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Denklingen: Feuerball am Himmel: Bomberabsturz bei Denklingen jährt sich

Denklingen

Feuerball am Himmel: Bomberabsturz bei Denklingen jährt sich

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    In der Nacht vom 25. auf den 26. Februar 1944 gab es im oberen Fuchstal gegen 22.45 Uhr einen lauten Explosionsknall, dem ein mächtiger Feuerball folgte und die Erde vibrieren ließ. Bei einem Luftkampf wurde ein britischer Bomber von einem deutschen Nachtjäger angegriffen. Der Bomber stürzte knapp 500 Meter südöstlich des Anwesens Zum Gut an der B17 in das Waldstück eines Landwirts.

    Britische Bomber hatten Ende des Zweiten Weltkriegs Augsburg als Ziel

    Die Ausgangslage war ein großer Luftangriff der Briten auf Augsburg, das mit dem Flugzeughersteller Messerschmitt und den MAN-Werken ein wichtiger Rüstungsstandort war. Ab 1944, nachdem die Alliierten die Luftherrschaft über Deutschland erobert hatten, kam es zu den heftigsten Luftangriffen. Während die amerikanische Luftwaffe oft am Tag militärische Ziele angriff, konzentrierte die britische „Royal Air Force“ ihre Anstrengungen auf Flächenbombardements der deutschen Städte in der Nacht, mit dem Ziel, die Bevölkerung zu demoralisieren und den Kriegswillen zu brechen. Bis zum 27. April 1945 gab es in diesem Zeitraum im Fuchstal insgesamt 128 Luftalarme. Der Krieg kam in die Heimat zurück. 

    Auf Höhe des Reiterberges, einer der Orientierungspunkte für die aus Südwesten kommenden Bomberstaffeln, schwenkten diese in der Nacht auf den 26. Februar auf ihr Zielobjekt Augsburg ein, das in der klaren Winternacht durch die ersten Brände schon von Weitem zu erkennen war. Zeitzeugen vom Unterdorf schildern den Absturz des Bombers als apokalyptische Erscheinung. Aufgrund der späten Alarmierung habe man gerade die als Luftschutzunterstände dienenden Keller bezogen, als am Horizont hinter der Kirche plötzlich ein einzelner Bomber auftauchte, der vom Lichtkegel eines Scheinwerfers der Flugabwehr erfasst und im raschen Sinkflug begriffen war. 

    Der Wald bei Denklingen wurde teilweise durch die Explosion vernichtet

    Durch die Wucht des Aufschlags und der Explosion zerbarst das Flugzeug in Tausende Einzelteile. Die schweren Teile wurden in die umliegenden Wiesen geschleudert. Neben seiner tonnenschweren Bombenlast, die aus einer 1800-Kilo-Luftmine und weiteren Brandbomben bestand, hatte der Flieger noch rund 5000 Liter Treibstoff im Tank, was bei der Detonation eine gewaltige Sprengkraft ergab. Ein großer Trichter markierte die Aufschlagstelle.

    Im Dorf gingen viele Fensterscheiben zu Bruch, Scheunentore wurden aufgerissen und Dächer teilweise beschädigt. Beim Gut-Anwesen hatte es den Anschein, als ob ein „Tornado“ durch das Haus gefegt wäre. Der über einen halben Meter hoch liegende Schnee war weggeschmolzen. Der Wald mit seinem 15 Jahre alten Fichtenbestand wurde vollständig vernichtet. Die Druckwelle war im weiten Umkreis zu spüren. Im zwölf Kilometern entfernten Schwabbruck ist in der dortigen Chronik vermerkt: „Bei Denklingen stürzt am 25.02.1944 ein englischer Bomber ab und detoniert am Boden. In

    Die Besatzung des Flugzeugs überlebte den Absturz nicht

    Die sieben Besatzungsmitglieder überlebten den Absturz nicht und wurden nach der Bergung auf dem Denklinger Friedhof in der Nähe des Leichenhauses in einem ausgehobenen Sammelgrab in Papiersäcken ohne Zeremonie begraben, wie es in solchen Fällen damals vorgegeben war. Der Bergungstrupp berichtete, dass der Anblick der sterblichen Überreste nur schwierig zu ertragen gewesen sei. Über Nacht wurde später von unbekannt noch ein schlichtes Holzkreuz auf dem Erdhügel angebracht. 

    Im Jahre 1947 wurden die Opfer von einer britischen Militärkommission der Vermissten-Nachforschungs- und Untersuchungsstelle der Royal Air Force exhumiert und zum alliierten Soldatenfriedhof in Dürnbach am Tegernsee überführt. Dabei war zu erfahren, dass es sich bei der Besatzung um fünf australische Soldaten gehandelt habe. Zur Ergänzung der Crew waren ihnen zwei Engländer, die als Bordschütze und Flugingenieur eingesetzt waren, zugeteilt worden. Sie hatte ein Durchschnittsalter von 22 Jahren. Für die Crew war es der vierte Einsatz. Die Briten warfen in dieser Nacht mit ihren 493 Flugzeugen um die 2000 Tonnen an Bomben über Augsburg ab und verloren in dieser Nacht 21 Flugzeuge. 102 Besatzungsmitglieder wurden dabei getötet, 43 gerieten in Kriegsgefangenschaft. 

    2019 wurde anlässlich der 75-jährigen Wiederkehr des Ereignisses in einer feierlichen Andacht eine zweisprachig gehaltene Gedenktafel (auf Deutsch und Englisch) angebracht, die nunmehr an die Opfer dieser zwei Kriegstage erinnert. Ein aufliegender Flyer in der Kapelle informiert ergänzend über das damalige Geschehen. 

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