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Utting: Utting: Der Trainer der äthiopischen Bienen-Ladys

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Utting: Der Trainer der äthiopischen Bienen-Ladys

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    Uli Ernst aus Utting ist nicht nur Landwirt und Betreiber des Hochseilgartens, sondern auch Entwicklungshelfer. Dieses Foto zeigt ihn in Äthiopien mit den sogenannten Bienenladies aus Dilla.
    Uli Ernst aus Utting ist nicht nur Landwirt und Betreiber des Hochseilgartens, sondern auch Entwicklungshelfer. Dieses Foto zeigt ihn in Äthiopien mit den sogenannten Bienenladies aus Dilla. Foto: Ernst

    Er ist gelernter und praktizierender Landwirt, Betreiber des Hochseilgartens und des Labyrinths Ex-Ornamentis, Trainer in der Entwicklungszusammenarbeit, Uttings erfolgreichster Turner und bis vor nicht allzu langer Zeit war er Akrobat an der Bayerischen Staatsoper: Uli Ernst aus Utting. Doch was steht bei ihm an erster Stelle? „Ich brauche genau diesen Mix und eine abwechslungsreiche Lebensgestaltung. Gerade die Vielseitigkeit bringt Stabilität. Aber ohne meine Frau Corinne und unserem starken Team könnte ich das alles nicht machen“, sagt der zweifache Familienvater.

    Schon zwei Jahrzehnte lang leistet er Entwicklungshilfe

    Seit 20 Jahren bereist er verschiedene Länder im Auftrag der in Bonn und Berlin ansässigen Hermes Akademie, die sich der Entwicklungsarbeit verschrieben hat. Im Herbst vergangenen Jahres begleitete ihn unter anderem auch die Uttinger Architektin Cornelia Bader, die ihn auch bei seinen Vorträgen wie dem aktuellen in Utting unterstützte.

    Vor sieben Jahren wurde er erstmals nach Äthiopien geschickt, zwölf Mal war er seitdem schon dort. Das Land am Horn von Afrika hat es Uli Ernst nämlich angetan. Enthusiastisch und mit hoher Empathie spricht er über seine Arbeit und die Menschen dort – einem Land im Spannungsfeld zwischen dem Erhalt der kulturellen Identität und notwendiger Moderne, zwischen Schutz der einzigartigen Artenvielfalt und Ernährungssicherung, zwischen Internet und Ochsenpflug, Hoffnungslosigkeit und Begeisterung.

    Äthiopien steht vor vielen Herausforderungen

    In Äthiopien leben 100 Millionen Menschen, die Bevölkerung wird in den nächsten Jahren rasant wachsen. 120 verschiedene Volksstämme, 60 Prozent Christen und 40 Prozent Moslems leben seit 400 Jahren friedlich miteinander. Zudem beherbergt das Land drei Millionen Binnenflüchtlinge und eine Million Flüchtlinge aus den benachbarten Ländern. Viele verschiedene Klimazonen sorgen für die größte Biodiversität Afrikas. 80 Prozent der Menschen sind Bauern.

    Und da ist Uli Ernsts Anknüpfungspunkt: Er sollte eigentlich, so war der Plan, den elterlichen Hof in Utting übernehmen. Doch als er vor 20 Jahren sein Landwirtschaftsstudium beendet hatte, war sein Vater noch weit vom Rentenalter entfernt. Da kam das Angebot der Hermes Akademie gerade recht: Dort kann Uli Ernst sein Wissen als Trainer in der Erwachsenenbildung weitergeben. Und so kam es zu den Einsätzen in Äthiopien, wo die Entwicklung vor allem über die Landwirtschaft laufe. „Immer mehr Bauern und immer mehr Tiere und der damit einhergehende Landverbrauch sorgten für Probleme, die man angehen muss“, sagt er.

    So werden die Menschen vor Ort geschult

    Daher setzt die Hermes Akademie auf das „Train-the-Trainer-Prinzip“: Uli Ernst bildet vor Ort Trainer aus, die dann wiederum Unternehmertrainings für Landwirte durchführen. Im Zentrum stehen dabei persönlichkeitsbildende Themen und die Vernetzung der Bauern. Mit dem Absolventenverband der Hermes Akademie leitet Ernst zum Beispiel das Partnerschafts- und Leuchtturmprojekt „Bienen-Ladys“: Es geht um Hilfe für benachteiligte arbeitslose junge Frauen. Sie werden bei der Unternehmensgründung unterstützt, zum einen finanziell, zum anderen bei der Erstellung von Businessplänen.

    Ziel ist es, dass sie zu selbstständigen Unternehmerinnen heranwachsen, indem sie das Imkern lernen, ihren eigenen Honig herstellen und – unterstützt durch Cornelia Bader –Wachskerzen fertigen und verkaufen. Dabei gibt es auch immer wieder mal Rückschlage, „doch sich davon nicht unterkriegen zu lassen und immer wieder neu anzufangen, das will ich den Menschen vermitteln und ihnen Mut machen“, sagt Uli Ernst.

    Als ehemaliger Leistungsturner ist er das Kämpfen gewohnt

    Gelernt hat er diese Einstellung auch beim Sport: Als Turner musste er nämlich zwangsläufig die eine oder andere Niederlage einstecken: „Danach aufzustehen und weiterzumachen, das bringt Erfolg und Selbstvertrauen“, sagt der ehemalige Bundesliga-Turner. „Das Wichtigste ist, den Menschen Mut zu machen, damit sie selbst Verantwortung übernehmen“, sagt Uli Ernst.

    Mehrere von Uli Ernst und Cornelia Bader kommentierte Fotofilme ließen beim Vortrag in Finning bleibende Eindrücke des vielfältigen Äthiopien entstehen: Atemberaubende Landschaften vom Hochgebirge bis zum Wasserfall am blauen Nil, Eselskarren und Ochsenpflüge, Kamele auf den Straßen, abenteuerliche Transportmethoden, wunderschöne Vegetation und fröhliche, in bunte Gewänder gekleidete Menschen zeichneten ein positives Bild des Landes am Horn von Afrika, das auch für seinen Kaffee bekannt ist.

    Kaffee ist in Südäthiopien das wichtigste Kultur- und Wirtschaftsgut – die Kaffa-Region gab ihm seinen Namen. Und Uli Ernst bringt von allen Reisen Kaffee nach Utting mit: In seinem Hochseilgarten in Utting wird dann der Kaffee aus Arabisch-Bohnen serviert. Von jeder verkauften Tasse erhalten die Bienen-Ladys dann 50 Cent.

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