Seit dem Wochenende trennt ein blickdichter Zaun die 41 Asylbewerber im Pandemiezentrum auf dem ehemaligen Fliegerhorst in Penzing von den Bewohnern der angrenzenden Mietwohnungen. Vor einer Woche hatten einige von ihnen randaliert. Anwohner fühlten sich bedroht und setzten einen Notruf ab.
Anders als noch am Montag von der Polizei auf Nachfrage angegeben, hat es doch einen größeren Polizeieinsatz in Penzing gegeben. Zunächst war nur davon die Rede, dass zwei Asylbewerber nachträglich ins Pandemiezentrum gebracht worden seien. Und zwar am Samstag mit einem Polizeifahrzeug. Dass es am Donnerstag einen größeren Einsatz gegeben hatte, davon erfuhr unsere Zeitung durch mehrere Anrufe von Anwohnern. Namentlich will von ihnen keiner genannt werden.
Anwohner setzen Notruf ab
„Über die Notrufzentrale ist am Donnerstag der Hinweis eingegangen, dass Asylbewerber den Bauzaun um das Gelände eingerissen hätten und die Anwohner bedrohten“, sagt der stellvertretende Leiter der Landsberger Polizei, Michael Strohmeier auf erneute Nachfrage. Aufgrund dieser Schilderung sei man von einer Gefahrenlage ausgegangen, die ohne Unterstützung durch einen Einsatzzug aus Fürstenfeldbruck vielleicht nicht zu beherrschen gewesen wäre. Also seien drei Streifenwagen aus Landsberg sowie der Einsatzzug nach Penzing gefahren. Dort hätten die Beamten zunächst festgestellt, dass kein Bauzaun eingerissen worden war.
Die Ermittlungen vor Ort hätten aber ergeben, dass es unter den Asylbewerbern teils heftige und lautstarke Auseinandersetzungen gegeben habe. Grund sei wohl gewesen, dass sich einige über das angelieferte Essen aufgeregt hätten, so Strohmeier. Weil der Streit auch außerhalb des Gebäudes ausgetragen wurde, habe das die Anwohner auf den Plan gerufen. Einige von ihnen hätten das Geschehen mit dem Handy gefilmt. Davon hätten sich die Asylbewerber wohl provoziert gefühlt und Steine und Bocciakugeln über den Zaun in Richtung Anwohner geworfen. Strohmeier weiter: „Soweit ich weiß, ist niemand verletzt und nichts beschädigt worden.“
Niemand traut sich mehr zu grillen
Beim Eintreffen der Polizeibeamten hätten sich die Asylbewerber kooperativ verhalten und seien nicht aggressiv aufgetreten. Ihre Befragung sowie die der Anwohner habe ergeben, dass sich die Auseinandersetzungen ausschließlich innerhalb des Geländes am Pandemiezentrum zugetragen haben. Gegenüber dem Landsberger Tagblatt sagten einige Anwohner aber, sie hätten große Angst gehabt und sich tatsächlich bedroht gefühlt. Außerdem fühlten sie sich in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Die Wohnhäuser und das Pandemiezentrum trennen eine Straße und eine Wiese. Die würde von den Anwohnern gerne genutzt, um gemeinsam zu grillen oder Kaffee zu trinken. Das traue sich jetzt niemand mehr. Daran ändere auch der Sichtschutzzaun nichts, der am Wochenende entlang des Bauzauns gezogen wurde. Laut Landratsamt wurde der Sichtschutz nicht als Konsequenz des Polizeieinsatzes aufgestellt, sondern weil das bei allen Asylbewerberunterkünften die Regel sei. „Das dient in erster Linie der Privatsphäre“, sagt Wolfgang Müller, der Pressesprecher des Landratsamts.
Asylbewerber verpflegen sich jetzt selbst
„Mittlerweile haben wir auch die Verpflegung der 41 Personen umgestellt“, sagt Müller. Mitarbeiter des Hauses kauften Lebensmittel ein, mit denen die Asylbewerber ihre Mahlzeiten selbst zubereiten. Damit sei dieser Konfliktherd beseitigt. Strafmaßnahmen wird der Polizeieinsatz für die Asylbewerber nicht mit sich bringen. „Die Leute bleiben weiterhin in Quarantäne und dürfen sich innerhalb ihres abgegrenzten Bereichs frei bewegen“, so Müller.
Einige Anwohner kritisierten, es herrsche „munterer Austausch zwischen den Bewohnern der einzelnen Gebäude“. Dazu sagte Müller: „Es gibt keinen Austausch zwischen den Häusern, mit einer Ausnahme: Am Wochenende musste ein Kühlschrank von einem in ein anderes Gebäude gebracht werden.“ Auch dass sich das Sicherheitspersonal ohne Mund-Nasen-Schutzmasken auf dem Gelände bewege, verneint er. „Lediglich der Schichtleiter, der sich außerhalb des abgesperrten Bereiches aufhält, muss keine Maske tragen.“ Insgesamt seien ständig drei Sicherheitsmitarbeiter vor Ort.
Einige der Anwohner hatten bereits im Mai Kritik im Zusammenhang mit dem Pandemiezentrum vor ihren Wohnungen geäußert. Sie bemängelten, nicht rechtzeitig von den Plänen des Landkreises, dort ein solches Zentrum zu errichten, informiert worden zu sein. Vonseiten des Landratsamtes hieß es seinerzeit, dass für die Anwohner zu keiner Zeit eine Gefahr bestünde.
Vergangenen Mittwoch waren die Asylbewerber aus Geltendorf ins Pandemiezentrum gebracht worden, weil es unter ihnen eine infizierte Person gab. Mittlerweile steht fest, dass alle zwei Mal negativ auf Covid-19 getestet wurden. Dennoch bleiben die 41 Menschen bis 5. August in Penzing, danach werden sie wieder nach Geltendorf umziehen.
Einen Kommentar zum Thema lesen Sie hier: Randale im Pandemiezentrum: Die Sorgen sind berechtigt