (bayerisch "Filz"). Das sind sehr nährstoffarme Flächen, die durch Niederschläge mit Wasser versorgt werden. Nördlich der A96 herrschen Niedermoore (bayerisch "Moos") vor. Sie entstehen durch Überstauung mit Wasser und sind eher nährstoffreich. Werden sie durch Gräben entwässert, entstehen daraus passable Böden für Wiesen und Äcker. Beispiele dafür finden sich im Tal des Verlorenen Bachs und seiner Nebenbäche, im obersten Paartal zwischen Walleshausen, Hausen und Kaltenberg und im Pflaumdorfer Moos, das sich allein auf Eresinger Gemeindegebiet auf mehr als 200 Hektar erstreckt.

    Das Pflaumdorfer Moos besteht vor allem aus Wiesen und einigen Äckern

    Das Pflaumdorfer Moos lässt sich wiederum in zwei Teile unterscheiden. Die weitaus größte Fläche bildet Grünland mit kleinen Ackeranteilen. Nur etwa neun Hektar, die im Wesentlichen den kleinen Torfstich-Grundstücken beiderseits der Pflaumdorfer Straße entsprechen, sind praktisch nicht landwirtschaftlich nutzbar.

    Die von der Gemeinde beauftragte und von der Regierung finanzierte Moorstudie solle nun weitere Erkenntnisse zum Zustand des Pflaumdorfer Mooses liefern, etwa wie es um den Wasserhaushalt und die Tier- und Pflanzenwelt bestellt ist, erklärt Bürgermeister Michael Klotz. Außerdem gehe es um Empfehlungen für eine "klimarelevante Optimierung". "Daraus ergeben sich aber keinerlei Verpflichtungen", versichert Klotz insbesondere mit Blick auf die Landwirtschaft, "es gibt keine Maßnahmen gegen den Willen der Grundstückseigentümer."

    In den Oberen Filzen bei Issing könnte in Kürze das erste Moorrenaturierungsprojekt des Landratsamts praktisch umgesetzt werden.
    In den Oberen Filzen bei Issing könnte in Kürze das erste Moorrenaturierungsprojekt des Landratsamts praktisch umgesetzt werden. Foto: Gerald Modlinger

    Ein großer Einzelnutzer des Pfaumdorfer Mooses ist das Kloster St. Ottilien, aber auch für etliche Landwirte aus Eresing und Pflaumdorf bildet das Moos eine wichtige Grundlage für ihre Betriebe, so etwa für Michael Widemann aus Eresing. Widemann sorgt sich dabei nicht unbedingt vor direkten Eingriffen oder praktischen Einschränkungen durch einen höheren Grundwasserstand. Allerdings: Die meisten Grundstücke werden inzwischen nicht mehr von den Eigentümern bewirtschaftet, sondern sind von den wenigen verbliebenen Landwirten zusammen gepachtet. Viele Verpächter hätten schon seit Generationen keinen Bezug zur Landwirtschaft mehr und könnten möglicherweise, so befürchtet Widemann, auch im Hinblick auf mögliche staatliche Förderungen künftig ihre Flächen eher dem Naturschutz als der Landwirtschaft zur Verfügung stellen. Neben Flächen etwa für Bauland und Solarfelder könnte der Landwirtschaft weiteres Land entzogen werden. Und am Ende könnte Folgendes passieren: "Ich kenne einen Kollegen in Argentinien, der erzählt, dass die Stimmung in Südamerika so ist, wir müssen Gas geben, weil in Europa die Landwirtschaft abgeschafft wird". Die Folge, so Widemann: In Südamerika würde erst recht der Regenwald abgeholzt.

