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Region Landsberg: Bayerischer Hiasl: Von einem, der beim Wildern verwildert ist

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Bayerischer Hiasl: Von einem, der beim Wildern verwildert ist

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    Der Räuberhauptmann Matthias Klostermayr wurde als Bayerischer Hiasl bekannt. Am 14. Januar vor 250 Jahren wurde er in Osterzell im Landkreis Ostallgäu festgenommen.
    Der Räuberhauptmann Matthias Klostermayr wurde als Bayerischer Hiasl bekannt. Am 14. Januar vor 250 Jahren wurde er in Osterzell im Landkreis Ostallgäu festgenommen. Foto: Joerg Rollter (Repro)

    Der Bayerische Hiasl ist einer der berühmt-berüchtigsten Räuber des Lechrains. Am 14. Januar vor 250 Jahren wurde er mit seiner Bande in Osterzell gefangen genommen – Denklingens Ortschronist Paul Jörg hat sich anlässlich des Jubiläums auf Spurensuche begeben.

    Ein lang anhaltendes Kampfgetöse fand am Vormittag des 14. Januar 1771 in Osterzell statt: Der Wildschützen- und Räuberhauptmann Matthias (eigentlich Matthäus) Klostermayr, genannt „Bayerischer Hiasl“, und seine Gesellen wurden im Wirtshaus gefangen genommen. Einem Kommando von 300 Soldaten unter der Führung des Fürstbischöflich-Augsburgischen Premier-Leutnants Josef Schedel, das durch Jäger, Amtsknechte und Hunde verstärkt wurde, war der Fang gelungen. Den Tipp, dass der Hiasl sich dort aufhalte, hatte Schedel laut Osterzeller Chronik vom „Schwarzen Martin“ erhalten, einem Kumpanen des Hiasl. Aus Eifersucht hatte der seinen Hauptmann verraten, denn beim Umgang mit der Damenwelt gab sich der Hiasl stets als ein Galan.

    Ein Kumpane verrät den Hiasl

    So heimlich wie möglich und bei Eiseskälte durch hohen Schnee stapfend, kam Schedel mit seiner Truppe am Morgen um 7 Uhr in Osterzell an. Dort erfuhr er von einem kleinen Mädchen, dass sich der Hiasl mit zehn Wildschützen bei ihrem Vater im Wirtshaus befände. Fast zeitgleich mit dem Eintreffen der Soldaten zog dichter Nebel auf. Diesen Vorteil nutzte Schedel, um sich heranzupirschen. Zudem hatte der Bandenchef, der in der Wirtsstube mit seinen Kumpanen Karten spielte, unbesonnenerweise seine Wachen zurückgezogen. Schedel befahl die Jäger in den nahen Wald, falls den Wildschützen die Flucht gelänge. Die Soldaten dagegen krochen vorsichtig zum Haus, wurden durch Zufall aber doch von einem Wildschütz bemerkt. Der alarmierte die Kameraden, die in die Küche zu ihren Waffen rannten – und dann, gut verschanzt, das Feuer eröffneten.

    Schedel musste einsehen, dass er auf diese Art der Bande nicht beikommen konnte, wenn er größere Verluste verhindern wollte. Deshalb schickte er einen Teil seiner Soldaten in die Stube über der Küche, um ein Loch in den Fußboden zu schlagen. Es gelang und nun konnten die Soldaten von zwei Seiten und einer vorteilhafteren Position kämpfen.

    Wildschützen flüchten in die Speisekammer

    Außerdem warfen die Soldaten mit Stroh umwickelte und brennende Patronen durch die Öffnung auf die Wildschützen. Mit der Zeit entstand in der Küche so ein dichter Dampf, dass diese in das Speisengewölbe flüchteten. Allerdings zog der Qualm nun auch in die Kammer zu den Soldaten hinauf – schließlich löschten diese das Feuer in der Küche mit einem großen Kübel Bier.

    Angesichts der Hitze des Feuers und Rauchs wurde den Wildschützen ihre aussichtslose Lage bewusst. Zudem war so gut wie jeder verwundet. Da bat der Hiasl um Pardon mit dem Versprechen, dass ihm und seinen Gefährten das Leben geschenkt würde, wenn sie kapitulierten, was Schedel ihm persönlich verbürgte.

