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Windach: Gefällte Eschen bei Windach sorgen für Wirbel

Windach

Gefällte Eschen bei Windach sorgen für Wirbel

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    Die Holzerntemaschinen wurden auch durch die Windach an das Ostufer gefahren, um dort im FFh_Schutzgebiet Eschen zu fällen. Das Bild zeigt eine Furt durch den Fluss.
    Die Holzerntemaschinen wurden auch durch die Windach an das Ostufer gefahren, um dort im FFh_Schutzgebiet Eschen zu fällen. Das Bild zeigt eine Furt durch den Fluss. Foto: Gerald Modlinger

    Das tief in die Landschaft eingeschnittene Windachtal zwischen Windach und Finning gehört zu den spektakulärsten Landschaften im Landkreis. Dementsprechend steht es als FFH-Gebiet unter besonderem Schutz. Jetzt sorgt dort ein Holzeinschlag im Auwald für Aufregung. Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz haben sich deswegen an die Naturschutz- und Forstbehörden gewandt. Inzwischen gibt es zumindest von der Forstverwaltung eine Einschätzung zur Situation in dem

    Wenngleich dieser Talbereich nur auf schmalen Pfaden begangen werden kann, handelt es sich um ein beliebtes Wanderrevier. Im zeitigen Frühling hat das Gebiet einen besonderen Reiz, wenn dort die Märzenbecher blühen. Doch zwischen Flusskilometer 13 und 14 ist das Idyll seit dem späten Winter beeinträchtigt. Ein Holzpolter am Waldrand südlich des Windacher Trinkwasserbrunnens macht auf einen Holzeinschlag aufmerksam und die Spuren von Holzerntemaschinen führen hinunter an die Windach. Dort wurde eine größere Anzahl von Eschen gefällt.

    Die Eschen sind eine wesentliche Art in dem geschützten Bereich

    Der Bund Naturschutz (BN) ist deswegen besorgt und hat das auch der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt und dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Fürstenfeldbruck mitgeteilt. Mit der Entnahme der Eschen sei ein „Leitorganismus“ für den an der Windach vorhandenen Lebensraumtyp „Erlen- und Eschenwälder und Weichholzauenwälder an Fließgewässern“ beseitigt worden, schreibt der BN-Kreisvorsitzende Folkhart Glaser. Gebe es dort keine Eschen mehr, könnte die Gefahr bestehen, „dass dieses Gebiet künftig aus dem Schutzstatus eines Auwalds herausfallen und zu einem normalen Wald abgewertet werden könnte“.

    Der BN bitte daher darum, einem solchen Schritt nicht zu tun. Denn auch ohne die bisherigen großen Eschen bleibe das Gebiet durch die verbliebenen Bäume (zu sehen sind dort neben wenigen Eschen auch Schwarzerlen, etliche sehr große Pappeln und zahlreich aufgewachsene junge Bergahorne), die Märzenbecherflora und das vorhandene auwaldtypische Hangdruckwasser „ein absolut wertvoller Lebensraum“.

    Ein Ersatz für die gefällten Bäume ist derzeit nicht machbar

    Günter Biermayer, der Leiter des AELF, spricht bei diesem Fall von einer komplexen Situation, in der sich Forst-, Wasser- und Naturschutzrecht durchdringen. Die Sorge, dass die Herausnahme der Eschen den Schutzstatus des Waldes am Windachufer infrage stellen könnte, entkräftet Biermayer. „Daran ändert der Einschlag nichts, dieser Lebensraum hat ja ein ganzes Bündel von Arten, die Esche ist dabei nicht die einzige Charakterart.“ Aber die Esche ist diejenige Art, die aus dem Lebensraum in Zukunft möglicherweise fast völlig herausfallen wird. Das Eschentriebsterben ist inzwischen überall im Land angekommen. Durch die Pilzinfektion können Kronenteile herab- oder ganze Bäume umstürzen. Vielerorts sind an Straßen und Pfaden bereits Eschen aus Verkehrssicherheitsgründen gefällt worden. Das habe wohl auch eine Rolle an der Windach gespielt, denn der Pfad entlang der Flusswindungen wird häufig begangen. Daneben sehe es aber auch so aus, dass weitere Eschen wegen des wirtschaftlichen Nutzens gefällt worden seien – bevor das Fortschreiten der Eschenkrankheit eine solche Nutzung unmöglich mache, wie Biermayer sagt. Momentan und auch in naher Zukunft sei es nicht möglich, dass Naturverjüngung und Nachpflanzungen die Esche in dem Auwald erhalten könnten. Dazu gebe es bislang nicht genügend pilzresistente Samenbäume.