    Wir sind wieder beim Klima angekommen. Wenn Moore trockengelegt werden, reduziert sich die Torfschicht, das früher in Wasser eingeschlossene abgestorbene organische Pflanzenmaterial zersetzt sich und Sauerstoff und Kohlenstoff reagieren zu Kohlendioxid. Die Landschaftsökologin Cornelia Siuda aus Kottgeisering spricht von 30 (bei Grünland) bis 50 (bei intensivem Ackerbau) Tonnen Kohlendioxid pro Jahr und Hektar. Legt man 30 Tonnen pro Hektar zugrunde, würde das über 200 Hektar große Pflaumdorfer Moos im Jahr etwa so viel Kohlendioxid freisetzen wie 3900 dieselbetriebene Kompaktwagen, wenn sie im Jahr 15.000 Kilometer gefahren werden. Ein intaktes Moor entzieht hingegen der Atmosphäre das klimaschädliche Gas, wenn die Pflanzen Kohlendioxid aus der Luft in Sauerstoff und Kohlenstoff umwandeln, der dann im feuchten Moor unter Sauerstoffabschluss gebunden bleibt.

    Stößt die landwirtschaftliche Nutzung des Pflaumdorfer Mooses an Grenzen?

    Vorbehalte der Landwirtschaft gegen die Renaturierung von Mooren hält Siuda für nicht nachvollziehbar. Sei erst einmal in Jahrzehnten oder Jahrhunderten die Torfschicht vernichtet, werde auch auf den darunter- liegenden Tonboden nichts mehr wachsen. Anzeichen für eine solche Entwicklung sieht Martin Felber vom Landesbund für Natur- und Vogelschutz (LBV) auch bereits im Pflaumdorfer Moos. Während des regenreichen Frühjahrs sei an etlichen Stellen im Moos das Wasser gestanden. Das zeige, dass der Moorboden schon teilweise degeneriert sei, kein Wasser mehr speichern könne und damit die landwirtschaftlichen Erträge im Sommer reduziert werden. Cornelia Siuda sieht nur die Möglichkeit, die Moore unter ihren natürlichen Bedingungen zu nutzen. Statt darauf Viehfutter anzubauen, sollte Moorland extensiv genutzt werden, etwa um Fasern für Dämmstoffe zu gewinnen oder Wasserbüffel weiden zu lassen.

    Was das Landratsamt in den Issinger Filzen vorhat

    Das Landratsamt richtet – 2019 auch angestoßen durch einen Antrag der Grünen im Kreistag – derweil den Blick auf die Filze im Süden. Filze haben anders als die Moose kaum einen land- oder forstwirtschaftlichen Wert. Da sind zum Beispiel das Obere Filz (etwa 15 Hektar) und die Tannenfilze (rund 20 Hektar) östlich von Issing. 

    Das Obere Filz gehört zum allergrößten Teil der Gemeinde Vilgertshofen, und diese sei mit einer Vernässung einverstanden, sagt Bürgermeister Albert Thurner. Die Renaturierungsplanung liege vor, erklärt Rainer Fuß von der Unteren Naturschutzbehörde. Vielleicht sogar noch in diesem Jahr könnte begonnen werden, sie umzusetzen und die Entwässerungsgräben in einem gewissen Grade aufzustauen. Daneben müsse der Nährstoffeintrag aus benachbarten landwirtschaftlichen Flächen verringert werden, denn nur so könnte sich die hochmoortypische Pflanzengesellschaft erhalten.

    Das Tannenfilz bei Issing ist weitgehend mit verschiedenen Laubgehölzen, aber auch einzelnen angepflanzten Fichten bewachsen.
    Das Tannenfilz bei Issing ist weitgehend mit verschiedenen Laubgehölzen, aber auch einzelnen angepflanzten Fichten bewachsen. Foto: Gerald Modlinger

    Etwas mühsamer gestaltet sich die Wiedervernässung der Tannenfilze. Bei der vor über 200 Jahre erfolgten Gemeindegrundverteilung erhielt jedes Anwesen in Issing einen Streifen Land mit rund einem Tagwerk Fläche. Das Landratsamt versuche möglichst viele Stücke zu kaufen, zu pachten oder zumindest die Zustimmung der Eigentümer für eine Wiedervernässung zu erhalten. Doch obwohl die Flächen land- oder forstwirtschaftlich praktisch ohne Wert seien, machten manche Eigentümer nicht mit, bedauert Fuß. Die Behörde versuche nun, die Tannenfilze zumindest stellenweise wiederzuvernässen. 

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