    Das Gefecht dauert vier Stunden

    Nachdem sich der Anführer zitternd gestellt hatte, holte man die übrigen Wildschützen aus ihren Schlupfwinkeln und fesselte sie ebenfalls. Vier Stunden hatte das Gefecht gedauert. Zwei Wildschützen und drei Soldaten waren umgekommen. Noch am selben Tag wurden die Gefangenen nach Buchloe und von dort nach Dillingen gebracht, wo ihnen aus den Dörfern und Städten viele Menschen entgegenkamen, um diese berüchtigten Wildschützen zu sehen. In Dillingen wurde ihnen der Prozess gemacht.

    Über 50 Verbrechen listet das Gerichtsprotokoll auf; neben der Wilderei vor allem Raub, Landfriedensbruch, Totschlag und Mord. Klostermayr wurde zum Tode verurteilt und am 6. September 1771 öffentlich durch „Erdrosseln und Rädern“ hingerichtet. Den Kopf steckte man an den Dillinger Galgen, die viergeteilten Körperteile wurden in Dillingen, Füssen, (Markt-) Oberdorf und Schwabmünchen ausgestellt.

    Ein Faschingsscherz mit Folgen

    Der Hiasl hätte ein unauffälliges und angenehmes Leben führen können, wenn ihm in seiner Jugendzeit nicht ein Malheur passiert wäre. Die Jesuiten auf Gut Mergenthau (Landkreis Aichach-Friedberg) beschäftigten den jungen Burschen, der am 3. September 1736 in Kissing geboren wurde, als Jagdgehilfen und Aufseher. Er verlor diese Anstellung aber wegen eines Faschingsscherzes: Er hatte einen Pater, der auf der Jagd versehentlich eine Katze erschossen hatte, als „Katzenschützen“ verspottet.

    Die vom Vater geerbte Jagdleidenschaft brachte ihn bald in Verbindung mit organisierten Wildschützenbanden. Einer anstehenden Rekrutierung entzog er sich durch die Flucht über den Lech ins „ausländische“ Schwaben. Hier erhielt er auch seinen Spitznamen „Bairischer Hiasl“, da Kissing zum Kurfürstentum Bayern gehörte. Die ausgedehnten Forste auf der linken Lechseite zwischen Iller und Lech boten dem Wilderer reiche Jagdgründe. Da die Jagd nur dem Adel und der höheren Gesellschaft vorbehalten war und die Wilderei mit drakonischen Strafen belegt wurde, sah die Bevölkerung das Treiben der Wildschützen mit Wohlwollen – denn die Wildschützen gaben von ihrer Beute ab. Als Gegenleistung wurden sie oft gewarnt oder es wurde ihnen Unterschlupf gewährt.

    Der Hiasl saß in München im Zuchthaus

    Als Klostermayr doch mal gefasst wurde, saß er neun Monate in München im Zuchthaus. Nach der Entlassung wollten seine Kameraden auf den glänzenden Schützen und findigen Kopf ebenso wenig verzichten wie die Bauern. Der Hiasl wurde zu ihrem Anführer. Er nutzte die Kleinstaaterei und hielt sich hauptsächlich dort auf, wo mehrere Herrschaftsgebiete aneinanderstießen. Der Wechsel der Territorien schützte ihn vor Verfolgung und steigerte seine Bekanntheit – er wurde als Volksheld gefeiert.

    Der Bayerische Hiasl wurde in Dillingen hingerichtet.
    Der Bayerische Hiasl wurde in Dillingen hingerichtet. Foto: Horst von Weitershausen (Repro)

    Das sorgte dafür, dass er immer stärker verfolgt wurde – darauf reagierte der Hiasl, indem er rabiater gegen seine Häscher vorging. Dadurch verlor er aber seinen guten Ruf und so manchen Verbündeten. Von der Hinrichtung Klostermayrs in Dillingen zeigte sich die Bevölkerung wenig beeindruckt. Dessen Tod war der Auftakt für eine Fülle von Biografien und Schriften, die ihn weit über die Grenzen Bayerns hinaus berühmt machten. Sagenhafte Erzählungen kursierten, unzählige Lieder entstanden – bis heute ist der Bayerische Hiasl unsterblich.

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