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Schloss Kaltenberg: Es war einmal vor 500 Jahren ...

Schloss Kaltenberg

Es war einmal vor 500 Jahren ...

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    Es ist in der Regel der erste Schritt auf das Gelände um Schloss Kaltenberg, der selbst erfahrenen Besuchern des Ritterturniers ein ganz besonderes Gefühl beschert. Kaum ist man durch das große Eingangstor gegangen, beginnt wie von selbst die Zeitreise. Die Wege sind zwar bekannt, ebenso viele Gesichter, Marktstände und die vielen Lager, doch ist immer genügend Platz für das Unerwartete, das Mystische, das einen jedes Jahr aufs Neue in den Bann zieht.

    Auch Markus Wiegand, Pressechef der Veranstalter, geht es da nicht viel anders. Längst ist ein Kern der in diesem Jahr wieder 1000 Mitwirkenden zu einer großen Familie, einer Mittelalterfamilie, zusammengewachsen. „Als wir vergangenes Jahr die Tore schlossen, dachte ich mir: O.k., ein ganzes langes Jahr Zeit, das neue Turnier vorzubereiten. Jetzt stehe ich hier, und es ist, als ob alles erst gestern passiert ist.“ Vor allem zu den Schwarzen Rittern von Kaltenberg hat er ein speziell freundschaftliches Verhältnis. Man arbeitet auch unter dem Jahr immer wieder zusammen. „Mein Promotionteam“, sagt Wiegand verschmitzt, ohne aber dabei überheblich zu wirken. In den vergangenen Monaten sind sie immer wieder zusammen durch Städte im süddeutschen Raum gezogen, auf Werbetour für Kaltenberg. Im Günzburger Legoland haben sie zum Beispiel bei der Einweihungsfeier der dortigen Ritterburg für einen entsprechend authentischen Rahmen gesorgt.

    Natürlich ist es angesagt und auch ratsam, sich den farbenfrohen Umzug anzusehen, die Gaukler, Musikanten, Ritter und all die anderen zwei- und auch vierbeinigen Mitwirkenden aus nächster Nähe zu sehen. Doch wer schon mehr als einmal in den zurückliegenden 35 Kaltenberg-Jahren beim Turnier war, der verzichtet zunächst auf diesen Publikumsmagneten und nutzt die Zeit für einen ungestörten Streifzug durch die Gassen auf dem Schlossgelände. Jedes Areal hat dabei einen eigenen Reiz: der Schlossgraben mit seiner beinahe schon orientalisch anmutenden Geschäftigkeit. Geradlinig und überschaubar dagegen die Schlossgasse, eingesäumt von den großen Läden und Marktständen, die direkt auf die Schlossbrücke und Schloss Kaltenberg zuführt. Wer mag, kann dort im Schlosshof vom Trubel Abstand gewinnen – oder er geht in den Wald, den wohl romantischsten Teil des Marktgeländes. Dort, zwischen den großen alten Bäumen hat sich eine mittelalterliche Welt entwickelt, wie sie in einem Geschichtsbuch beschrieben wäre („Es war einmal vor 500 Jahren ...“). Der Hausherr und Erfinder der Veranstaltung, Luitpold Prinz von Bayern, legt seit Anbeginn viel Wert auf Authentizität. Wer nicht mitzieht – und da gab es immer wieder den einen oder anderen, der lediglich auf den schnellen Verdienst aus war – wird aus Kaltenberg verbannt. Sein Sohn und Nachfolger, Heinrich Prinz von Bayern, sieht das heute genauso – mit der gleichen Einschränkung: „Wir fordern so viel Authentizität wie nötig – alles andere wäre übertrieben und würde die Entwicklung des Events lähmen.“

    Und tatsächlich erfahren die Besucher, wenn sie denn möchten, direkt von den Teilnehmern viel über das Leben im Mittelalter, die Herstellungsweisen, Materialien, Sitten und Gebräuche – wie zum Beispiel im Keltenhaus, das in den vergangenen Jahren dort entstand. In solchen Bauernhäusern lebte man auf den britischen Inseln bereits in vorchristlicher Zeit. Das Dach mit Erde gedeckt, die offene Feuerstelle mitten im Hauptraum funktioniert perfekt – ohne moderne Hilfsmittel. Authentisch. Allerdings kann es den Besuchern durchaus passieren, dass der Keltennachwuchs aus den Schlafstellen im Obergeschoss herunterlugt und ruft: „Papi, wo sind denn die Zahnbürsten?“ Authentizität – eben so viel wie nötig.“

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