    Im Auwald an der Windach südlich von Windach sind in den vergangenen Wochen zahlreiche Eschen gefällt worden, nur noch wenige Exemplare sind in dem Schutzgebiet, in dem derzeit die Märzenbecher blühen, noch vorhanden.
    Im Auwald an der Windach südlich von Windach sind in den vergangenen Wochen zahlreiche Eschen gefällt worden, nur noch wenige Exemplare sind in dem Schutzgebiet, in dem derzeit die Märzenbecher blühen, noch vorhanden. Foto: Gerald Modlinger

    Biermayer erkennt zwar, dass Spaziergänger „ästhetisch“ bisher eine andere Szenerie gewohnt waren als Baumstümpfe und Fahrspuren. Allerdings: „Rein forstfachlich ist das noch sachgemäß.“ Biermayer verweist auch darauf, dass ein Teil des Holzes an Ort und Stelle verblieben sei. Das stelle ebenso einen Lebensraum für Pilze und Insekten dar und relativiere den Eingriff.

    Die Naturschutzbehörde will sich noch nicht äußern

    Ob die Eschenfällungen auch im Sinne der FFH-Schutzbestimmungen rechtmäßig waren, hat die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt zu beurteilen. Dort wurde am Montagvormittag auf einen noch stattfindenden Ortstermin verwiesen. Erst dann, so Amtssprecherin Anna Diem, werde man dazu etwas sagen können.

    Allgemein gilt in FFH-Gebieten, dass sich durch forstwirtschaftliche Aktivitäten der Erhaltungszustand des geschützten Lebensraums nicht verschlechtern darf. Im Sinne des Natur- und Artenschutzes ist eine bestimmte Anzahl von Altbäumen zu erhalten, die dem natürlichen Alterungsprozess überlassen werden, ebenso wird gefordert, dass pro Hektar auch 50 Kubikmeter stehendes und liegendes Totholz anzustreben seien. Konkreter sollten diese Ziele in sogenannten Managementplänen dargestellt werden. Allerdings gibt es einen solchen Plan für das Windachtal bislang nur im Entwurfsstadium, berichtet AELF-Chef Biermayer. Gerade für die Waldbesitzer wäre ein gültiger Managementplan wichtig, fügt er an, weil damit leichter erkennbar wäre, ob sie sich mit ihrer Bewirtschaftung noch im naturschutzrechtlichen Rahmen bewegen oder nicht.

    Der Amtsleiter rät dazu, vorher zu fragen, was gemacht werden darf

    Dazu komme, dass anders als in einem Naturschutzgebiet vor einem Holzeinschlag in einem FFH-Gebiet nicht vorab die Naturschutz- oder Forstbehörde kontaktiert werden müsse. Allerdings rät Biermayer, genau dies zu tun, bevor Bäume gefällt werden. „Es ist vernünftig, vorher zu fragen, denn dann sind die Grenzen klar ausgesprochen.“

    Die Eschenfällung war auch in der jüngsten Gemeinderatssitzung in Windach angesprochen worden. Daraufhin, so berichtet Bürgermeister Richard Michl, habe es Ortstermine mit der Naturschutz- und der Forstverwaltung gegeben, ein weiterer folgte am Montagnachmittag. Michl sagt, er fände es schade, dass die Eschen gefällt wurden, allerdings handle es sich auch um einen Nutzwald und die Gefahren von kranken Eschen seien nicht zu unterschätzen. Der Waldbesitzer selbst war gestern nicht erreichbar.

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