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Egling: Pflegeprojekt in Egling: Zwei Konzepte und ein Kompromiss

Egling

Pflegeprojekt in Egling: Zwei Konzepte und ein Kompromiss

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    Bestehender Bauernhof oder grüne Wiese? Auf die eine oder andere Weise soll südlich der Badstraße in Egling ein Pflegeprojekt entstehen.
    Bestehender Bauernhof oder grüne Wiese? Auf die eine oder andere Weise soll südlich der Badstraße in Egling ein Pflegeprojekt entstehen. Foto: Christian Rudnik

    Der Begriff Showdown bezeichnet ein entscheidendes Duell zwischen zwei oder mehreren Kontrahenten. So ähnlich kam einem die Situation kürzlich im Eglinger Gemeinderat vor. Zwei Interessengruppen stellten ihre Konzepte für ein Pflegeprojekt in der Gemeinde vor. Eigentlich sollte auch eine Entscheidung fallen, doch so richtig konnte sich keiner der Anwesenden mit dem unerwarteten Wettbewerb anfreunden. Wer geht als Gewinner aus dieser Geschichte? Laut dem Bürgermeister wäre auch ein Kompromiss möglich.

    Bürgerentscheid in Egling "Pflegegröße mit Vernunft"

    Was fordert die Bürgerinitiative?

    • max. 60 Stationäre Plätze
    • max. 20 Plätze für betreutes Wohnen
    • mind. 15 Tages-/Kurzeitpflegeplätze

    Was sag das Investorenprojekt bisher in Egling vor?

    • 100 Stationäre Plätze
    • 60 bis 80 Wohnungen für betreutes Wohnen
    • 60 Wohnungen für Pflegekräfte

    Das Thema ist ohne Frage emotional, wie sich auch in der gut besuchten Sitzung mit Zwischenrufen zeigte. Die Eglinger haben sich Anfang Oktober 2023 per Bürgerentscheid dazu entschieden, dass das große Pflegeheimprojekt mit 100 Pflegebetten an der Badstraße nicht in den geplanten Ausmaßen verwirklicht werden soll. Den Entscheid hatte die Bürgerinitiative "Pflegegröße mit Vernunft" auf den Weg gebracht. Mit dem Erfolg ging die Arbeit für die Mitstreiter der Bürgerinitiative erst richtig los.

    Eglinger Bürgerinitiative präsentiert Alternativplan

    Sprecher der Initiative und Architekt Franz Kollmann stellten gemeinsam mit Grundstücksbesitzer Paul Grundler nun ihre Idee vor. Landwirt Grundler wohnt am Wörthsee, habe aber Eglinger Wurzeln, wie er im Plenum schilderte. Zusammen mit seinem Cousin, dem Mitbesitzer der Grundstücksfläche, möchte er den verwaisten Franzbauernhof im Ortskern für das Pflegeprojekt nutzen. Laut Kollmann haben die Projektentwickler bereits eine schriftliche Zusage eines ortsnahen Betreibers. Ihr Ansatz: eine stationäre Einrichtung mit 40 Betten, aufgeteilt in vier Gruppen. Der Betreiber würde hierbei keinen Hauptsitz in

    Bürgerentscheid führt zu reduziertem Pflegeheim-Entwurf

    Zuvor stellte Grundstücksbesitzer Christoph Wörl zusammen mit Architekt Walter Kießling und Bauträger Karl Schuster eine verkleinerte Version des ursprünglichen Konzepts an der Badstraße vor. Wörl betonte, dass sich aus dem Bürgerentscheid nicht ablesen lasse, dass die Initiative "irgendwo irgendein Pflegeheim" bauen solle. Der neue Entwurf, mit neuem Investor, orientiere sich an den Forderungen der Bürgerinnen und Bürger: Weniger Geschosse und 60 statt 100 stationäre Pflegebetten sind im neuen Entwurf geplant, der fünf Gebäude beinhaltet und laut Wörl nun mehr Sichtachsen erlaube. Das größte Gebäude, dass am weitesten von der Badstraße entfernt liegen würde, beinhaltet "die reine Pflege". Daran anschließend befindet sich ein Café mit Seniorentreff als Durchgangsgebäude zum dritten Gebäudeteil, der das Betreute Wohnen mit barrierefreien Wohnungen beheimaten soll. In drei weitere, kleinere Gebäude könnten eine Kurzzeitpflege, Mitarbeiterwohnungen und Praxen einziehen. 

    Weniger Betten seien wirtschaftlich nicht ideal, stellten die Beteiligten fest. Doch im Zusammenhang mit der geplanten Tagespflege in der Bahnhofstraße seien Synergien möglich. Architekt Kießling bezeichnete die Lage für ein solches Projekt als Traum. Zwei Träger seien an dem Projekt interessiert, den favorisierten Betreiber könnte man in die nächste Sitzung einladen. Architekt Kießling geht von Kosten von rund 17 Millionen Euro aus, "wenn man es großzügig auslegt". 

    "Es hieß, es geht nicht kleiner, und jetzt geht es doch."

    Gemeinderat Johannes Ruile (Wählergemeinschaft Heinrichshofen) fragte nach der Finanzierung der zweistelligen Millionensumme, woraufhin Investor Schuster erklärte, kürzlich mehrere Projekte verkauft zu haben und zusätzlich eine Vorfinanzierung mit der Bank zu planen. Angelika Kische (ÖDP) zeigte sich irritiert: "Ich sage seit zwei Jahren, dass das Projekt zu groß ist. Es hieß immer, es geht nicht kleiner, wir haben es geglaubt, und jetzt innerhalb kürzester Zeit geht es doch." 

    Diese neue Konkurrenzsituation, wie Kische sie bezeichnete, fanden auch weitere Gemeinderäte unschön. Sebastian Herbig von der Dorfgemeinschaft Egling-Heinrichshofen sagte, dass der Bürgerentscheid gezeigt habe, dass es doch kleiner ginge. Bürgermeister Ferdinand Holzer stellte klar, dass sich durch das bewilligte Pflegeprojekt in der Bahnhofstraße neue Umstände ergeben hätten. Doch die Gemeinderäte zeigten sich wenig versöhnlich. Gabriele Tallafuß (CSU) war sich sicher, dass sie sich an diesem Tag noch nicht für ein Konzept entscheiden könne: "Ich finde es sehr schade, dass wir das so spät auf den Tisch kriegen. Das hört sich alles sehr nett an, hat aber einen komischen Beigeschmack", sagte sie zudem.

    Tatsächlich entschied sich die große Mehrheit per Abstimmung, die Entscheidung über beide Anträge zu vertagen. Eine nicht öffentliche Sondersitzung mit einem neutralen Moderator und einer Pflege-Expertin der Bayerischen Staatsregierung am Donnerstag, 1. Februar, soll Klarheit bringen. Die Entscheidung folgt Ende Februar in der nächsten öffentlichen Sitzung. 

    Dass auch ein Kompromiss möglich wäre, demonstriert Ferdinand Holzer: Unserer Redaktion liegt eine Idee des Eglinger Bürgermeisters vor, in der "von beiden Teilen das Beste" Verwendung finde, so Holzer, der seinen Vorschlag in der Sondersitzung vorstellen wird.

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