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Pürgen: Sie hat ein Herz für Tiere

Pürgen

Sie hat ein Herz für Tiere

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    Vor einiger Zeit knickte ein Sturm am Gnadenhof in Frauenwies einen Strommast ab, über den die Weiden mit Strom versorgt werden. Betreiberin Janne Kellner muss für den Schaden aufkommen.
    Vor einiger Zeit knickte ein Sturm am Gnadenhof in Frauenwies einen Strommast ab, über den die Weiden mit Strom versorgt werden. Betreiberin Janne Kellner muss für den Schaden aufkommen. Foto: Julian Leitenstorfer

    Ein Herz für Tiere, wer hat das nicht? Zumal, wenn es um Kätzchen auf Facebook, Hunde, mit großen traurigen Augen oder lustige Pandas geht. Aber was ist mit den nicht so süßen und fotogenen Tieren? Die einfach nur nicht perfekt genug sind für die Zucht oder die Schlechtes erlebt haben und nun verstört und schwierig geworden sind. Diejenigen, die den Menschen zur Last fallen. Was macht man mit denen? Aussetzen und ihrem Schicksal überlassen? Einsperren und dahin vegetieren lassen? Die Antwort heißt Gnadenhof.

    Der Begriff Gnadenhof hat sich eingebürgert für eine Art Tierasyl oder Auffangstation, in der ausgesetzte oder gerettete Tiere ihr „Gnadenbrot“ erhalten. Sie dürfen ihren „Lebensabend“ hier in weitgehend natürlicher beziehungsweise artgerechter Haltung verbringen und werden bis zu ihrem Tod gepflegt. Einen solchen Gnadenhof gibt es in Frauenwies. Vor gut einem Jahr hat unsere Zeitung darüber berichtet, dass er wegen Geldsorgen vor dem Aus steht. Jetzt haben wir Betreiberin Janne Kellner wieder besucht.

    Seit 35 Jahren ist sie für Tiere da

    Zwischen Stoffen und Stadl zweigt ein kleiner Weg ab zur Frauenwies Nummer Drei. Nach weitläufigen Koppeln mit Blick auf die Alpen erreicht man eine alte Hofanlage, den Gnadenhof. Mit tatkräftigen Schritten kommt eine blonde Frau von etwa 65 Jahren heraus und fragt den Besucher gleich als erstes und unter viel Lachen nach dem Sternzeichen. Janne Kellner ist eine sehr besondere Frau, sympathisch verrückt, zupackend, erfindungsreich und vor allem mit einem unendlich großen Herzen für Tiere. Seit 1982 kümmert sie sich hier um aktuell 27 Pferde, fünf Ponys, vier Esel und Maultiere, sowie drei Hunde und etliche Katzen.

    Gnadenhöfe sind in der Regel als gemeinnütziger Verein organisiert und sind auf Spenden und vielfältige Mithilfe angewiesen. Der bekannteste Gnadenhof ist Gut Aiderbichl. Janne Kellner bemüht sich, über Facebook einen intensiven Einblick in ihre Arbeit zu geben. Früh morgens alle Tiere auf die Weiden, abends wieder einholen, dazwischen Ställe ausmisten, reparieren, ausbessern, organisieren. Der Hof ist alt und stellenweise heruntergekommen. Streichen kann sie nur, wenn es zuvor Farbeimerspenden gab, das Dach nur reparieren, wenn ihr jemand hilft. Daneben gilt es immer wieder, Tierarztrechnungen zu begleichen, Futter, Stroh und Heu zu besorgen. Da gilt es, erfinderisch zu sein, was die Geld- und Spendenbeschaffung angeht und den Menschen wieder und wieder ins Gedächtnis zu rufen, welch hervorragende Arbeit sie hier leistet.

    Den Optimismus lässt sie sich nicht nehmen

    Zwei große Probleme lasten aktuell auf Janne Kellners Schultern. Da wäre zunächst der Strommast, der beim jüngsten Sturm umgeknickt ist. Es ist ein privater Mast, der die Weiden mit Strom umspannt. Alles legal mit der Gemeinde abgesprochen, versichert Jane Kellner, aber die Kosten für die Reparatur müsse jetzt der Verein tragen. Und da in den vergangenen Jahren sowieso schon zwei der Großspender gestorben seien (das Landsberger Tagblatt berichtete), knabbert der Verein ständig am Existenzminimum. „Wir wissen oft nicht, wie es weitergeht, aber irgendwie passiert immer wieder ein Wunder.“ Janne Kellner lässt sich ihren Optimismus nicht nehmen. „Ich habe den Tieren versprochen, bis zum Ende für sie da zu sein, und das Versprechen halte ich auch.“

    Das andere große Problem: Der Verein braucht dringend einen weiteren bezahlten Mitarbeiter. Drei Leute braucht es, um alles einigermaßen zu schaffen, sagt Janne Kellner. Seit einiger Zeit wird sie von einer jungen Frau, Doreen Barth, unterstützt. Der dritte im Bunde ist aus Altersgründen ausgeschieden und fehlt nun an allen Ecken und Enden.

    Mit 29 Jahren hat die gebürtige Berlinerin, die bei Pasing aufgewachsen ist, mit ihrem damaligen Mann den Hof am Rande von Pürgen gekauft. Schon damals hat sie sich um alte und kranke Tiere gekümmert. Nach der Scheidung 1996 hat ein Tierschutzheim den Hof gekauft und ihr lebenslanges Wohnrecht garantiert. Nach der Insolvenz des Tierheimes hat Janne Kellner mit viel Mühe den Hof auf einer Zwangsversteigerung wieder zurückgekauft. Das Fernsehen habe seinerzeit darüber berichtet und durch die Zuschauerproteste dazu beigetragen, dass die Banken ihr den Zuschlag gegeben hätten. „Der Hof gehört den Tieren und ich bin nur der Verwalter,“ sagt sie.

    Spendenkonto IBAN: DE96 7005 2060 0000 0092 90 (mit Spendenquittung), Patenschaften für einzelne Tiere, Sachspenden, Besuche nach Absprache jederzeit möglich.

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