„So etwas haben wir ja noch nie dagehabt.“ Mit diesen Worten lobte Denklingens Bürgermeister Andreas Braunegger nach dem Konzert des Gebirgsmusikkorps der Bundeswehr Garmisch-Partenkirchen unter Leitung von Major Rudolf Piehlmayer deren großartigen Auftritt im Bürger- und Vereinsheim in Denklingen. Das sahen auch die rund 300 Gäste so, die sich während der acht Darbietungen des 50-köpfigen symphonischen Blasorchesters immer wieder zu anerkennenden Ausrufen und lang anhaltendem, begeistertem Applaus hinreißen ließen. Mit Standing Ovations erklatschten sie sich zwei Zugaben. Die studierten Musiker und Musikerinnen des Musikkorps repräsentieren Deutschland und die Bundeswehr als klingende Botschafter weltweit bei rund 180 Auftritten im Jahr, darunter viele Benefizkonzerte – wie auch in Denklingen.
Eingeladen hatte der Rotary Club Landsberg. Präsident Sebastian Kutz betonte, dass das Korps ohne Gage auftrete und bedankte sich für die „aktive und unkomplizierte Bereitschaft, uns so kurzweilig zu unterhalten“, so Kutz. Er stellte das Projekt „Domizil“ der Diakonie Herzogsägmühle vor, dem die rund 4000 Euro an Einnahmen aus Kartenverkäufen und Spenden zugutekommen. Das Projekt stellt Menschen in Notlagen Wohnraum zur Verfügung für eine Dauer von sechs bis 24 Monaten. In dieser Zeit werden sie in Landsberg dabei begleitet, ihre sozialen Schwierigkeiten – oft besteht auch eine Suchterkrankung – zu überwinden, und es werden Wege zurück in ein normales Leben eröffnet.
Gebirgsmusikkorps der Bundeswehr Garmisch-Partenkirchen tritt in Denklingen auf
Den Abend eröffnete der Landsberger Gospelchor „The Sweet Sixties“, der 2008 gegründet wurde und für Personen, die über 60 Jahre alt sind, offen steht. Erstmals in seiner Karriere müsse sich dieser „filigrane Seniorenchor“ gegen den wuchtigen Klangkörper eines Gebirgsmusikkorps behaupten, scherzte Wolfgang Schmitz in seiner Ansprache. Schmitz ist sowohl Rotary-Mitglied als auch Sänger bei den „Sweet Sixties“, die sich mit 38 Personen durchaus stimmgewaltig und energiegeladen präsentierten. „Wir bringen heute 3268 Lebensjahre auf die Bühne“, hatte Schmitz errechnet. Die älteste Sängerin, Uschi Oevermann, trug dazu mit stolzen 91 Lebensjahren bei. Chorleiter Michael Armann, Gospelpianist, führte seinen Chor sicher durch ein großes Repertoire an bekannten Gospelliedern, die von „Halleluja“ von Leonard Cohen, über „Oh happy day“ bis zu „Amazing Grace“ reichten. Einen überragenden Auftritt legte die professionell ausgebildete Sängerin Roswith Grabner dabei als Solistin bei dem Song „Operator give me Jesus on the line“ hin. Jürgen Lechle brillierte ebenfalls als Solist sowie am Dudelsack und Angelika Forster-Walter legte so viel Leidenschaft in ihre Stimme, dass „Amazing Grace“ zu einem berührenden Erlebnis wurde.

Während sich der Gospelchor in schwarz-rot präsentierte, prangte beim Gebirgsmusikkorps das Edelweiß auf den grauen Jacketts. Die Bühne reichte gerade so aus, um das große Blasorchester – lediglich ein Kontrabass hatte sich dazwischen geschmuggelt –aufzunehmen. Entsprechend sorgte ein gewaltiger Klangkörper für ein überragendes musikalisches Erlebnis. Mit interessanten Fakten zu den Darbietungen führte Klarinettist Alexander Hann als Moderator durch das Programm. Wie es einem Korps aus Garmisch-Partenkirchen gebührt, startete es mit einem „Heimatlied“, nämlich mit einem Festmarsch von Richard Strauss, den er für die „Wilde Gungel“ geschrieben hatte. Weiter ging die musikalische Reise auf die Wartburg zu Richard Wagners Thannhäuser und dem Sängerkrieg. Dann machte sich das Korps auf eine Reise in die russische Steppe und spielte ein Stück aus der russischen Romantik, aus der Oper „Fürst Igor“ des Komponisten Borodin, der damit ein historisches Ereignis aus dem 12. Jahrhundert vertonte.
Der Erlös aus dem Konzert in Denklingen geht an karitative Projekte
Emotional und rhythmisch bildeten anschließend die „Jiddish Dances“ von Adam Gorb starke Kontraste und brachten die Klezmer-Kultur nach Denklingen. Mit viel Schwung ging es nach der Pause in den zweiten Teil des Abends. „Pomp and Circumstance“ vermittelte den Stolz eines glorreichen Krieges, gefolgt von einem Huldigungsmarsch von Richard Wagner, den er 1864 für den damals 19-jährigen König Ludwig II komponierte. Über den „Camino Real“ ging die Reise durch Kalifornien und Mexiko und dann an die Ostküste der USA, die Nigel Hess zu einer dreiteiligen Suite „East Coast Pictures“ inspiriert hatte. Mit der Bayern- und der Nationalhymne endete der Abend, der noch einem weiteren karitativen Projekt zugutekam. Den Erlös aus dem CD-Verkauf spendete das Gebirgsmusikkorps an eine Einrichtung für Kinder in Garmisch-Partenkirchen.
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