Der Streik der Lokführer ist gerade beendet, da warten auf die Pendler auf der Bahnstrecke zwischen Geltendorf und Pasing erneut Zugausfälle und Schienenersatzverkehr. Bis Montagnacht fährt die S-Bahn nur alle 40 Minuten, zudem sind laut Bahn Busse im Einsatz. Eine Woche später kommt es wegen Gleisbauarbeiten in Fürstenfeldbruck erneut zu Einschränkungen. Wenig erfreulich für die Pendler sind aber auch Nachrichten über den aktuellen Planungsstand beim dreigleisigen Schienenausbau zwischen Pasing und Eichenau.
Wie bereits berichtet, hat Bayerns Innenminister Joachim Hermann vor einem Jahr angekündigt, dass ein dreigleisiger Ausbau des Nadelöhrs ausreiche. Der Landtagsabgeordnete Dr. Leopold Herz (Freie Wähler) aus Wertach im Oberallgäu hat jetzt bei der Staatsregierung nachgefragt. In der Antwort des Innenministeriums heißt es, der Freistaat habe die Deutsche Bahn aufgefordert, den Streckenausbau auf Basis von drei Gleisen zu planen. Mittlerweile hätten Freistaat und Bahn eine Planungsvereinbarung geschlossen. Für die Planung stelle der Freistaat rund zwölf Millionen Euro zur Verfügung.
Das Projekt "dreigleisiger Ausbau" hängt noch völlig in der Luft
Wie ein möglicher Ausbau finanziert werden soll, ist offenbar noch völlig offen. Der Freistaat habe das Projekt zwar für den Bundesverkehrswegeplan angemeldet, die dort eingegangenen Projektvorschläge würden derzeit aber gutachterlich bewertet, heißt es in dem Antwortschreiben. Bis Ende 2015 will das Bundesverkehrsministerium entscheiden, welche dieser Projekte in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden. Belastbare Aussagen zur Projektrealisierung seien derzeit nicht möglich, teilt das Innenministerium Herz mit.
Politiker fordern die Verbesserung der Linie S4 zwischen Geltendorf und Pasing
Ein Zehn-Minuten-Takt im Berufsverkehr auf der S-Bahn zwischen Geltendorf und Pasing wäre durch einen Einsatz von 20 Sprinterzügen möglich. Das glaubt zumindest Fürstenfeldbrucks Landrat Thomas Karmasin. Er hatte Mitte März eine entsprechende Petition eingereicht, die vom Wirtschaftsausschuss des Landtags abgelehnt wurde. Drei SPD-Landtagsabgeordnete, darunter der Stimmkreisabgeordnete Herbert Kränzlein aus Puchheim, haben die Staatsregierung nun in einem Antrag aufgefordert, das Konzept erneut zu überprüfen. Ihrer Meinung nach habe es der Wirtschaftsausschuss auf der Basis falscher Informationen abgelehnt. Schließlich habe die Verbesserung des Angebots auf der Linie S4 eine große Bedeutung für das tägliche Leben vieler Bürger.
Aktuell fährt die S4 bis Montag um 3 Uhr zwischen Geltendorf und Puchheim wegen Bauarbeiten nur alle 40 Minuten. Nach Angaben der Bahn werden Ersatzbusse eingesetzt. Ab der Nacht von Freitag auf Samstag, 22. auf 23. Mai, werden im Bahnhof Fürstenfeldbruck Schienen, Weichen, Schwellen und Schotter erneuert. Die Arbeiten dauern bis 11. Juni. Zwischen Geltendorf und Pasing kommt es deswegen zu Zugausfällen und Abweichungen vom Fahrplan, teilt der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund mit. Vom 22. Mai bis 5. Juni verkehrt die S4 nur im Stundentakt, vom 8. bis 11. Juni endet/beginnt jede dritte S4 in Puchheim.
S-Bahn: Die zweite Münchner Stammstrecke
Hintergrundinformationen zu der zweiten Münchner Stammstrecke
Mitten in München bündeln sich die Vorortbahnen der Landeshauptstadt auf einer unterirdischen Bahntrasse - der sogenannten Stammstrecke.
Die Trasse verläuft im Zentrum vom Hauptbahnhof unter dem Karlsplatz (Stachus) entlang bis zum Marienplatz. Insgesamt umfasst die Stammstrecke die Strecke vom Bahnhof Pasing bis zum Ostbahnhof.
Die Trasse gilt mit im Zwei-Minuten-Takt fahrenden Zügen als die am dichtesten befahrene Bahnstrecke Europas.
Um eine Entlastung für die vor rund 41 Jahren zu den Olympischen Sommerspielen eröffnete Strecke zu schaffen, soll eine zweite S-Bahn-Strammstrecke gebaut werden.
Bei der Inbetriebnahme war die S-Bahn für rund 250 000 Fahrgäste pro Tag konzipiert.
Mittlerweile fahren an Werktagen aber bis zu 800 000 Menschen mit den Vorortbahnen.
Obwohl das Netz immer weiter ausgebaut und die Taktzeiten verkürzt wurden, kommt es zu Engpässen und oft auch zu Störungen und Verspätungen.
Wenn die Stammstrecke betroffen ist, können sich die Probleme per Dominoeffekt auf das gesamte System auswirken.
Die geplante neue Stammstrecke soll weitgehend etwas nördlich der bestehenden Bahnlinie verlaufen und die alte Stammstrecke etwa beim Stachus kreuzen.
Ursprünglich sollte die zweite Stammstrecke wegen der Bewerbung für Olympia bereits bis Ende 2017 fertig werden.
Nachdem München den Zuschlag für die Winterspiele 2018 nicht erhalten hat, ist die geplante Eröffnung auf später verschoben worden.