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Pürgen: Haus-Check in Lengenfeld: Wer wagt den Heizungswechsel?

Pürgen

Haus-Check in Lengenfeld: Wer wagt den Heizungswechsel?

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    Hubert und Helga Paulus aus Lengenfeld haben den "Haus-Check" mitgemacht. Energieberater Thomas Bugert hat hierfür die Energiebilanz ihrer Doppelhaushälfte berechnet.
    Hubert und Helga Paulus aus Lengenfeld haben den "Haus-Check" mitgemacht. Energieberater Thomas Bugert hat hierfür die Energiebilanz ihrer Doppelhaushälfte berechnet. Foto: Christian Rudnik

    Als Hubert Paulus aus Lengenfeld bei einem Infoabend vom "Haus-Check" erfuhr, war er sofort begeistert. Schon vor zwei Jahren hatte er mit dem Gedanken gespielt, die alte Ölheizung im Keller durch eine Pelletheizung auszutauschen. "Der Förderantrag war schon gestellt, da kam die Diskussion über die Feinstaub-Belastung auf", erinnert sich Paulus, der darauf den Förderantrag wieder zurücknahm. Im Anschluss stellte Hubert Paulus Anfragen an drei Wärmepumpenfirmen aus der Region, die wohl aus Überlastung unbeantwortet blieben. Zu verunsichert habe er seitdem sich als Verbraucher gefühlt, um eine Entscheidung zu treffen: "Ich könnte investieren, aber unter diesen Bedingungen habe ich keine Lust", so der Rentner aus Lengenfeld.

    Bundesregierung fördert Haus-Check und neue Heiztechniken

    Welche umweltfreundliche Heizmethode tatsächlich die beste Variante für die Doppelhaushälfte mit Baujahr 1997 ist, soll Thomas Bugert von der Verbraucherzentrale mit einer unabhängigen Energieberatung, dem "Haus-Check", klären. Die Verbraucherzentrale arbeitet hierfür mit KLIMA³, der Klima- und Energieagentur der Landkreise Starnberg, Fürstenfeldbruck und Landsberg zusammen. Das Angebot gibt es für die Hausbesitzer zum Kostenbeitrag von 30 Euro, wird von der Bundesregierung gefördert, um die Bereitschaft zum klimafreundlicheren Heizungswechsel anzukurbeln. 

    Nach einem kurzen Kennenlernen geht es erst einmal um das Haus, so bekommt der Sachverständige einen guten Überblick und sieht direkt, ob etwa eine Fotovoltaikanlage oder Solarthermie am Haus installiert ist. Beides ist der Fall beim Haus von Hubert und Helga Paulus. Auf dem Garagendach befinden sich PV-Module – "mit Zeitsteuerung können wir vom Solarstrom leben". Die Ölheizung laufe deswegen nur im Winter und mache seit 26 Jahren keine Probleme, so Hubert Paulus. Wieso also überhaupt wechseln?

    Dem Lengenfelder Ehepaar ist es wichtig, einen möglichst geringen CO2-Fußabdruck zu haben. Schon bei ihrem Einzug im Jahr 1997 stellten sie sicher, dass eine Regenwasserzisterne eingebaut wurde. Die Solarthermieanlage befindet sich ebenfalls seit Ende der 90er-Jahre auf dem Dach. Dieses Bewusstsein wurde ihnen schon von der Elterngeneration vorgelebt. "Meine Schwiegermutter war eine Pionierin und hatte als eine der Ersten schon eine PV-Anlage, und die läuft immer noch", erwähnt Hubert Paulus. Gleichzeitig ist den Paulus' bewusst, dass sie, wie so viele Hauseigentümer, nach dem Auszug der Kinder, zu zweit viele Quadratmeter bewohnen. Ausziehen möchten sie aus ihrem gewohnten Umfeld nicht. Daher ihr Kompromiss, die 130 Quadratmeter möglichst nachhaltig zu beheizen. 

    Richtiger Standort der Wärmepumpe ist wichtig

    Wo wäre ein geeigneter Standort für eine Wärmepumpe? Hubert Paulus zeigt dem Experten, wo er sich das Gerät vorstellen könnte: an der nicht überdachten Terrasse auf der Gartenseite des Grundstücks. Hier wäre genug Platz zwischen Wand und der Anlage, die Nähe zum Heizungsschacht wäre gegeben, und das Gerät könnte weit genug vom Schlafzimmerfenster und dem Nachbargrundstück entfernt aufgestellt werden, sodass auch die Schallemissionen kein Problem darstellen dürften. "Es ist gut, wenn sich der Schall ausbreiten kann, doch neue Wärmepumpen sind ohnehin nicht lauter als eine laufende Spülmaschine", schildert Bugert. 

