„Sonne für die Seele“ verspricht derzeit ein Werbespot bei Einnahme eines bestimmten Nahrungsergänzungsmittels. Die Künstlerin Gabriele Lockstaedt fängt solche gerade in den dunklen Wintermonaten positiven Vibes auf ihre Art ein: Sie geht in der hellen Jahreszeit mit offenen Augen durch die Natur rund um ihren Wohnort. Was sie dort sieht, bannt sie in ihrem Atelier mit dem ihr eigenen künstlerischen Blick auf meist große Leinwände und schafft so ganz ohne Pillen Sonne für die Seele, für sich selbst und für alle Kunstinteressierten, die sich bei der Betrachtung darauf einlassen. Diese Wirkung auszuprobieren, ist derzeit und noch bis in den März hinein im KultuRathaus Eresing möglich. Dort zeigt der Verein Vis-a-vis unter dem Titel „Twilight“ noch nie öffentlich präsentierte Bilder von Gabriele Lockstaedt.
Sie sind Teil der Werkreihe „Golden Times“ und bringen mit ihren leuchtenden, ja strahlenden Farben eines herbstlichen Blätterwaldes viel Licht in das Foyer des Hauses. Bei der Vernissage war das Interesse an der Schau bereits so groß, dass sich Organisator, Kurator und Vereinsvorsitzender Christian Burchard in seiner Begrüßung zu einem kleinen Wortspiel hinreißen ließ: „Gabriele Lockstaedt lockt viele Interessierte nach Eresing.“ Lockstaedts Werke seien wie ein Weg in den Frühling, betonte Laudator Dr. Thomas Goppel. Der frühere Staatsminister hob deren exzellente, positiv stimmende Strahlkraft hervor. Die Künstlerin habe den Blick für das Kleine und gleichzeitig auch für das große Weite. Beides verbinde und verarbeite sie mit eigenem Gedankengut.
Bei Gabriele Lockstaedt verändert sich Abstraktes zum Gegenständlichen
Die Künstlerin Gabriele Lockstaedt beziehungsweise ihre Handschrift, ihr Sujet sind in den Werken der aktuellen Schau in Eresing erkennbar. Das ist einmal ihrer Art, Kunst auf Leinwand sichtbar zu machen, geschuldet. Lockstaedt arbeitet ausschließlich mit Pigmenten. Pinsel, egal welcher Art, kommen nicht zum Einsatz, dafür Tapes, um Strukturen zu begrenzen, sichtbar zu machen. Die hingesiebte, scheinbare Zufälligkeit der Pigmente vermittelt bei der Entstehung des Bildes Abstraktion. Faszinierend allerdings ist, wie diese sich bei der fertigen Arbeit beinahe zum Gegenständlichen hin verändert.
Genauso in dieser leicht verschwommenen pittoresken Unwirklichkeit sieht der Spaziergänger den Wald. Von der Künstlerin eingefangene Lichteinfälle verstärken den Eindruck und machen ihn zu einem magischen Erlebnis.
Am Ende muss der Betrachter seine Deutung selbst vornehmen
In seltsamem Gegensatz dazu ragen die mittels Abkleben entstandenen Baumstämme kerzengerade von einem Bildrand zum anderen. Und noch eine Eigenheit fällt auf. Die Bilder sind zweideutig. Wer davor steht, kann sich einer großen Tiefe, einer Dreidimensionalität nicht entziehen. Eigentlich: Könnten die an der Oberflächen der Leinwand schwebenden, scharf abgegrenzten Blätter nicht auch auf einem Wasser schwimmende Moosbällchen oder gar ein Fischschwarm sein? Dann wäre die Darstellung nicht der Blick auf das reale Motiv, sondern auf dessen Spiegelung auf einer Wasseroberfläche. „Es bleibt dem Betrachter überlassen, wie er die Bilder deuten will“, meint Lockstaedt dazu schmunzelnd.
„Twilight“: neue Arbeiten unter anderem aus der Werkreihe „Golden Times“ von Gabriele Lockstaedt im KultuRathaus Eresing, Kirchstraße 2; Öffnungszeiten bis Ende März Montag und Mittwoch von 16.30 bis 18.30 Uhr, Freitag von 15 bis 16.30 Uhr.
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