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Untermühlhausen: Männerchor "Frisch Auf" kann Jubiläum wegen Corona nicht feiern

Untermühlhausen

Männerchor "Frisch Auf" kann Jubiläum wegen Corona nicht feiern

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    Der Vorsitzende Gerd Stadlmayer hofft, dass bald wieder gesellige Treffen möglich sind.
    Der Vorsitzende Gerd Stadlmayer hofft, dass bald wieder gesellige Treffen möglich sind. Foto: Julian Leitenstorfer

    „Singen braucht Nähe“, so beschreibt Gerd Stadlmayer, Vorsitzender des Männergesangvereins „Frisch Auf“ Untermühlhausen, was in diesen Zeiten fehlt. In einer Serie stellen wir Chöre aus dem Landkreis vor und ihre Situation in der Corona-Krise. Die Pandemie hat den Männergesangsverein Untermühlhausen besonders hart getroffen.

    Bei einem Treffen mit dem LT in seinem Einrichtungs-Geschäft in Landsberg erzählt der 74-jährige sangesfreudige Tenor, wie er im Lockdown den ständigen telefonischen Kontakt zu den Sängern hält, „damit der soziale Bezug nicht verloren geht“.

    Vorbereitungen für Feier zum 100-jährigen Bestehen

    2020 hatte der damalige Schriftführer Stadlmayer das Amt des Ersten Vorsitzenden von seinem Vorgänger Gerhard Kramer übernommen und die für den Oktober seit Langem geplanten Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen zusammen mit seinem Stellvertreter Werner Nöth, dem Schriftführer Peter Dörfler und dem Schatzmeister Gunther Krätzmann unter Mithilfe von vielen Aktiven organisiert.

    Mit dem Festgottesdienst im Freien, einem Singspiel, auf das sich die Mitwirkenden schon zwei Jahre vorbereitet hatten, sollte es der Höhepunkt im dörflichen Jahreskreis werden. „Geplant war ein wunderbares Zusammensein vor oder im Pfarrstadl, mit Musikfreunden aus nah und fern, anderen Chören und zahlreichen Ehrengästen“, sagt Stadlmayer. Auch für 2021 gäbe es, so der Vorsitzende, keine Perspektive zur Durchführung eines Jubiläumsfestes, das von langer Hand vorbereitet sein will. „Irgendwann wird alles nachgeholt.“

    Untermühlhauser vermissen Miteinander schmerzlich

    Das gewohnte Miteinander bei den gemeinsamen Proben mit dem engagierten 31-jährigen Chorleiter Christoph Seidel aus Dünzelbach, wird schmerzlich vermisst. Es entfallen die Konzertvorbereitungen, die spannende Liedauswahl – das Repertoire reicht von „Schubert“ bis zu den „Toten Hosen“ – und das Probieren von Neuem. Wie schön es doch ist, wenn Vereinswirt Heinz Monet bei den Proben im Vereinsheim Epfenhausen über dem Kindergarten für die Bewirtung sorgte, blickt Gerd Stadlmayer zurück. Das gesellige Beisammensein unter Männern fehlt, genauso wie die traditionellen Namenstagsständchen für die 25 Chormitglieder. Vom 28. Januar (Manfred) bis zum 28. November (Gerhard) gibt es da meist zwei Mal monatlich was zu feiern. Dazu kommen Hochzeitsjubiläen und andere lieb gewordene Jahrestage. „Der Männergesangverein hat die größte Tradition und die stärksten sozialen Bindungen in Untermühlhausen“, so Stadlmayer.

    Seine Entstehung verdankt er den beiden Ferdinands und einem Gesellschaftsabend am 26. Oktober 1920 im Gasthaus Förg. Damals regten Schmiedemeister Ferdinand Kramer sen. gegenüber Wagnermeister Ferdinand Steckenleiter ein gemeinsames Singen an, das von den Anwesenden prompt in die Tat umgesetzt wurde.

