Die konjunkturelle Schwäche der Automobilindustrie hat jetzt offenbar weitere Folgen für den Denklinger Zulieferer Hirschvogel Group. Wie die IG Metall aus am Freitag stattgefundenen Mitarbeiterversammlungen erfuhr, sollen in den nächsten Monaten an den Standorten Denklingen und Schongau 200 beziehungsweise 120 Stellen abgebaut werden, berichtet der Bevollmächtigte der IG Metall in Weilheim, Karl Musiol.
Nicht nur die Geschäftsführung, sondern auch Gesellschafter des Unternehmens, allen voran Marc Hirschvogel, nahmen an der Mitarbeiterversammlung teil, teilt der IG Metall-Bevollmächtige Musiol mit. Die Gewerkschaft war mit Beratungsstellen für ihre Mitglieder vor dem Unternehmensgelände vor Ort. Vorerst bis Weihnachten biete man auch weitere Beratungen zu Fragen zu Aufhebungsverträgen oder künftigen Berufstätigkeiten an.
Stellenabbau: Was nach Ansicht der IG Metall das Problem bei Hirschvogel ist
Dabei sei zu erfahren gewesen, dass Hirschvogel aufgrund der wirtschaftlichen Lage 320 Arbeitsplätze in der Region abbauen wolle. Vollzogen werden soll dies, so Musiol, durch das Auslaufenlassen von befristeten Arbeitsverträgen, die „Abmeldung“ von Leiharbeitsverhältnissen und die freiwillige Beendigung von Arbeitsverträgen. „Das wird aber vermutlich nicht reichen“, befürchtet Musiol, denn es soll etwa jeder zehnte Arbeitsplatz wegfallen. Die Folge wären dann auch betriebsbedingte Kündigungen. Bereits im Sommer war im Werk in Schongau ein Drittel der Beschäftigten in Kurzarbeit geschickt worden.
Dass Hirschvogel vor größeren Herausforderungen als etwa der benachbarte Automobilzulieferer Hörbiger in Schongau stehe, erklärt Musiol damit, dass Hirschvogel zuletzt mehr als Hörbiger in die Produktion von Komponenten von batteriebetriebenen Autos gesteckt habe. Das erweise sich angesichts des schwachen E-Auto-Markts als Nachteil. Musiol geht jedoch davon aus, dass mittelfristig der E-Auto-Markt wieder anziehen wird. Deshalb sei es nicht nachvollziehbar, warum das Denklinger Unternehmen „keinen Weg findet, die 300 Leute zu halten, wenn absehbar ist, dass sie später wieder gebraucht werden“.
Arbeitsplatzabbau bei Hirschvogel ist ein „Schlag in den Nacken“, so die IG Metall
Auch wenn einzelne sich schon nach einer neuen Beschäftigung in anderen Branchen wie etwa bei Roche oder im öffentlichen Dienst umgesehen haben, sei das angekündigte Aus für mehr als 300 Arbeitsplätze ein „Schlag in den Nacken“, sagt Musiol. Für die Betroffenen gehe das berufliche Umfeld und möglicherweise ein Teil des bisherigen Einkommens verloren.
Die Hirschvogel Group machte am Wochenende keine Angaben. Die IG Metall geht davon aus, dass sich das Unternehmen am Dienstag äußern wird.
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