Für den Landkreis Landsberg hat der Regionale Planungsverband München drei Vorranggebiete ermittelt, auf denen weitere Windräder errichtet werden sollen. Neben Dießen und Denklingen ist dies auch Egling. Die Gemeinde hat deswegen in Heinrichshofen eine Infoveranstaltung abgehalten. Dort sprach auf Einladung von Eglings Bürgermeister Ferdinand Holzer (CSU) auch Kristina Willkomm vom Ingenieurbüro Sing in Landsberg und beantwortete Fragen. Holzer hatte eine eindringliche Bitte an die Besitzer der Flächen.
„Wir haben als Gemeinde durch die Gesetzeslage wenig Einflussmöglichkeiten. Investoren interessieren sich für die Flächen. Wir möchten eine bürgerverträgliche Lösung, an der viele teilhaben“, sagte Holzer vor etwa 60 Gästen. Deswegen hatte er auch Wilkomm eingeladen. Deren Firma hat mehrere Projekte mit Bürgerbeteiligung umgesetzt. Sie informierte, dass eine moderne Windenergieanlage eine Gesamthöhe von etwa 260 Metern habe und bis zu 13 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen könne, was dem Jahresbedarf von etwa 3000 Haushalten entspreche.
Moderne Windräder sind rund 260 Meter hoch
Aufgrund der Kosten und geltenden Einspeisevergütungen müssten die Anlagen so groß konzipiert sein, um wirtschaftlich arbeiten zu können. „Die drei Windräder, die jetzt in Fuchstal errichtet wurden, kosteten etwa 22 Millionen Euro. Wenn Sie jetzt planen, läuft es auf etwa 28 Millionen Euro hinaus. Durch den Ukrainekrieg ist es deutlich teurer geworden.“ Ein Vorteil der Zusammenarbeit sei ein abgestimmtes Konzept, warb die Mitarbeiterin des Ingenieurbüros. Schließen sich die Pächter der Flächen nicht zusammen, profitiere derjenige, der am schnellsten sei, den anderen drohten durch Windklau Nachteile bei der Effizienz ihrer Anlage.
Eine konkrete Zahl, wie viele Windräder in Egling künftig gebaut werden könnten, gibt es noch nicht. In der präsentierten Beispielrechnung waren es fünf. Eglings Bürgermeister betonte, dass die weitere Planung zeigen müsse, was möglich sei. Im Obereglinger Holz gebe es auch denkmalgeschützte Flächen und dort befinde sich das Trinkwasserschutzgebiet. Zumindest im äußeren Bereich des Schutzgebietes sei die Errichtung durchaus denkbar, so Willkomm, die Entscheidung liege bei der Gemeinde.
Egling: Planer kalkulieren mit 70 Prozent Fremdkapital
Um das Projekt in Egling stemmen zu können, sollen 30 Prozent Eigenkapital und 70 Prozent Fremdkapital aufgebracht werden. Ein Gast hakte nach, ob die Summe von Privaten gestemmt werden könne. Willkomm berichtete, dass in Fuchstal deutlich mehr Personen als erwartet mitmachen wollten und die höchste Einzeleinlage 33.000 Euro betrug. Auch ihr Unternehmen werde sich finanziell beteiligen. In der geplanten GmbH & Co. KG sollen 80 Prozent der Anteile an örtliche Interessenten gehen: Bürgerschaft, Gemeinde und Grundbesitzer. 20 Prozent bleiben beim Ingenieurbüro. „Eins von fünf Projekten, das wir betreuen, geht in die Umsetzung, wir müssen auch unsere Kosten decken“, begründete Willkomm diesen Eigenanteil. Die Rendite erhöhe sich über die Jahre, sagte die Prokuristin, da die Belastung durch die Kredite sinke. Sie skizzierte ein Beispiel mit sechs Prozent Rendite zu Beginn und zehn Prozent ab dem 21. Jahr. „Wir kalkulieren konservativ und lagen bisher immer über der Prognose.“ Zudem sitze die künftige Firma im Ort und zahle Gewerbesteuer. Geplant ist zudem, dass die Gemeinde je erzeugter Kilowattstunde 0,2 Cent erhält. „Das macht es für uns noch mal interessanter“, so Holzer auf Nachfrage.
Ein Gast hakte nach, ob die Rückbaukosten schon einkalkuliert seien. Willkomm bejahte dies. Was im Fall eines nicht zu reparierenden Schadens passiere, wollte ein Besucher wissen. Es werde mit dem Hersteller ein Wartungs- und Reparaturservice über 20 Jahre abgeschlossen, antwortete Willkomm. So lange fließt die Einspeisevergütung. Zudem werde eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen. Die koste weniger als bei einem Auto, was etwas über die Schadenswahrscheinlichkeit aussage, merkte Willkomm an.
Einspeisepunkt für Strom oft mehrere Kilometer entfernt
Ein anderer Teilnehmer berichtete, er habe gehört, dass das Stromnetz in Egling ausgelastet sei, wie es sich mit der Einspeisung verhalte. „Noch ist die Thematik handhabbar. Wird aber ein größeres Thema bei den erneuerbaren Energien werden“, so Willkomm. Die Netzbetreiber seien verpflichtet, einen Einspeisepunkt zur Verfügung zu stellen. In Fuchstal sei der beispielsweise zehn Kilometer entfernt.
Ein Problem stellt bislang die Bundeswehr dar. „Es gab ein Gespräch mit Vertretern der Bundeswehr auf dem Lechfeld. Dabei ist erschreckend wenig herausgekommen“, sagte Eglings Bürgermeister. Willkomm äußerte, dass es mehrere geeignete Standorte rund um den Fliegerhorst Lechfeld gebe und es nicht angehen könne, dass die Bundeswehr hier mit ihren Höhenvorgaben und An- und Abflugrouten alles blockiere. „Es kann nicht sein, dass die Gemeinden in der Pflicht sind, etwas zu tun und die Bundeswehr großflächig ein Veto einlegt. Es wurde inzwischen ein Gutachterbüro beauftragt, um zu ermitteln, was wirklich nötig ist.“ Auf fachlicher und politischer Ebene bestünden gute Kontakte und sie sei zuversichtlich, dass ein Kompromiss gefunden werde. Voraussichtlich noch vor der Sommerpause soll dazu ein Gespräch mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius stattfinden, informierte sie.