    Beim Haus-Check überprüft Energieberater Thomas Bugert (links) auch die Heizkörper im Haus von Hubert Paulus.
    Beim Haus-Check überprüft Energieberater Thomas Bugert (links) auch die Heizkörper im Haus von Hubert Paulus. Foto: Christian Rudnik

    Bugert prüft zudem die Heizkörper, denn deren Größe ist für einen Wechsel zur Wärmepumpe von Bedeutung, da hierbei niedrigere Vorlauftemperaturen vorherrschen als bei einer Ölheizung. Dadurch benötige man tendenziell auch größere Heizkörper, um einen Raum gleichmäßig zu beheizen. "Eine Heizlastberechnung kann feststellen, ob der Heizkörper groß genug ist und ist für eine Förderung vorgegeben", weiß der Experte.

    Nach einem kurzen Check der alten Ölheizung im Keller geht es zurück an den Tisch und zur Fragerunde mit Analyse: Bugert rechnet den Hauseigentümern vor, dass sie mit ihrem Verbrauch im Baujahr typischen Bereich liegen und eine Wärmepumpe für das Eigenheim tatsächlich sinnvoll sei. Die Funktionsweise der Luft-Wasser-Wärmepumpe in der Kurzfassung: Sie kann der Umgebungsluft auch bei niedrigen Temperaturen von bis zu minus 20 Grad Celsius Wärme entziehen. Das liegt daran, dass selbst bei dieser Temperatur das eingesetzte Kältemittel verdampft. Die so gewonnene Wärme lässt sich zum Heizen oder zur Warmwasserbereitung nutzen.

    Die anderen Möglichkeiten fallen für den Experten durch. Die Bedenken im Schnelldurchlauf: Ein Fernwärmeausbau ist in Lengenfeld in absehbarer Zukunft unwahrscheinlich; für eine Grundwasserpumpe ist mit zwei Bohrungen kostenintensiv; die Pelletheizung ist für energetisch schlechter aufgestellte Häuser geeignet und für eine Flächenheizung mit Erdwärmepumpe müsste der Garten umgegraben werden – "das ist eher etwas für den Neubau", bescheinigt Bugert.

    Für den angegebenen Verbrauch ergeben sich Stromkosten von 1100 Euro für die Wärmepumpe – "mit dem eigenen Strom aus der PV-Anlage reduziert es sich vielleicht auf 800 bis 900 Euro", schätzt Bugert, der von Kosten von 1210 Euro für die Ölheizung ausgeht. "Rein wirtschaftlich gesehen ist es jetzt schon günstiger auf eine Wärmepumpe zu wechseln. Und die Schere zwischen Ölheizung plus CO2-Abgaben und den Kosten für eine Wärmepumpe geht immer weiter auseinander", so Bugert. 

    Wer alte Heizung komplett ausbaut, erhält höhere Fördersumme

    Und da rechnet Bugert auch schon vor, mit welchen Anschaffungskosten und Fördersumme das Ehepaar rechnen kann: Wärmepumpen seien mittlerweile gut verfügbar, der Wettbewerb lasse die Kosten sinken. Aktuell koste eine Luft-Wasser-Wärmepumpe etwa 35.000 Euro. 30 Prozent Grundförderung gebe es für jede klimafreundliche Heizung. Ein Klimageschwindigkeitsbonus von 20 Prozent erhalten Selbstnutzer, die ihre alte Heizung gänzlich entfernen. Wer auf klimafreundliche Kältemittel, wie Propan, setzt, erhält zusätzlich fünf Prozent. Und wessen Haushaltseinkommen unter 40.000 Euro liegt, erhält zusätzlich 30 Prozent. Das macht bis zu 85 Prozent Förderung, wobei diese auf 70 Prozent und einen Höchstbetrag von 30.000 Euro gedeckelt ist. Im Bestfall können Helga und Hubert Paulus mit einer Fördersumme von 21.000 Euro gerechnet werden. Damit bleiben noch Kosten von rund 16.000 Euro übrig – "eine Öl-Brennwerttherme kostet genauso viel", betont Bugert. 

    Um möglichst viel Fördergelder zu bekommen, müsste auch die noch funktionsfähige Ölheizung ausgebaut werden.
    Um möglichst viel Fördergelder zu bekommen, müsste auch die noch funktionsfähige Ölheizung ausgebaut werden. Foto: Christian Rudnik

    Die Hauseigentümer wirken nach dem Hausrundgang und ausführlichen Gespräch mit dem Energieberater zufrieden. Sie haben nun einen Plan. Noch sei genug Öl im Tank, aber den Förderantrag für eine Wärmepumpe wollen sie noch Ende dieses Jahres abschicken.

    INFO: Für alle Hausbesitzerinnen und -besitzer in den Gemeinden Igling und Hurlach bietet die Energieagentur KLIMA³ in Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale im Juli eine Haus-Check-Aktion an. Die Gemeinden unterstützen die Aktion und übernehmen jeweils für die ersten 30 Haus-Checks den regulär zu zahlenden Eigenanteil von 30 Euro. Interessierte können sich bei KLIMA³ unter der Telefonnummer 08193/31239-11 oder per    E-Mail an buero@klimahochdrei.bayern anmelden.

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