    Das Foto stammt von einer Probe in den 50er-Jahren.
    Das Foto stammt von einer Probe in den 50er-Jahren. Foto: Stadlmayer

    Von 1920 bis 1933 war Ferdinand Streckenleiter Vorsitzender des neu gegründeten Vereins „Frisch Auf“. Während der 100-jährigen Geschichte ist Gerd Stadlmayer der siebte Vorstand, wobei der inzwischen verstorbene Ernst Steckenleiter von Stadlmayer als Seele des Vereins bezeichnet wird – er war von 1973 bis 1999 und von 2005 bis 2011 Vorsitzender. Mit seinen aktuell 25 Sängen ist der Chor stimmlich gut aufgestellt. „Interessierte sangesfreudige Männer werden gerne aufgenommen“, wirbt der Vorsitzende für den Chor. Es gebe kein stressiges Vorsingen, nur Zuhören, Anhören, Probieren, um dann vom erfahrenen Dirigenten Christoph Seidel, der auch den Windachchor leitet, einfühlsam eingebunden zu werden. Der 34-jährige Benedikt Drexl ist der jüngste im Chor und seit fünf Jahren dabei, der älteste, Anton Welz, ist seit 1966 aktiv und mit seinen 85 Jahren nicht nur das älteste Chormitglied, sondern auch der älteste Mann in Untermühlhausen.

    Die Proben und die Auftritte fehlen dem Männergesangsverein „Frisch Auf“ Untermühlhausen. Das Bild entstand bei der Fahnenweihe 1985.
    Die Proben und die Auftritte fehlen dem Männergesangsverein „Frisch Auf“ Untermühlhausen. Das Bild entstand bei der Fahnenweihe 1985. Foto: Stadlmayer

    Höhepunkte, wie der jährliche Ausflug mit den Partnerinnen, fielen 2020 ebenso aus wie die traditionelle Dorfweihnacht mit großer Tombola, die eine sichere Einnahmequelle bedeutete. Auf diese ist auch Notenwart Karl-Heinz Ratzka angewiesen. „Er ist dem Chor sehr stark verbunden und immer für ihn da“, so Stadlmayer.

    Da die „üblichen“ Einnahmequellen fehlten, wurde man erfinderisch: Eine Firma für Matratzen und Betten suchte vor einiger Zeit zwölf Paare, für die es je 50 Euro Werbezuschuss für den Verein gab. Da sich nur zehn gefunden hatten, wurde im Vereinsheim kurzerhand mit zwei „Patchwork-Paaren“ aufgefüllt. 70 Fördermitglieder unterstützen den Chor und der Faschingsverein spendete stets großzügig.

    Kapitän des ZDF-Traumschiffs liest Geschichten

    „Für das soziale Engagement und den Zusammenhalt bin ich sehr dankbar“, so Stadlmayer, der schon als Jugendlicher im Kirchenchor mitgewirkt hat und seit 2008 mit den ersten Tenören singt. Gerne erinnert sich der Familienvater an einen Vereinsausflug in seinen Heimatort Flintsbach/Inn, wo er mit seinem Chor in der Wallfahrtskirche St. Peter sang. Für den in Untermühlhausen verehrten Heiligen Rasso gibt es jedes Jahr ein Fest mit Prozession und Messe vor der Kapelle St. Rasso. Bei der von „Frisch Auf“ organisierten Stadlweihnacht 2013 hat der 2018 verstorbene Traumschiffkapitän Siegfried Rauch Weihnachtsgeschichten gelesen.

    Für Weihnachten 2020 hatte sich die Vorstandschaft auch was Besonderes ausgedacht: Alle Sänger sollten mit einem Geschenk überrascht werden, dazu ein selbstgetextetes „Stille Nacht – hat uns Corona gebracht“.Dies war ebenso nicht möglich wie eine Osterüberraschung. Jetzt hofft Stadlmayer einfach darauf, dass nicht nur bei „Frisch Auf“ ganz bald wieder gemeinschaftliches Leben stattfinden darf.

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