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Windach: Wenn das Windacher Schloss sprechen könnte ...

Windach

Wenn das Windacher Schloss sprechen könnte ...

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    Schloss Windach wird heuer 450 Jahre alt. Dort ist seit 40 Jahren das Rathaus untergebracht. Die vielfältige Geschichte des Gebäudes war Thema eines Vortrags in der Reihe „D‘Windacher G‘schicht“.
    Schloss Windach wird heuer 450 Jahre alt. Dort ist seit 40 Jahren das Rathaus untergebracht. Die vielfältige Geschichte des Gebäudes war Thema eines Vortrags in der Reihe „D‘Windacher G‘schicht“. Foto: Thorsten Jordan (Archiv)

    Das Schloss ist das Wahrzeichen von Windach, ein prächtiger, herrschaftlicher Bau samt schönem Park. Und wer hat’s gebaut? Ein Augsburger. Im Jahr 1558 erwarb Carl Wolfgang Rehlinger die Hofmark

    Im Dreißigjährigen Krieg blieb der Ort nur aus einem Grund verschont

    Das Schloss und seine interessante Geschichte standen im Mittelpunkt der neunten Folge aus der Vortragsreihe „D’Windacher G’schicht“, die der Veteranen- und Kameradenverein Windach-Hechenwang im Windacher Pfarrsaal veranstaltete. Vereinsvorsitzender Manfred Stagl begrüßte unter den zahlreichen Gästen auch einige, die selbst noch in dem Schloss gewohnt hatten. Anschließend beleuchtete er in einem mit vielen Fotos und einem Filmbeitrag angereicherten Vortrag die 450-jährige Geschichte des Schlosses. Unterstützt wurde er dabei von seinem Vereinskollegen Gerhard Heininger, der zugleich ehrenamtlicher Archivar der Verwaltungsgemeinschaft Windach ist. Er führte die Recherchen für den Vortrag durch und versorgte auch unsere Zeitung mit alten Fotografien.

    Aus zahlreichen Quellen kamen viele, bisher noch unbekannte Informationen zum Vorschein. So wurde Windach im Dreißigjährigen Krieg weitgehend verschont, weil der damalige Schlossbesitzer Wilhelm Rupert von Füll einen erheblichen Teil seines Vermögens für eine „salva guardia“ (Schutzgeldzahlung) an die angreifenden Schweden bezahlte, hieß es in dem Vortrag. Carl Wolfgang Rehlinger errichtete im Jahr 1568 in Unterwindach ein Schloss. 1596 verkaufte er Schloss und Hofmark Windach an Franz Füll, einen der reichsten Münchener Bürger der damaligen Zeit.

    Mitte des 19. Jahrhunderts kam ein weiteres Stockwerk dazu

    1610 wurde Franz Füll in den Adelsstand erhoben. Als im Jahr 1825 mit Ferdinand von Füll der letzte männliche Nachkomme starb, erbte Max Joseph von Pfetten Schloss und Hofmark Windach.

    Ein weiterer Eigentümer des Schlosses, Franz Xaver von Riedheim, war sogar am 18. Januar 1871 bei der Kaiserkrönung von Wilhelm I. im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles dabei. Überraschend war auch, dass ein Verwalter des Windacher Schlossgutes (Karl Graf Fischler von Treuberg) ein Urenkel des ersten brasilianischen Kaisers Dom Pedro I. (1822 bis 1831) war. Und nicht zuletzt wohnte der frühere Bundesbildungsminister (1972 bis 1974) und Erste Bürgermeister von Hamburg (1981 bis 1988), Klaus von Dohnanyi, mit Bruder und Mutter kurz nach dem Zweiten Weltkrieg im Schloss in Windach. Zusammen mit seinem Bruder machte er im Jahr 1946 Abitur in St. Ottilien.

    Das Schloss war auch Busfabrik

    Als der Name Pfetten-Füll 1886 ausstarb, begann die Zeit, in der die Besitzer des Schlosses häufig wechselten. Acht Besitzerwechsel waren in den kommenden 45 Jahren zu verzeichnen, bis es August und Theodora Popp Ende 1929 erwarben. Sie kauften das Schloss mit den landwirtschaftlichen Gebäuden, die sie zu Werkstätten umbauten. Um 1935 begann die Busproduktion.

    Durchschnittlich zwei maßgeschneiderte Omnibusse pro Monat wurden bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges gefertigt. 1951 verlagerte Popp den Autohandel nach Landsberg. In Windach blieb die Reparaturwerkstätte. 1978 verkaufte Edeltraud Schweyer, die Tochter von August und Theodora Popp, das Schloss an die Gemeinde Windach. Seither beherbergt es das Rathaus der Verwaltungsgemeinschaft.

    Bald gibt es eine große Bilderschau

    Nach der Geschichte des Schlosses präsentierte Manfred Stagl unter dem Motto „Wenn das Schloss Augen und Ohren hätte“ Fotos von Ereignissen, die um das Schloss herum stattfanden. Dieser Vortrag wird in wesentlich ausführlicherer Form als Ausgabe 10 der „Schriften des Archivs der Verwaltungsgemeinschaft Windach“ veröffentlicht und erscheint am 14. Juli. An diesem Tag findet die Festveranstaltung „450 Jahre Schloss und 40 Jahre Verwaltungsgemeinschaft Windach“ statt. (lt)

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