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Eching: Wie sich der Echinger Soldatenverein neu erfinden will

Eching

Wie sich der Echinger Soldatenverein neu erfinden will

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    Der Echinger Veteranenverein will sich neuen Aufgaben zuwenden, um seinen Bestand auch mehr als 100 Jahre nach seiner Gründung zu sichern. Das Bild zeigt einige Mitglieder im Jahr 2014 beim Fest der Soldaten- und Reservistenkameradschaft in Dießen, rechts im Bild ist der Vorsitzende Helmut Söllner zu sehen.
    Der Echinger Veteranenverein will sich neuen Aufgaben zuwenden, um seinen Bestand auch mehr als 100 Jahre nach seiner Gründung zu sichern. Das Bild zeigt einige Mitglieder im Jahr 2014 beim Fest der Soldaten- und Reservistenkameradschaft in Dießen, rechts im Bild ist der Vorsitzende Helmut Söllner zu sehen. Foto: Helmut Söllner

    Am Sonntag, 19. November, zum Volkstrauertag, werden wieder die Fahnen der Veteranenvereine hervorgeholt und die Kriegerdenkmäler mit Kränzen geschmückt, um an die Gefallenen und Vermissten der Weltkriege zu erinnern. 1919 wurde dieser Tag erstmals begangen. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg wurden auch die meisten Veteranenvereine gegründet, 1922 unter anderem der Krieger- und Veteranenverein in Eching, der sich seit den 1960er-Jahren Krieger- und Soldatenverein nennt, weil er seither auch Bundeswehrangehörige aufnimmt. 101 Jahre nach seiner Gründung steht er aber wie manche andere solche Vereine vor einer ungewissen Zukunft.

    Was die Zahl der Mitglieder betrifft, steht der Echinger Verein gar nicht so schlecht da, 115 sind es laut dem Vorsitzenden Helmut Söllner, zuletzt konnten sogar acht neue Mitglieder gewonnen werden. Der Verein hat eher zwei andere Probleme: Wer wird ihn in der Zukunft leiten und welche Aufgaben will er wahrnehmen, fragt sich der Vorsitzende. Söllner selbst ist inzwischen ebenso wie Kassier Erwin Stangl schon 75 Jahre alt, Zweiter Vorsitzender ist Söllners Sohn Andreas und Schriftführer Jörg Walek, "die machen es mir zuliebe", erklärt Söllner die Situation. 

    Der letzte Kriegsteilnehmer aus Eching ist 2021 gestorben

    Einen echten Bezug zu Krieg und Militär haben immer weniger Menschen. Der letzte Echinger Kriegsteilnehmer Leo Gleiser ist am 10. Oktober 2021 verstorben, die Bundeswehr ist verkleinert worden, die Wehrpflicht ausgesetzt. Die Zahl diejenigen, die "gedient" haben, sinkt. Söllner ist noch einer von diesen: Zuerst 18 Monate Grundwehrdienst, dann verpflichtete er sich auf zwölf Jahre und schied im Rang eines Oberfeldwebels aus der

    Je weiter Krieg und Militär weg zu sein scheinen, umso schwieriger wird es auch, Vereinsaufgaben zu definieren und zu erklären, welchen Zweck ein Krieger- und Soldatenverein habe. Manche glaubten, solche Vereine seien Sammelpunkte für Militaristen, da würden Krieger und Soldaten generiert, "doch gerade das Gegenteil ist der Fall, wir wollen eben keinen Krieg", betont Söllner. In früheren Jahrzehnten war das Anliegen dieser Vereine unter dem Eindruck der Kriegserfahrungen noch einfacher zu verstehen: Die Vereine hätten neben der Kameradschaftspflege auch zur Versorgung von Witwen und Kindern der Gefallenen beigetragen, hätten sich um diese gekümmert, erzählt Söllner. Vereinsausflüge waren beliebt, da habe man auch die Kriegerwitwen mitgenommen, heute heiße es, das habe man schon alles gesehen. Weihnachtsfeiern war ebenso wichtig. Auch vorbei: Bei der letzten Weihnachtsfeier des Krieger- und Soldatenvereins hatte man eine achtköpfige Jazzband aus St. Ottilien engagiert (es war überhaupt die letzte Veranstaltung im inzwischen geschlossenen Roming-Saal). Doch es seien gerade mal 15 Leute gekommen, erinnert sich Söllner. 

    Der Echinger Soldatenverein will es dem Windacher Veteranenverein nachmachen

    Was neben einigen Terminen für die Fahnenabordnung (etwa zur Fronleichnamsprozession) geblieben ist, ist der Volkstrauertag mit Gottesdienst und Gedenkfeier am Kriegerdenkmal mit Ansprache des Bürgermeisters, Kranzniederlegung und anschließender Jahreshauptversammlung. Ob das aber genügt, Menschen zu motivieren, in einem Krieger- und Soldatenverein aktiv zu werden? Da hat auch Helmut Söllner seine Zweifel. Er könnte sich vorstellen, dass der Echinger Verein einen ähnlichen Weg einschlägt wie der Veteranen- und Kameradenverein Windach-Hechenwang. Dieser stand vor mehr als Jahren auch vor der Auflösung, bis man sich dann ein neues Tätigkeitsfeld suchte: die Ortsgeschichte zu erforschen und zu dokumentieren. 

    Söllner blickt da weniger Jahrhunderte zurück, sondern denkt mehr an das, was erst einige Jahrzehnte zurückliegt, was aber auch nur noch die Älteren wissen. Söllner spricht von Ereignissen wie den Echinger Saufesten, davon, wie sich die Vereine zusammenfanden, wie das Stockturnier entstanden ist. Zwei oder drei Leute müssten sich dafür finden, meint der Vereinsvorsitzende, dann wäre ein Anfang gemacht. Dazu beizutragen, dass sich die Echinger in ihrem Ort wohlfühlen, sich mit dem Dorf identifizieren und zumindest die jüngere Geschichte kennen, so formuliert Söllner einen möglichen neuen Vereinszweck, für den er Mitstreiter sucht. Das müssen übrigens nicht nur Männer sein: Bereits seit 2007 nimmt der Verein auch Soldatinnen und Frauen, die nicht gedient haben, auf.

    Auch der Name des Vereins soll geändert werden

    Und dann werde man sich auch Gedanken über einen neuen Vereinsnamen machen. "Das Wort 'Krieger' muss unbedingt rauskommen", meint Söllner. Damit ja niemand mehr falsche Vorstellungen von den Absichten des Vereins hat. 

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