Startseite
Icon Pfeil nach unten
Landsberg
Icon Pfeil nach unten

Ammersee: 16-Jährige ertrunken: Wie konnte es zum tödlichen Badeunfall kommen?

Ammersee

16-Jährige ertrunken: Wie konnte es zum tödlichen Badeunfall kommen?

    • |
    Stand-Up-Paddling ist ein Trendsport, der in Europa vor allem auf Seen betrieben wird. Die meisten von ihnen haben eine sogenannte Leash mit der man sich sichern kann.
    Stand-Up-Paddling ist ein Trendsport, der in Europa vor allem auf Seen betrieben wird. Die meisten von ihnen haben eine sogenannte Leash mit der man sich sichern kann. Foto: Vaf

    Es waren dramatische Minuten am Badestrand von Eching mit tragischem Ende. Am Sonntagnachmittag bargen Taucher der Wasserwacht eine 16-Jährige aus Buchloe tot aus dem Wasser, die zwei Tage zuvor von einem Board für Stand-up-Paddling (SUP) etwa 300 Meter vom Ufer entfernt ins Wasser gefallen war (LT berichtete). Sie konnte nicht schwimmen. Ihre 15-jährige Schwester musste alles hautnah mitansehen und ihre Familie von der Ferne. Der Fall macht fassungslos und lässt Fragen offen. Warum trug das Mädchen nicht eine Schwimmweste, obwohl es nicht schwimmen konnte. Warum war es nicht gesichert?

    Mädchen fällt von SUP-Board und ertrinkt

    Maurizio Kaiser war am Wochenende Einsatzleiter der Wasserrettung und sagt im Gespräch mit unserer Redaktion, dass ein Mädchen von einem SUP-Board fällt und ertrinkt, ist am Ammersee zum ersten Mal passiert. Die 16-Jährige sei an der Grenze des Bojenfelds gefahren. Dort gebe es im Wasser eine Kante, in der es relativ steil bis zu 15 Meter in die Tiefe geht.

    Grundregel für alle SUP-Sportlernen und -Sportler sei der Eigenschutz. Die beste und sicherste Möglichkeit dafür sei die Schwimmweste. „Selbst wir als top ausgebildete Wasserretter tragen eine Weste, auch wenn wir nur im Boot sitzen. Eigensicherung ist das A und O.“

    Wasserwacht warnt beim Stand-up-Paddling vor Gefahren

    Die Minimalanforderung ist laut Kaiser eine sogenannte Leash, also eine flexible Leine. Sie ist mit dem Brett verbunden und man kann sie sich an den Fuß oder um die Hüfte binden. Mit ihr sei sichergestellt, dass das Board nicht davon treibt, wenn man ins Wasser fällt. „Durch den Sturz schiebt man das Brett automatisch von sich und das ist dann schnell einige Meter von einem weg. Bei Wind oder Wellengang wird es selbst für einen guten Schwimmer schwierig, es einzuholen.“

    Kaiser schätzt, dass 70 bis 80 Prozent der Paddlerinnen und Paddler auf dem Ammersee ohne Leash fahren. „Klar hat das seinen Charme, man ist ja beweglicher auf dem Board. Bei perfektem Wetter und als Guter Schwimmer ist das vielleicht machbar, aber die Wetterbedingungen können sich schnell ändern.“ Es reiche ein kleiner unerwarteter Windstoß und man könne sich nicht mehr auf dem SUP-Board halten, sagt Kaiser. Oder es komme eine vom Dampfer erzeugte Welle. Kaiser rät deshalb, in jedem Fall eine Leine zu verwenden. Man könne auch durch Fremdverschulden ins Wasser fallen.

    Immer mehr Rettungs- und Sucheinsätze am Ammersee

    Dass die Wasserwachten am Ammersee zu SUP-Unfällen ausrücken müssen, komme in den vergangenen Jahren gehäuft vor. „Das liegt zum einen daran, dass es sich um eine Trendsportart handelt, zum anderen werden die Seen immer stärker frequentiert.“ Auch komme es immer wieder vor, dass die Einsatzkräfte tätig werden, wenn sich die Paddler nicht rechtzeitig am ausgemachten Treffpunkt erscheinen oder gar eine andere Strecke auf dem Wasser wählen.

    Die Bevölkerung müsse sich stärker für die Gefahren im Wasser sensibilisieren, sagt Kaiser. „Wenn es keine Vorschriften gibt, macht es jeder, wie er denkt. Selbst im Straßenverkehr schnallen sich nicht alle im Auto an, obwohl es Vorschriften gibt.

    Mädchen ertrinkt bei Eching: Einsatz für Retter belastend

    Der Einsatz für die Retterinnen und Retter der Wasserwacht über mehrere Tage sei belastend gewesen. „Jedoch haben wir bereits während der Anfahrt über Funk gewusst, dass das Mädchen untergegangen war und wir im Wasser nach ihr suchen müssen. So konnten wir uns besser auf die Situation und Bergung einstellen.“

    Christoph Hagenmayer ist Inhaber des SUP-Centers Ammersee in Utting und verleiht Boards an Badegäste. Aber nur, wenn seine Kundinnen und Kunden zuvor einen zweistündigen Grundkurs durchlaufen haben, wie Hagenmayer im Gespräch mit unserer Redaktion sagt. „Wir haben speziell ausgebildete Trainer und weisen unsere Kunden genau ein, wie sie sich auf dem Wasser verhalten und wie sie sich sichern sollen.“

    Welche Sicherheitsvorkehrungen SUP-Verleiher aus Utting trifft

    Es sei bei ihm zudem Grundvoraussetzung, schwimmen zu können, um bei einem Kurs überhaupt teilnehmen zu dürfen, sagt Hagenmayer – auch wenn es grundsätzlich die Möglichkeit gebe, eine Schwimmweste zu tragen. Der SUP-Board-Verleiher stellt fest, dass immer mehr Badegäste mit einem Board auf dem Ammersee fahren, das sie im Internet oder Supermarkt gekauft haben. „Die Leute lesen nicht die Gebrauchsanweisung, paddeln ohne Übung los und unterschätzen die Gefahr im Wasser.“

    Wie Pressesprecher Michael Graf vom Polizeipräsidium Oberbayern Nord gegenüber unserer Redaktion mitteilt, ermittelt die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck. „Es werden routinemäßige Todesermittlungen durchgeführt. Es stehen aber keine Tatvorwürfe im Raum, an einem tragischen Unglücksgeschehen bestehen keinerlei Zweifel.“ Nach bisherigem Ermittlungsstand sei das SUP-Board nicht ausgeliehen worden, sondern es habe sich um ein privates Board gehandelt. Ob eine Leine am Gefährt vorhanden war, sei nicht bekannt, sie könnte auch losgerissen sein. Fest stehe nur, dass das Mädchen ihrer Bergung nicht mit dem Board verbunden war.

    Polizei nennt Zahlen zu Badeunfällen im Ammersee

    Laut Graf war das Unglück am Freitag heuer bereits der dritte tödliche Badeunfall im Ammersee. Die beiden anderen Fälle seien ertrunkene Schwimmer gewesen. 2021 habe es nur einen polizeibekannten tödlichen

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden