Die Schutzmaßnahmen für den Winter am Radom in Raisting sind einen Schritt weiter. Die Antenne und das ringförmige Gebäude, an dem die Hülle montiert war, wurden nach dem Sturmschaden im Februar nun mit einem Schutzdach versehen. Die Antenne soll im Freien überwintern. Sie wird jedoch voraussichtlich im kommenden Frühjahr eine neue Hülle bekommen (Landsberger Tagblatt berichtete). Trotzdem ist der Förderverein Industriedenkmal Radom Raisting mit der Entwicklung nicht ganz zufrieden.
Vor allem in Sachen Erhalt der Funktionsfähigkeit der Antenne. Nachdem das Landesamt für Denkmalpflege nur den „Erhalt im Bestand“ des Radoms vorgibt, nicht aber die Funktionsfähigkeit der Antenne, müsste „die neue Hülle tatsächlich nur den Anforderungen eines Großraumkinos genügen“, so Dr. Sabine Vetter. Wolle man jedoch „eine technische Nutzung der Antenne in Zukunft nicht ausschließen“, müsse „die jetzt zu produzierende Hülle auch dafür geeignet sein“.
Der technische Zustand der Antenne in Raisting soll erhalten bleiben
Ein Problem sieht Vetter auch im Begriff „Funktionsfähigkeit“. Er sei nicht klar definiert und damit missverständlich. Vetter versteht darunter, dass der technische Zustand der Antenne, der bis zum Sturm im Februar vorhanden war, erhalten bleiben müsse.
Unter anderem erwähnt Vetter, dass die Hülle optimal signaldurchlässig war. Zudem sei unter Mitwirkung des Fördervereins die motorgetriebene Antennensteuerung im Zuge des Projekts der Technischen Universität München (TUM) wieder voll hergestellt worden. Die TUM habe über spezielle Schnittstellenmodule sogar eine Fernsteuerungsmöglichkeit von München aus bereitgestellt. Dabei sei die Antenne fähig gewesen, einen Satelliten zu verfolgen und mit ihm bei entsprechender übertragungstechnischer Ergänzung zu kommunizieren.
Amateurfunker und Forschungseinrichtungen sollen die Technik im Radom nutzen können
Die Vorteile eines Erhalts dieser Funktionsfähigkeit der Antenne sind laut Vetter, dass dann hochfrequente technische Experimente und Demonstrationen weiterhin möglich sind und die Anlage eine ideale Referenzantenne für andere Firmen und Institutionen sein kann. Damit könnten neben Forschungseinrichtungen auch Amateurfunker die Technik nutzen.
Laut Vetter steht die technische Nutzung nicht in einem Widerspruch zur touristischen. Multimediale Präsentationen, Ausstellungen und Führungen könnten gleichermaßen der Bildung und wissenschaftlich oder technisch interessierten Touristen dienen. Damit wären auch verschiedene Einnahmequellen verbunden. Das Radom Bochum zeige dies.
![Die Antenne des Radoms in Raisting liegt seit einem schweren Sturm im Februar frei. Normalerweise wird das Radom von einer Hülle umgeben und sieht aus wie ein riesiger Golfball. Die Antenne des Radoms in Raisting liegt seit einem schweren Sturm im Februar frei. Normalerweise wird das Radom von einer Hülle umgeben und sieht aus wie ein riesiger Golfball.](https://images.mgpd.de/img/100260998/crop/c1_1-w100/1594115242/567902741/s4radom-fc3b6vradom080320.jpg)
Aus diesen Gründen plädiere der Förderverein dafür, „eine zukünftige Nutzung der Antenne offen zu halten“. Dazu brauche es eine entsprechende Hülle sowie die Steuerfähigkeit der Anlage.
Funkfähigkeit des Raistinger Radoms hat nicht höchste Priorität
Der Geschäftsführer der Radom-Gesellschaft René Jakob will den „Aspekt der Funkfähigkeit der Antenne bei den aktuellen Planungen nicht mit der allerhöchsten Priorität versehen“, er werde „allerdings auch nicht ohne größere Not konterkariert“. Als einen der Gründe dafür nennt er, dass die Antenne nach der Betriebseinstellung 1985 nicht mehr voll funktionsfähig war und nur noch für Versuche verwendet wurde.
Grundsätzlich werde eine Bewegung der Antenne zumindest über die Hilfsantriebe oder „Notbetrieb per Hand“ möglich sein, wobei offen sei, ob die Antenne wieder in einen Zustand versetzt werden kann, „welcher einen Funkbetrieb ermöglicht“. Die Funktion zum „Empfang von Funksignalen“ ließe sich „durchaus wiederherstellen“ oder sei „rudimentär noch vorhanden“.
Die neue Hülle für das Radom soll möglichst lichtdicht sein
Die neue Hülle soll laut Jakob eine „opake Beschichtung“ haben und damit möglichst lichtdicht sein. Dies sei für die geplante „Visualisierung im Inneren des Radoms“ wichtig. „Aktuell gehen wir davon aus“, so Jakob weiter, „dass die opake Beschichtung keinen wesentlichen Einfluss auf die theoretische Funkfähigkeit der Antenne haben wird. Nach den Laboruntersuchungen wissen wir es.“
Derzeit werde eine Machbarkeitsstudie und Potenzialanalyse zur weiteren Entwicklung des Radoms durchgeführt. Dabei solle das „touristische und wirtschaftliche Potenzial“ ermittelt werden.
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