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Warum es keine Vollkornsemmel geben kann
Dießen (sr) - Was macht einen echten Bayern aus? Natürlich die Sprache. Da hilft selbst die schmuckste Lederhose oder das schönste Mieder nichts - "sobald der eine oder die andere den Mund aufmacht, schlägt die sprachliche Stunde der Wahrheit", so Gerald Huber, der auf Einladung des Dießener Trachtenvereins in der Carl-Orff-Volksschule das Publikum begeisterte.
Hausherr und Rektor Michael Bauer begrüßte den unter anderem durch die Sendereihe "Kleine bairische Wortkunde" bekannten Rundfunkjournalisten. "Früher wurde man als Lehrer von oben schon mal ermahnt, wenn das Bairische zu sehr durchbrach", sagte Bauer, "heute gibt's dagegen Handreichungen vom Ministerium zur Förderung der Mundart", freut sich der Schulleiter. Denn Dialekt macht schlau! Dass der Bayer mit seiner Mundart den "hochdeutsch" Sprechenden nicht selten voraus ist, dafür erbrachte Gerald Huber schon viele Belege. Einige ließ er das Publikum wissen: Wer in der Schule gut ist, kriegt in Bayern "an Oanser" oder "an Zwoarer", in nördlichen Gefilden "eine Eins" oder "eine Zwei". Recht hat natürlich der Bayer. "Es heißt ja auch nicht die Ruder-Acht, sondern der Ruder-Achter und auch in Ihr Fahrrad können Sie keine Acht hineinfahren", erklärt der studierte Germanist. Merke: Süddeutsch und richtig hochdeutsch sind alle Hauptzahlworte männlich!
Laut Huber gibt es Anlass zur Sorge: Die beliebteste Regionalsprache Deutschlands droht auszusterben - aber er versucht sie zu retten. Begleitet von der wunderbaren Musik der Saitenschinder und der Dießener Ziachmusi zeigte er - mit viel Fachwissen und Humor - die liebenswerten Besonderheiten des Bairischen und analysierte die Herkunft vieler Wörter und Ausdrücke. Dass die Römer einen gewaltigen Einfluss auf unser Bairisch haben, wurde schnell klar. Wer hätte gedacht, dass unsere geliebten Platzln in der Weihnachtszeit auf die Placenta (kleines, flaches Gebäck - Ärzte verstehen heute was andres darunter) zurückgehen? Näher liegt da schon, dass die "Kuchl" vom Lateinischen "cocina" (italienisch cucina, französisch cuisine) kommt. Bayern war einst die Kornkammer der Römer. Sie liebten das feine weiße Weizenmehl ("simila"), das hier so gut gedieh und aus dem man schöne weiße Semmeln machen konnte. Nördlich des Limes kannte man damals nur den gröberen Roggen und daraus kann man nur dunkles Brot machen. Schon allein deswegen kann eine Semmel niemals ein Brötchen sein und das Wort "Vollkornsemmel" ist sowieso ein Widerspruch in sich, weil eben kein feinstes Weizenmehl drin ist! Richtig heißt es darum Vollkornweckerl, -schuberl oder -laiberl.
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