Es war der größte Erfolg der deutschen Frauen-Nationalmannschaft im Basketball überhaupt: Das deutsche Team trat beim Qualifikationsturnier in Brasilien als klarer Außenseiter an und konnte sich erstmals einen Startplatz bei den Olympischen Spielen erkämpfen, die diesen Sommer in Paris stattfinden. Maßgeblichen Anteil daran hatte Leonie Fiebich. Die Landsbergerin ist damit die erste Sportlerin aus dem Landkreis, die das Ticket für Paris in der Tasche hat. Unsere Redaktion hat sich mit ihr über diese Leistung, die Rahmenbedingungen im Frauen-Basketball und ihren bevorstehenden Wechsel in die stärkste Liga der Welt unterhalten.
„Mit Blick auf die Weltrangliste waren wir sicher der klare Underdog im Vergleich zu Australien, Serbien und Brasilien“, sagt Leonie Fiebich. Der Erfolg zeige aber wie sehr die Mannschaft dieses Ziel habe erreichen wollen. „Wir haben in jeder Partie so extrem gekämpft und mit Herz gespielt und haben uns belohnt für die harte Arbeit der vergangenen Monate. Die Chemie im Team passt. Jeder ist wichtig und kennt seine Rolle und wir haben zusammen Spaß.“
Deutschland kann mit dem besten Kader antreten
So richtig verarbeitet habe sie noch nicht, was da gelungen sei, sagt sie. Das habe aber auch daran gelegen, dass es für alle sofort weitergegangen sei. In ihrem Fall bedeutete das eine Ligapartie für ihren Club Saragossa und ein Europacup-Spiel in der Türkei. „Bei mir überwiegt im Moment der Stolz und der Glaube, dass wir mit dieser Mannschaft mit diesen Trainern alles füreinander geben und extrem viel erreichen können, wenn wir dieses Team zusammenbekommen.“ In der Vergangenheit hätten Leistungsträgerinnen immer wieder nicht zur Verfügung gestanden, unter anderem die Schwestern Nyara und Satou Sabally.
Ich nehme aus dem Turnier aber auch mit, dass es noch viel gibt, an dem wir arbeiten müssen. Unsere Gegnerinnen haben uns Schwachpunkte aufgezeigt.“ Die deutsche Nationalmannschaft sei nicht so gut eingespielt und könne die Stärken der einzelnen Athletinnen sicher noch besser kombinieren, ist Fiebich überzeugt. „Meist retten uns Einzelaktionen. Auch die Abstimmung in der Verteidigung hat Verbesserungspotenzial, aber das wird auch besser, wenn wir mehr zusammen trainieren und spielen“, so die 24-Jährige. Bei der Frage, was bei Olympia möglich sein wird, muss sie kurz überlegen und sagt dann: „Keine von uns hat eine vergleichbare Erfahrung bislang gemacht. Wir sind schon sehr glücklich, dabei zu sein. Es sind hochwertige Duelle und wir werden in jedem gefordert sind und auch Probleme haben. Es gilt, als Mannschaft zusammenzufinden.“
Leonie Fiebich bemängelt Bezahlung vieler Leistungssportlerinnen
Mehrere Spielerinnen, die das Herzstück des Teams bilden, haben bereits in der Jugend zusammengespielt. Fiebich gehört zu den Leistungsträgerinnen und war Teil der Mannschaft, die im Jahr 2018 den U18-Titel bei der Europameisterschaft gewann. Zur Nachwuchsarbeit im Verband sagt sie: „Wir entwickeln uns weiter. Mit Stefan Mienack gibt es einen Trainer, der extrem viel investiert. Wir könnten uns aber in vielen Bereichen breiter aufstellen, um noch erfolgreicher zu sein.“ Sie verweist darauf, dass in anderen Ländern die Rahmenbedingungen deutlich professioneller seien vom Niveau und auch die Bezahlung. „Die Bezahlung der Frauen in vielen Sportarten ist eigentlich peinlich. Im Basketball in Deutschland können nur die besten Spielerinnen davon leben, das ist in Spanien und Frankreich anders.“
Fiebich weiß wovon sie spricht. Bis 2021 spielte sie in der Bundesliga für Wasserburg, ging dann zu Flammes Carolo Basket Ardennes in Frankreich und 2022 zu Saragossa in Spanien, wo sie vergangenen April zur wertvollsten Spielerin der Liga gewählt wurde. Dass Basketball-Profis viel reisen, gehöre dazu. Neben den Partien für den Club kommt auch noch die Nationalmannschaft dazu. „Ich bin jetzt die zweite Saison in Saragossa. Es tut gut, mal in einem gewohnten Umfeld bleiben zu können.“ Sie sei aber auch ein Mensch, der die Herausforderung suche und den Sport als Chance sehe, um die Welt kennenzulernen. Hinzu komme, dass sie die Chance habe, mit den besten Athletinnen zu spielen und sich weiterentwickle, weil die verschiedenen Trainer unterschiedliche Dinge einforderten.
New York ist der dritte Verein, der sich die Rechte an ihr sichert
Sich einer neuen Herausforderung zu stellen, dazu hat sie schon in der nächsten Saison wieder die Gelegenheit. Dann steht sie in der WNBA in den USA für New York auf dem Feld. Es ist bereits ihr dritter Verein in der Liga, aber der erste für den sie tatsächlich Partien bestreiten wird. Beim Draft im Jahr 2020 sicherten sich die Los Angeles Sparks die Rechte an Fiebich und gaben diese im Jahr darauf an Chicago Sky ab. Vergangenes Jahr landeten die Rechte im Rahmen eines Tausches bei New York Liberty. Das Team zählt zu den besten in der Liga. „In der WNBA wird mehr eins gegen eins gespielt. Da spielen die besten Basketballerinnen der Welt. Zudem ist New York eines der besten Teams und will die Meisterschaft gewinnen. Das wird sicher eine Herausforderung für mich“, sagt Fiebich.