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Egling: Warum zwei Eglinger bereits zum 50. Mal nach Andechs gepilgert sind

Egling

Warum zwei Eglinger bereits zum 50. Mal nach Andechs gepilgert sind

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    Die Teilnehmer der diesjährigen Fußwallfahrt von Egling nach Andechs bei der Ankunft am Kloster am Vortag von Christi Himmelfahrt.
    Die Teilnehmer der diesjährigen Fußwallfahrt von Egling nach Andechs bei der Ankunft am Kloster am Vortag von Christi Himmelfahrt. Foto: Josef Greinwald

    Jedes Jahr am Vortag von Christi Himmelfahrt um 5 Uhr begeben sich Pilger auf den Weg von der Eglinger Vituskirche nach Andechs. Bereits zum 50. Mal waren dieses Jahr Josef Greinwald und Franz Beck dabei. Warum die Männer seit vielen Jahrzehnten an dieser Tradition festhalten und nur im Notfall mit dem Schiff abkürzen würden.

    Eine Person trägt das Kreuz voraus. Männer, Frauen und Heranwachsende folgen. Rosenkranzgebete und Gesänge erleichtern das Marschieren. So geht es Jahr für Jahr die rund 34 Kilometer zu Fuß von Egling zum Andechser Kloster. Ist die Wallfahrt früh im Jahr, spurten die Eglinger auch schon mal durch frisch gefallenen Schnee. Im Nebel habe schon einmal eine Autofahrerin die Pilger zur Sicherheit begleitet, damit sie nicht von anderen Verkehrsteilnehmern übersehen werden. Für Regenwolken hat der geübte Pilger Greinwald zudem immer einen Schirm dabei. Ansonsten ist sein Gepäck äußert leicht: „Ich nehme nur meinen Geldbeutel mit.“

    Am wichtigsten sei für den Pilger ein gutes Schuhwerk. Und auch wenn der Rücken und die Knie im Alter schmerzen, mit 17 Jahren bei ihrer ersten Wallfahrt, sei die Tour keinesfalls leichter gewesen, da es ihnen damals noch an Durchhaltevermögen gefehlt habe, erinnert sich Josef Greinwald.

    Abkürzung per Schiff? „Nur im äußersten Notfall“

    In Eching erwartet die Pilger die erste Rast. Die zweite Etappe endet in Stegen. Hier liegt das Schiff nach Herrsching bereit. Für Greinwald und Beck ist die Abkürzung (noch) keine Option - „nur im äußersten Notfall“. Generell denken sie mit 71 Jahren noch lange nicht daran, das Pilgerdasein zu beenden. „Solange es geht“ möchten sie an dieser Tradition festhalten, die für sie fest zur Jahresplanung gehört. „Das ist wie Weihnachten“, erklärt Greinwald, der jedes Jahr aufs Neue hofft, körperlich in der Lage zu sein. Ein bisschen Gruppenzwang gebe es auch, der sei jedoch auch hilfreich, um den inneren Schweinehund zu überlisten, lassen einen die Schulfreunde schmunzelnd wissen.

    In Herrsching gibt es dann für die hungrigen Pilger Mittagessen, bevor der letzte Teil, der Gang durch das Kiental ansteht. Wer so weit gekommen ist, schafft wahrscheinlich auch die letzten Kilometer, bis dann am Nachmittag die große Andechser Glocke zu hören ist. Am Ende der steilen Treppe werden die Wallfahrer begrüßt und gesegnet.

    Das Kloster Andechs ist ein beliebter Wallfahrtsort in Bayern.
    Das Kloster Andechs ist ein beliebter Wallfahrtsort in Bayern. Foto: Peter Kneffel

    Der „harte Kern“, zu dem die zwei Männer natürlich dazugehören, bleibt über Nacht. Josef Greinwald und Franz Beck erinnern sich: Ihre ersten Wallfahrten ab 1970 seien noch recht abenteuerlich gewesen. Von Handys und anderen digitalen Hilfsmitteln konnte noch lange keine Rede sein. Die Unterkunft stand damals bis zur Ankunft nicht fest. Ohne Erlaubnis hätten sie in Heustadel übernachtet. „Einmal lagen wir im getrockneten Kuhmist, da hat am nächsten Morgen die ganze Kirche gestunken“, sagt Greinwald und muss lachen. Ab Mitte der 80er hätten die Wallfahrer dann auf Klappbetten im Fürstenzimmer übernachten dürfen. Nach 2019 sei das aber nicht mehr möglich gewesen - „aus Brandschutzgründen“, erklärt Greinwald, der heuer in einem Stadel in Klosternähe untergekommen ist, diesmal jedoch mit Erlaubnis wohlgemerkt.

    Zur inneren Einkehr gehört auch die äußere. Bei Bier und Brotzeit und einer entspannten Unterhaltung mit dem Tischnachbarn sind die Anstrengungen der Pilgerfahrt schnell vergessen, bevor die Nachtruhe beginnt. In diesem Jahre seien rund 50 Menschen gestartet. Knapp 30 hätten den Rückweg am Feiertag nach einem weiteren Gottesdienst angetreten. Darunter auch Josef Greinwalds Tochter, die in einem anderen Bundesland lebt und ihn zum Jubiläum überraschte. Zurück in Egling wurden die Wallfahrer von den Gemeindebewohnern wie üblich feierlich begrüßt.

    Am „Bänkla“ in Egling wurde die 50. Andechswallfahrt von Josef Greinwald auch schon gefeiert (von links): Paul Berchtold, Organisator und Vorbeter der Andechs-Wallfahrt, Josef Greinwald und Hans Knoller, der die Feierlichkeit angeregt und mit Bier und Sekt bereichert hat.
    Am „Bänkla“ in Egling wurde die 50. Andechswallfahrt von Josef Greinwald auch schon gefeiert (von links): Paul Berchtold, Organisator und Vorbeter der Andechs-Wallfahrt, Josef Greinwald und Hans Knoller, der die Feierlichkeit angeregt und mit Bier und Sekt bereichert hat. Foto: Luitgard Ruile

    Mit ihnen habe noch ein Dritter, Johann Braumüller, die Wallfahrt zum 50. Mal absolviert. „Das haben vor uns nur zwei weitere geschafft“, erwähnt Josef Greinwald stolz. Neben der religiösen Besinnung, der körperlichen Herausforderung und der Geselligkeit ist auch das Festhalten an einer langen Eglinger Tradition für die Jubilare ein wichtiger Beweggrund. Schließlich seien schon ihre Vorfahren diesen Weg gelaufen. Einem Artikel von Alois Koch aus den Landsberger Geschichtsblättern zufolge hat die Andechswallfahrt der Lechraingemeinden tatsächlich eine jahrhundertealte Tradition. Das Schreiben des Abtes von Andechs vom 2. Januar 1467 scheint demnach der älteste im Original vorhandene Beleg aus Andechs über die Wallfahrt der Gemeinden im Lechrain zum Heiligen Berg zu sein. Die Eglinger können damit auf über 550 Jahre Andechswallfahrt zurückblicken. Einige Jahrzehnte haben die zwei Schulfreunde Josef Greinwald und Franz Beck bereits mitgestaltet.

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