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Reichling: Wie schottische Rinder nach Reichling kommen

Reichling

Wie schottische Rinder nach Reichling kommen

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    Die Highland Cattles  sind ein beliebtes Fotomotiv: Ernst, Dominik und André Strobl (von links) haben sich aber nicht nur wegen des Aussehens für diese Rasse entschieden. 
    Die Highland Cattles sind ein beliebtes Fotomotiv: Ernst, Dominik und André Strobl (von links) haben sich aber nicht nur wegen des Aussehens für diese Rasse entschieden.  Foto: Gisela Klöck

    Die Tiere sehen urig aus, mit ihren langen, geschwungenen Hörnern und dem zotteligen Fell: Man fühlt sich in die Highlands in Schottland versetzt – und ist doch im Reichlinger Ortsteil Gimmenhausen. Dort haben sich die Brüder André und Dominik Strobl einen Traum erfüllt: Sie züchten Highland Cattles. Dass sie sich für diese Rinderrasse entschieden haben, hat mehrere Gründe.

    Elf Jahre ist es inzwischen her, dass die beiden zusammen mit ihrem Vater Ernst beschlossen, den seit Jahrzehnten verpachteten vier Hektar großen Betrieb der Urgroßtante wieder selbst zu bewirtschaften. Aber im Nebenerwerb, denn André Strobl ist hauptberuflich Fachlehrer für Landtechnik, sein Bruder Maschinenführer. Also durfte die Viehhaltung, die sie sich vorstellten, nicht zu arbeitsintensiv sein.

    Andere Rinderrassen haben die Brüder nicht überzeugt

    Die Schottischen Hochlandrinder wählten sie mit Bedacht aus. Erste Erfahrungen in der Haltung von robusten Rinderrassen machte der gelernte Landmaschinenmechaniker André Strobl während seines Zivildienstes in der Herzogsägmühle. Doch wirklich begeistert war er weder von Angus-, noch Gallowayrindern. „Im Endeffekt haben wir die beste Entscheidung getroffen“, meint der 34-Jährige, „als wir uns für die Highland Cattles entschieden haben“. Sein 30-jähriger Bruder ergänzt: „Sie kälbern gut und alleine, sind etwas Besonderes, robust, langlebig und haben ein sanftes Gemüt. Man kann sie einschätzen und sie kennen ihre Leute“.

    Die Familie Strobl hält in Reichling Highland Cattles.
    Die Familie Strobl hält in Reichling Highland Cattles. Foto: Gisela Klöck

    Das kleinwüchsige und relativ leichte Hochlandrind eignet sich für die ganzjährige Freilandhaltung, und das auch auf Böden, die für schwere Rinder ungeeignet sind. Mit zwei Kühen aus Osterzell und einem Stier aus Türkheim, den sie bis heute noch als Zuchtbullen haben, starteten die Brüder mit der Nebenerwerbslandwirtschaft.

    „Wir wollten schon immer in Richtung Fleischproduktion gehen, wichtig war auch, dass es nebenbei geht, was nur über Mutterkuhhaltung möglich ist“, meint André Strobl. Den Betrieb haben die beiden mittlerweile durch Zupachtung auf 17 Hektar erweitert, die Herde umfasst heute circa 30 Tiere.

    Die Tiere weiden im Landschaftsschutzgebiet

    Die Rinder können sich auf ihrer Weide im Landschaftsschutzgebiet frei bewegen. Einmal im Jahr kalben die Kühe nach neun Monaten Tragezeit, und der Stier läuft in der Herde mit. Die Haltung ist sehr extensiv, ohne Kunstdünger, nur eine Leckschale gibt es als Zusatz, Wasser kommt von der eigenen Quelle. Die Wiesen werden drei Mal im Jahr gemäht, um Heu und Gärheu herzustellen. „Wir sind so verrückt und füttern jeden Tag zur Abwechslung anders“, meint Dominik Strobl. Zum leichteren Einfangen der Tiere wurden spezielle Metallgitter angeschafft – als Schutz für Tier und Mensch.

    „Die Tiere passen auch super in das Landschaftsbild mit ihren langen, symmetrischen Hörnern. Mit dem jungen Nachwuchs, der aussieht wie ,kleine Bären’ geben sie ein tolles Fotomotiv ab. Wenn wir für jedes Bild Geld bekommen würden, wären wir reich, da so mancher Spaziergänger sein Handy zückt, um die Highlands-Idylle am Lech festzuhalten“, sagt André Strobl schmunzelnd.

    Die Kinder sind begeistert dabei

    Für ihn ist es „ein Ausgleich für die Seele“ hier zu sein. Diese Leidenschaft hat auch die Familie angesteckt. Vater Ernst unterstützt seine Söhne und Andrés Frau Yvonne, im Betrieb für die Buchführung zuständig, wo es geht. „Das ist doch cool, auch für die Kinder, sie sind oft mit im Stall und immer Feuer und Flamme, wenn’s zu den Tieren geht“, sagt Ernst Strobl. Die Kinder, besonders der vierjährige Ludwig, ist mit seinem Spielfuhrpark samt Bauernhofzubehör schon begeisterter Bauer.

    Vermarktet werden die weiblichen Kälber lebend an andere Züchter, die jungen Stiere – im Schnitt fünf bis sechs im Jahr – werden kastriert und mit drei Jahren bei durchschnittlich 500 Kilogramm Lebendgewicht geschlachtet. „Unser Konzept ist, erst wenn das Fleisch eines Tieres verkauft ist, geht es zum Metzger. Verwertet werden nicht nur die Edelteile, es gibt auch 100-prozentige Highlands-Salami und Grillwürste“, sagen die Brüder. Das Fleisch sei gut durchmarmoriert, bleibe beim Braten in der Form, das Fett habe eine feste Konsistenz, und sei cholesterinarm. Es mache sich beim Fleisch bemerkbar, dass die Tiere langsam wachsen.

    Ein Metzger vermarktet das Fleich bislang

    Die Vermarktung läuft noch über einen Metzgereibetrieb, erklärt André Strobl. Doch das soll sich bald ändern: Vor drei Jahren haben die Brüder die alte, leer stehende Hofstelle vom Vater übernommen, der diese von der Urgroßtante geerbt hatte. Das alte Hause wurde abgerissen und ein neues gebaut – im vergangenen Jahr war Einzug. Die Freude darüber wurde aber durch einen anderen Vorfall stark getrübt: Auch die Strobls waren nämlich Opfer der Brandserie geworden, die im vergangenen Jahr im Lechrain für viel Aufregung und Entsetzen gesorgt hat. Ein von ihnen gepachteter Feldstadl mit allerlei Maschinen war in Flammen aufgegangen. Der Schock sitzt bis heute tief – aber die Brüder blicken nach vorn.

    In Reichling ist ein Hofladen geplant

    Und so soll am Hof demnächst ein Hofladen für die eigenen Produkte entstehen. Ihr eigenes Label haben sie bereits entworfen, an der Hauswand prangt es und alle tragen es stolz auf ihrer Arbeitskleidung. Darauf legen sie viel Wert. Der Hofladen soll „Strobls Fleischboutique“ heißen. Man darf gespannt sein, was es dort alles zu „shoppen“ gibt.

    Serie Sie haben auch ungewöhnliche Tiere als Nutz- oder Haustier? Melden Sie sich beim Landsberger Tagblatt unter redaktion@landsberger-tagblatt.de und wir stellen diese vor.

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