Raisting Die Weilheimer Künstlerin Beate Oehmann zeigt in der Galerie im Kulturhaus der Otto-Hellmeier-Stiftung neue Textilarbeiten. Neben den großen Fahnen, die
Sich im Raum ausbreiten, ihn als Ganzes begreifen, ohne ihn endgültig in Beschlag zu nehmen, dafür erscheint Beate Oehmann Leichtes, Textiles, „Unedles“ das adäquate Material. Nadel und Faden und nicht Pinsel und Farbe scheinen wie geschaffen für ihre unprätentiöse Art des Ausdrucks und für ihre serielle, rhythmische Vorgehensweise. „Alles an dieser Arbeit fasziniert mich“, sagt sie: die Größe des Werkstücks und die Eigensinnigkeit des Materials, vor allem aber der gleichmäßige Rhythmus, den die langen Linien und dichten Flächen erzwingen.
Der „grüne Mund“ ist das bestimmende Motiv in diesen Arbeiten. Ein Gesicht, aus dem Pflanzen sprießen, steht seit der Antike für Tod und Wiedergeburt. Als sogenannter „Grüner Mann“ führt es ein Schattendasein in der Geschichte der Kunst. Als Archetypus der Großen Mutter wurde das ursprünglich heidnische Symbol vom Christentum übernommen. Es findet sich in allen Epochen vom Mittelalter bis in die Neuzeit.
Der Pflanzen speiende Mund, der auch Gebärmund ist, steht für die kosmischen Zusammenhänge, die der Schöpfung zugrunde liegen. Auch in den neuen Textilarbeiten von Beate Oehmann findet sich der Mund, der nicht Worte von sich gibt, sondern Leben. Leben, aus dem neues Leben entsteht und neue Münder, die den Kreislauf fortsetzen. Vegetabile und organische Formen ergänzen und bedingen einander in dieser sich selbst gebärenden Reihe der Wiederholungen.
Die Vernissage zur Ausstellung „Neue Stickereien“ von Beate Oehmann findet am Sonntag, 15. Januar, um 11 Uhr statt. Danach ist die Ausstellung bis zum 1. April, jeweils samstags und sonntags von 11 bis 16 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung unter 08807/ 946232 zu sehen.