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Dießen: Desolates Bahnnetz in Oberbayern: So reagiert die Bahn auf Kritik

Dießen

Desolates Bahnnetz in Oberbayern: So reagiert die Bahn auf Kritik

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    Auch zwischen Dießen und Weilheim müssen Züge wegen Schäden am Gleis manchmal langsamer fahren. Die Bayerische Regiobahn kritisiert die Vielzahl von Langsamfahrstellen und die schleppende Beseitigung der Mängel.
    Auch zwischen Dießen und Weilheim müssen Züge wegen Schäden am Gleis manchmal langsamer fahren. Die Bayerische Regiobahn kritisiert die Vielzahl von Langsamfahrstellen und die schleppende Beseitigung der Mängel. Foto: Gerald Modlinger

    Die Bayerische Regiobahn (BRB), die zahlreiche Bahnstrecken in Oberbayern befährt, macht erneut ihrem Ärger über eine „desolate Infrastruktur“ bei der Eisenbahn Luft. Die Folge von Gleislagefehlern, Weichenstörungen, Schwellenauswechslungen oder Oberbauschäden sei immer gleich: BRB-Züge haben Verspätung. Zuständig für die Bahninfrastruktur ist die DB Netz AG. Sie verweist darauf, so viel Geld wie nie in das Bahnnetz zu investieren. Probleme gibt es auch zwischen Dießen und Weilheim.

    Aktuell kam es dort nach Mitteilung der BRB am Freitag kurz vor Mitternacht zu einer Sperrung, die bis Samstagmittag angedauert habe – „im Wochenendausflugsverkehr“, wie die BRB betont. Die dortigen Mängel seien zwar gleich behoben worden. Aber zwischen Utting und Weilheim gebe es weitere drei Langsamfahrstellen, weil Oberbaumängel festgestellt worden seien, wie BRB-Sprecherin Annette Luckner erklärt. Das seien Schäden im Bereich der Schienen und Schwellen. „Von der DB Netz wird zwar daran gearbeitet, wir wissen aber nicht, wie lange das noch so ist.“

    Regiobahn: Liste der Störungen bei der Bahn wird täglich länger

    Weitere Problemstellen im BRB-Netz bestünden zwischen Schliersee und Bayrischzell, Schaftlach und Bad Tölz und bei Aßling auf der Strecke zwischen München und Rosenheim. Dazu kämen noch „Kleinigkeiten“ wie Bahnübergangsstörungen, Signalstörungen und Ähnliches, was sich ebenfalls häufe. Die tägliche Liste der Störungen werde immer länger und damit werden die Verspätungen immer mehr.

    BRB-Geschäftsführer Arnulf Schuchmann kritisiert erneut den Zustand der Bahn-Infrastruktur in der Region.
    BRB-Geschäftsführer Arnulf Schuchmann kritisiert erneut den Zustand der Bahn-Infrastruktur in der Region. Foto: BRB

    Die Ursachen bei der DB Netz AG sieht BRB-Geschäftsführer Arnulf Schuchmann im dortigen Personalmangel, zu vielen Aufträgen für zu wenig Personal, und zu wenigen Firmen, die die Aufträge abarbeiten können. „Die Antworten auf meine drängenden Fragen nach der Beseitigung der Mängel sind immer die gleichen“, sagt der sichtlich genervte BRB-Chef, „man bemühe sich und versuche zu beschleunigen und zu verbessern.“ Das führe dazu, dass Tag für Tag kurzfristig Fahrplanänderungen durchgerechnet und in die Fahrgastinformationssysteme eingepflegt werden müssen. Aufgrund der Vorlaufzeiten der diversen Informationskanäle sowie der Schwierigkeit, Prognosen für die Weiterfahrt abzugeben, sei eine ordentliche Fahrgastinformation nicht immer möglich.

    Bereits im November meldete sich die Regiobahn wegen Mängeln

    Schuchmann thematisiert daher auch die Trassengebühren, die für jeden Kilometer, den die BRB in ihren fünf Netzen fährt, zu zahlen sind. Diese betragen laut BRB pro Woche rund 1,5 Millionen Euro, egal, ob die Strecke in einwandfreiem Zustand ist oder nicht. Eine „Mietminderung“ werde aber von DB Netz und Politik für den Schienenverkehr bis heute abgelehnt.

    Bereits im November hatte die BRB den Zustand des Bahnnetzes in der Region kritisiert. Anfang Juni kam es dann zu einem schweren Zugunglück in Burgrain. Zuletzt wurden in Oberbayern weitere Langsamfahrstellen eingerichtet.

    Warum die Züge an etlichen Stellen langsam fahren müssen

    Von der Deutschen Bahn erhielt unsere Redaktion auf Nachfrage eine allgemeine Darstellung zum Thema: Die Anzahl der Langsamfahrstellen verändere sich täglich. Es gebe solche, die aufgrund von Modernisierung oder Instandhaltung der Infrastruktur entstehen und die in der Regel mit längerem Vorlauf einrichten werden. Zusätzlich gebe es solche, die kurzfristig entstehen können, beispielsweise durch Mäharbeiten, Grünrückschnitt oder Sicherungen bei Inspektionen.

    Die Daten zu Langsamfahrstellen würden daher permanent aktualisiert und in der Regel digital auf den Führerstand der Züge eingespielt. Bezogen auf die vergangenen Jahre bewegen sich die Langsamfahrstellen annähernd auf gleichem niedrigen Niveau. Stand Mai gab es bei der DB insgesamt 82 Langsamfahrstellen auf weniger als einem halben Prozent des Gesamtnetzes. Hierunter sind Langsamfahrstellen erfasst, die durch Modernisierung oder Instandhaltung angegangen und perspektivisch beseitigt werden.

    In Bayern geben Bahn, Bund und Land in diesem Jahr 2,35 Milliarden Euro aus

    Zudem inspizierten und warteten DB-Fachleute die Infrastruktur nach vorgeschriebenen Fristen und halten sie nach festgelegten Regularien instand. Das wird vom Eisenbahn-Bundesamt streng überwacht. Außerdem überprüfen wir die ordnungsgemäße Umsetzung dieser Vorgaben. Die Zahl der Langsamfahrstellen variiert abhängig von den Instandhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen auch kurzfristig und tageweise, so auch im Werdenfelsnetz.

    Gleichzeitig investiere die DB mit Bund und Ländern so viel in Modernisierung sowie Neu- und Ausbau des Streckennetzes wie nie. 2,35 Milliarden Euro stünden allein in Bayern im laufenden Jahr für die Infrastruktur bereit. „Mit den Investitionen modernisiert und erneuert die DB 2022 rund 310 Kilometer Gleise, 325 Weichen sowie 27 Brücken. Parallel werden im Freistaat 130 Haltepunkte und Bahnhöfe angepackt“, zählt eine Bahnsprecherin auf.

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