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Verteidigung: Ehemaliger Fliegerhorst in Penzing wird nicht Standort der Luftwaffe

Verteidigung

Ehemaliger Fliegerhorst in Penzing wird nicht Standort der Luftwaffe

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    Die Mitglieder des Zweckverbands Area 61 atmen auf: Der ehemalige Fliegerhorst in Penzing steht nicht mehr unter Bedarfsprüfung der Luftwaffe.
    Die Mitglieder des Zweckverbands Area 61 atmen auf: Der ehemalige Fliegerhorst in Penzing steht nicht mehr unter Bedarfsprüfung der Luftwaffe. Foto: Christian Rudnik (Archiv)

    Es stand schon mehrmals als Punkt auf der Tagesordnung des Zweckverbands Area 61: dass Teile des Arrow-3-Raketenabwehrsystems in Penzing auf dem ehemaligen Fliegerhorst stationiert werden könnten. Die Luftwaffe prüft hierfür bundesweit mehrere Standorte. Am Donnerstagabend ist der Zweckverbandsvorsitzende, Penzings Bürgermeister Peter Hammer, während einer Sitzung in besonders guter Laune, als es um die Bedarfsprüfung der Luftwaffe für den ehemaligen Fliegerhorst geht. „Etwas, das mich außerordentlich freut. Es wäre eigentlich Zeit für einen Trommelwirbel“, äußert er. Einige Gremiumsmitglieder trommeln auf die Tische. „Es ist geschafft“, sagt Hammer. Die Luftwaffe betrachte den ehemaligen Fliegerhorst Penzing im Rahmen der Standortsuche nicht weiter und habe dies auch dem Verteidigungsministerium zur Kenntnis gebracht. Hammer geht anschließend auf die Gründe ein.

    Diesen Erfolg habe man zur Hälfte der Arbeit des Zweckverbands zu verdanken, so Hammer. Vertreter des Gemeinderats Penzing, des Stadtrats Landsberg und des Landkreises gehören dem Gremium an, das sich um die Konversion des früheren Fliegerhorsts Penzing kümmert. Es sei mit hoher Energie und ungebremst weitergemacht worden: „Wir waren uns immer treu.“ Es sei möglicherweise eine falsche Annahme der Bundeswehr gewesen, dass das Areal brach liege. „Dass sich da eine Erfolgsgeschichte 2.0 andeutet, hat man zur Kenntnis genommen“, so Hammer.

    Vorsitzender bedankt sich auch bei der Bayerischen Staatskanzlei

    Zu dieser Interessen- und Argumentationslage sei die Hilfe der Bayerischen Staatskanzlei dazugekommen. Die wiederum habe geholfen, die Luftwaffe davon zu überzeugen, auf Penzing zu verzichten und gleichzeitig angeboten, einen neuen Standort zu finden. Nicht nur in Hinblick auf Bundesimmobilien, aber auch in Hinsicht auf Immobilien und Flächen des Freistaats. „Ich kann nicht sagen, ob dieser Standort bereits gefunden ist. Denke aber, da ist man auf einem guten Weg, sonst hätte sich die Luftwaffe davon nicht abbringen lassen“, sagt Hammer dem Gremium.

    In dem Zusammenhang wolle er sich zudem bei seinen Kolleginnen und Kollegen dafür bedanken, dass man sein Gedankenspiel und den Umgang mit der Bedarfsprüfung unterstützt habe. Hammer verbindet damit die große Hoffnung, dass man sich nunmehr mit keiner weiteren Bundeswehr-Bedarfsprüfung auseinandersetzen muss.

    Beim ADAC herrscht „große Erleichterung“

    In seiner Position als Zweckverbandsvorsitzender habe sich Hammer auch dafür verantwortlich gefühlt, die Nachricht den Verantwortlichen der Penzing Studios und dem ADAC mitzuteilen. Diese hätten erleichtert reagiert. Im Gegensatz zum Zweckverband, die sich nicht hätten ablassen lassen, weiterzumachen, seien ADAC und Penzing Studios etwas zurückhaltender gewesen. „Jede Art der Investition hätte bei ihnen ja in den Sand gesetzt werden können.“ Er könne das Verhalten allerdings nur interpretieren und annehmen, dass die zwei Unternehmen sich über die Neuigkeiten gefreut haben. 

    Seine Vermutung bestätigt Katrin van Randenborgh, Sprecherin beim ADAC. „Es herrscht große Erleichterung“, sagt sie gegenüber unserer Redaktion. Der ADAC sehe sich darin bestätigt, seine Pläne weiterverfolgt zu haben. „Und nun werden wir umso engagierter weiterarbeiten“, sagt van Randenborgh. Seit 2018 nutzt der ADAC Teilflächen des Fliegerhorsts für Tests im Sinne des Verbraucherschutzes. 2022 eröffnete dort das Testzentrum Mobilität. Auf der Homepage des ADAC ist von einer Vision die Rede: Durch die Ansiedlung von Partnern soll der Standort Campus-Charakter entwickeln.

    Die Penzing Studios möchten den größten Filmstudiokomplex Zentraleuropas auf dem ehemaligen Fliegerhorst aufbauen. Schon jetzt drehen dort Hollywood-Größen wie Nicole Kidman oder Sylvester Stallone.

    Über die Auwirkungen eines Arrow-Radargeräts ließ sich nur spekulieren

    Die riesigen Transall-Hallen zeugen davon, dass der Fliegerhorst lange Heimat des Luftwaffentransportgeschwaders 61 war. Seit dem Abzug der Bundeswehr wird das 270 Hektar große Areal, das sich über die Gemarkungen Penzings und Landsbergs erstreckt, von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) verwaltet. Die beiden Kommunen möchten dem Bund das Gelände abkaufen und haben den Zweckverband gegründet. Angestrebt wird ein dauerhafter Verbleib der derzeitigen Hauptnutzer. 

    Vor diesem Hintergrund kam die Bedarfsprüfung der Bundeswehr überraschend. Wie ein Sprecher der Luftwaffe gegenüber unserer Redaktion mitteilte, wird das Waffensystem Arrow an mehreren, über Deutschland verteilten Stellungsbereichen aufgebaut. In einer ergebnisoffenen Untersuchung sollten Standorte für die benötigten Sensoren identifiziert und eine Empfehlung zur möglichen Verortung ausgesprochen werden. Der ehemalige Flugplatz Penzing wurde für eine Stationierung eines Radargerätes dabei als geeignet bewertet. Der Raketenschutzschild Arrow soll Deutschland vor Angriffen schützen und kostet rund vier Milliarden Euro.

    Über die Auswirkungen einer möglichen Ansiedlung eines Arrow-Radargeräts auf dem Fliegerhorst Penzing ließ sich in den vergangenen Monaten nur spekulieren. Nun dürften diese Spekulationen ein Ende haben.

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