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Erdgasbohrung statt Energiewende in Bayern: Bundestagsabgeordnete schiebt Aufgabe wieder Aiwanger zu

Reichling

Erdgasbohrung statt Energiewende: Bundestagsabgeordnete schiebt Aufgabe wieder Aiwanger zu

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    Bundestagsabgeordnete Lisa Badum (Die Grünen) kam am Bohrplatz in Reichling mit den Aktivisten ins Gespräch.
    Bundestagsabgeordnete Lisa Badum (Die Grünen) kam am Bohrplatz in Reichling mit den Aktivisten ins Gespräch. Foto: Christian Rudnik

    Es ist eine übersichtliche Runde, die sich am Donnerstagmittag oberhalb des geplanten Gasbohrungsplatzes in Reichling trifft. Aber es ist auch kein öffentlicher Termin, wie es die Demos gegen das Gasprojekt im Landkreis Landsberg zuletzt waren. Zwölf Vertreterinnen und Vertreter der Bürgerinitiative Reichling-Ludenhausen, des BUND Naturschutzes, Greenpeace und des Klimacamps waren vor Ort, um die Bundestagsabgeordnete Lisa Badum (Grüne) zu begrüßen und mit über die Bohrung zu sprechen.

    Bürgerinitiative Reichling-Ludenhausen wünscht sich Unterstützung auf Bundesebene

    Tanja Spindler-Kratzl, die zur Bürgerinitiative gehört, freut sich über den Besuch. Das Thema würde immer größere Kreise ziehen. Badum, die selbst aus dem fränkischen Forchheim stammt und im Wahlkreis Bamberg auf der Liste der Grünen steht, ist Vorsitzende im Bundestagsausschuss für Klimaschutz und Energie. Doch eine Chance, Gasbohrungen in der Region aufzuhalten, sehe sie nicht in erster Linie auf Bundesebene, sondern bei der Entscheidung des Freistaats, eine Förderabgabe zu erheben und Gasbohrungen wirtschaftlich unattraktiv zu machen. „Es ist interessant, dass Aiwanger auf den Bund verweist, obwohl er die Gasunternehmen quasi eingeladen hat.“

    Badum lässt sich nach ihren ersten Worten erklären, wie sich die Situation in Reichling entwickelte und fragt, was die Erwartungen an ihre Partei seien. Spindler-Kratzl erzählt ihr daraufhin von der Bürgerversammlung 2021, in der zwar von einer Gasbohrung gesprochen worden sei, aber auch gesagt wurde, es werde einen Informationsabend geben. Und schließlich von der Bürgerversammlung Anfang des Jahres, bei der die Bürgerinnen und Bürger vor vollendete Tatsachen gestellt worden seien. Dankbar sei sie über die Unterstützung der Politikerinnen und Politiker, die sich in den vergangenen Monaten gegen die Gasbohrung positioniert hätten. „Anstatt sich hinter Paragrafen zu verstecken und zu sagen, dass es nicht in ihrer Hand liegt.“

    Chris Baier (Fridays For Future/Klima Camp), Saskia Reinbeck (Greenpeace), Lisa Badum (Grünen-Bundestagsabgeordnete), Tanja Spindler-Kratzl (Bürgerinitiative) Julika Schreiber (Bund Naturschutz).
    Chris Baier (Fridays For Future/Klima Camp), Saskia Reinbeck (Greenpeace), Lisa Badum (Grünen-Bundestagsabgeordnete), Tanja Spindler-Kratzl (Bürgerinitiative) Julika Schreiber (Bund Naturschutz). Foto: Christian Rudnik

    Auf Bundesebene würde die Bürgerinitiative sich wünschen, dass sich etwa Wirtschaftsminister Robert Habeck ebenfalls gegen die Gasbohrungen in Süddeutschland ausspricht, so wie er bei der Bohrung in Borkum gemacht habe. Julika Schreiber vom Bund Naturschutz fordert, dass die Grünen mehr Druck bei dem Ausbau der Windkraft in Bayern machen sollten. Die Aktivisten sprachen zudem ihre Bedenken an, dass die Förderung von heimischem Gas immer noch in der Planung zur deutschen Energiesicherheit beinhaltet sei und ob man das nicht streichen könnte.

    Über 16.000 Menschen unterschreiben gegen Gasbohrungen im Landkreis Landsberg

    Auf die Frage, wie denn der Bürgermeister von Reichling zu dem Thema stehe, sagt Spindler-Kratzl zu ihr: „Im Juli gab es im Gemeinderat einen Beschluss, sich gegen die Gasbohrung zu positionieren. Mit 12:0 Stimmen. Der Bürgermeister war leider abwesend, aber ich nehme an, er wäre auch dagegen gewesen.“ Die Antwort von Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger auf Landrat Thomas Eichingers offenen Brief kommentiert sie damit, dass man dem Landrat trotzdem dankbar sei, sich nachträglich gegen das Projekt gestellt zu haben. Seit die Bohrung mehr öffentliche Aufmerksamkeit bekomme, sei der Aktienkurs des Gasunternehmens nicht mehr so gut. Positiv sei auch der Beschluss aus Dießen, der Genexco bei ihrem Trinkwassernotfallkonzept nicht zur Seite zu stehen. „Ich habe die Hoffnung, dass der Zaun steht und jetzt nichts mehr passiert“, sagt Spindler-Kratzl.

    Die Versicherungslage, der Trinkwasser-Notfallplan, die Umweltschäden und die Förderungsabgabe. Die Anregungen möchte Badum zum Landesparteitag der Grünen am 19. Oktober in Würzburg mitnehmen. „Ich kann Öffentlichkeitsarbeit machen. Unmittelbar muss Bayern erst mal handeln und Aiwanger etwas machen.“ Währenddessen brachte Klimacamp-Organisator und Sprecher Chris Baier an, dass die 900 Unterschriften, die in Reichling und umliegenden Gemeinden gesammelt wurden, als Petition eingereicht werden sollten, um eine Reaktion der Regierung zu erreichen. Währenddessen hat das Umweltinstitut München bereits über 16.000 Stimmen bei einer Online-Unterschriftenaktion gesammelt.

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