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Epfach: Milchbauernabend in Epfach: „Wir wollen so wenig Politik wie nötig“

Epfach

Milchbauernabend in Epfach: „Wir wollen so wenig Politik wie nötig“

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    Denklingens Bürgermeister Andreas Braunegger, Albert Füracker, Ludwig Hartmann, Manfred Gilch (BDM), Matthias Schelkle, Vorstand Trachtenverein Epfach und Hans Leis (BDM) diskutierten in Epfach über die Zukunft der Milchbauern in Bayern.
    Denklingens Bürgermeister Andreas Braunegger, Albert Füracker, Ludwig Hartmann, Manfred Gilch (BDM), Matthias Schelkle, Vorstand Trachtenverein Epfach und Hans Leis (BDM) diskutierten in Epfach über die Zukunft der Milchbauern in Bayern. Foto: Dagmar Kübler

    Im Rahmen des Lechgautrachtenfests wurde es auch politisch. Albert Füracker (CSU) und Ludwig Hartmann (Grüne) nahmen Stellung zur Milchpolitik. Die Reaktionen zeigten, dass einige Positionen der Grünen bei den Milchbauern durchaus gut ankommen und die

    Milchbauern fordern bessere Preise

    Die Milchviehbauern wollen mehr Mitspracherecht und nicht mehr der Spielball zwischen Politik, Molkereien und Vermarktern sein. Das machte der Vorstand des Bundesverbandes der Deutschen Milchviehhalter (BDM) Manfred Gilch beim Milchbauernabend in Epfach deutlich. Die Agrarpolitik solle sich nicht darauf reduzieren, Gelder zu verteilen und Auflagen zu machen, sondern die Bauern in der Vermarktung stärken, sodass sie auf Augenhöhe mit den anderen Marktteilnehmern stünden. Der BDM fordert, dass das Einkommen der deutschen Milcherzeuger grundsätzlich durch die Arbeit und das Produkt der Milcherzeuger erwirtschaftet werden sollte und die existenzielle Abhängigkeit der Betriebe von öffentlichen Geldern zu reduzieren. 

    Gilch kritisierte, dass die Vermarktung wie vor 100 Jahren geregelt sei. Noch immer müssten die Bauern an Genossenschaften abliefern und seien Restgeldempfänger. „Das muss sich ändern. Vor der Lieferung an die Molkereien muss der Milchpreis bereits feststehen“, forderte Gilch. Europaweit geltende Verträge sollten diese Praxis festlegen. „Wir wollen so wenig Politik wie nötig. Und wir brauchen eine Organisation auf europäischer Ebene. Dann haben die Bauern mehr Marktverantwortung und mehr Teilnahme am Markt“, so Gilch. 

    Über 1000 Höfe beenden jährlich die Milchwirtschaft

    Seit rund zwei Jahren steht der BDM mit den bayerischen Grünen in einem intensiven Austausch. Beim Milchgipfel in München wurden Maßnahmen festgelegt, um den Preisverfall bei Milch zu stoppen. Durch geringfügiges Eingreifen in den Markt solle die Menge gesteuert werden, sagte Ludwig Hartmann (Grüne). Die Ergebnisse des Milchgipfels habe er nach Berlin weitergegeben. Zwar zeigte sich am Milchabend in Erpfting eine sanfte Annäherung der Milchbauern mit den Grünen, jedoch nicht mit der Leistung von Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft. Von seiner Seite gäbe es nur große Versprechungen und nichts Greifbares, so Gilch, der sich in seiner Rede kämpferisch zeigte: „Wir werden einen Gang hochschalten, und wir Milchbauern sind aus besonders zähem Holz geschnitzt.“ 

    Ludwig Hartmann begleiteten zwar Pfiffe auf seinem Weg zum Rednerpult, jedoch erntete er für manche Punkte seiner Rede durchaus auch Applaus, so für seine Ankündigung, dass sich die grüne Politik vom „Wachsen oder Weichen“ der vergangenen Jahre verabschieden und damit das Höfesterben stoppen wolle. Über 1000 Höfe beenden jährlich die Milchwirtschaft. Hartmann sprach sich ausdrücklich für Tierhaltung in Bayern aus. „Die Kuh ist eine geniale Erfindung und ein Wunder der Natur. Sie gehört zu

    Bayerischen Bauern verkaufen für zehn Milliarden Euro jährlich Agrarprodukte

    Albert Füracker (CSU), Bayerischer Staatsminister der Finanzen und für Heimat, der früher selbst Landwirt war, bescheinigte politischen Eingriffen in den Milchmarkt beispielsweise durch Milchquoten ein Scheitern. Die Märkte seien volatil, Bayern produziere 1,7-mal so viel Milch, wie im Land benötigt würde, deshalb bräuchte es Käufer. Im BDM sind ein Drittel der aktiven deutschen Milcherzeuger organisiert, die etwa 40 Prozent der in Deutschland erzeugten Milch produzieren. „Die bayerischen Bauern verkaufen für zehn Milliarden Euro jährlich Agrarprodukte und profitieren von den offenen Märkten.“ Füracker stand den Vorschlägen des BDM kritisch gegenüber. 

    Er sprach sich dagegen aus, aus Gründen des Klimaschutzes den Tierbestand abzubauen, sondern setzte auf Nahrungsmittelsicherheit. Unter anderem durch zahlreiche Seitenhiebe auf die seiner Meinung nach durch Verbote gekennzeichnete Politik der Grünen erntete Füracker viel Applaus. Es wurde aber auch deutlich, dass die Milchbauern die Fehler der schwarzen Politik, die auch zum Höfesterben beitrug, nicht vergessen hatten. 

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