Startseite
Icon Pfeil nach unten
Landsberg
Icon Pfeil nach unten

Penzing: Das plötzliche Aus für den Getränkemarkt Förg in Penzing

Penzing

Das plötzliche Aus für den Getränkemarkt Förg in Penzing

    • |
    Klaus Förg hat es nicht geschafft: Er muss den Getränkehandel in Penzing wegen den Auswirkungen der Corona-Pandemie aufgeben.
    Klaus Förg hat es nicht geschafft: Er muss den Getränkehandel in Penzing wegen den Auswirkungen der Corona-Pandemie aufgeben. Foto: Julian Leitenstorfer

    Die Tische im Imbissbereich von Klaus Förgs Getränkemarkt in Penzing sind schon vor Monaten zusammengeschoben worden. Auf den dazugehörigen Stühlen ist wegen der geltenden Corona-Beschränkungen seither auch niemand mehr gesessen. Es wird dort auch nie wieder jemand Platz nehmen. Förg muss sein Geschäft, das auch einen Partyservice beinhaltet, aufgeben, so hat es der Insolvenzverwalter entschieden. Wie kam es dazu? Der Unternehmer hat dem LT sein Herz ausgeschüttet.

    „Der Insolvenzverwalter hat mir diese Woche mitgeteilt, dass ich nicht über genug finanzielle Ressourcen verfüge, um weitere Monate zu überstehen. Vordrucke für die Kündigungen meiner 17 Mitarbeiter hatte er auch dabei. Am 1. Mai ist Schluss, dann erfolgt in den Tagen danach nur noch ein Abverkauf der im Laden vorhandenen Getränke.“ Klaus Förg klingt gefasst, während er über dieses einschneidende Erlebnis berichtet. Angesichts der dramatischen Umsatzeinbußen äußert er sogar Verständnis. Vor der Krise habe sein Jahresumsatz bei rund einer Million Euro gelegen. Nun seien es fast 60 Prozent weniger, sagt der Unternehmer.

    Von zwei Monaten meldet Klaus Förg Insolvenz an

    In ihm sieht es anders aus, sagt er über die dramatische Entwicklung, die sich in den vergangenen zwei Monaten abgezeichnet hat und den 54-Jährigen nun sein Lebenswerk kostet. Damals hat er eine Eigenanzeige gemacht und Insolvenz angemeldet. „Ich könnte den ganzen Tag heulen“, sagt er über seine Gemütsverfassung. Es seien zuletzt auch mehrere Wirtschaftsprüfer vor Ort gewesen. Alle hätten ihm gute Arbeit bescheinigt und als einzige Ursache für die Schieflage der Firma die Pandemie benannt.

    „Dank guter Mundpropaganda war unser Geschäft ein Selbstläufer“, sagt er. Zu Spitzenzeiten belieferte Förg eigenen Angaben nach bis zu 45 Feste zwischen Freitag und Sonntag, und das mit mehr als nur Getränken. In seinem Lager hat er 75 Bierzeltgarnituren und um die 5000 Gläser für Sekt, Bier, Wein und alkoholfreie Getränke. Eine bestellte Palette mit neuen Gläsern hat er noch gar nicht ausgepackt. Die wurde im Frühjahr 2020 mit Pandemiebeginn geliefert.

    Wegen Corona fallen die großen Feste seit Monaten aus

    Das Penzinger Unternehmen verfügt zudem über vier Kühlwagen und hat in Spitzenzeiten bis zu fünf weitere angemietet, um alle Aufträge erfüllen zu können. Große Feste von Vereinen und Feuerwehren hat Klaus Förg, der selber einmal Kreisbrandmeister gewesen ist, versorgt. Doch in den vergangenen 13 Monaten sind nahezu alle geplanten Feiern ausgefallen.

    Angesichts der aktuellen Umstände wundert es nicht, dass er auf die Frage nach der ungewöhnlichsten Feier, die er organisiert habe, eine aus dem Jahr 2020 nennt. „Wir haben für den Kauferinger Medizingerätehersteller Corpuls ein coronagerechtes Herbstfest organisiert. Wir haben Equipment für 800 Personen bereitgestellt, damit die Abstände eingehalten werden können. Teilgenommen haben 200. Wir haben an mehreren Stellen verteilt Kühlschränke aufgestellt.“

    Auch im Sport ist nichts mehr los

    Es sind aber nicht nur die Feiern und Feste, wie der Fasching in Untermühlhausen, die weggefallen sind. Auch dass viele Firmen ihre Mitarbeiter ins Homeoffice schickten, machte sich finanziell schmerzhaft bemerkbar. „Ich habe noch etwa zehn Prozent der Getränkekisten verkauft. Das hat sich nicht mehr gelohnt.“ Zwei Fahrer beschäftigt Klaus Förg. Er beliefert neben Firmen unter anderem auch die Caritas, das Landratsamt und auch Gastronomen.

    Was aus der Postfiliale wird, die im Laden von Klaus Förg untergebracht ist, steht noch nicht fest.
    Was aus der Postfiliale wird, die im Laden von Klaus Förg untergebracht ist, steht noch nicht fest. Foto: Julian Leitenstorfer

    Auch Sportveranstaltungen finden derzeit nicht statt. Förg arbeitet mit den Landsberger Handballern, Fußballern und American Footballern bei deren Heimspielen zusammen. Und als wären das nicht schon genug Nackenschläge, ist auch sein Imbiss im Penzinger Getränkemarkt seit Monaten geschlossen. „Ich verkaufe rund 30 Portionen zum Mitnehmen am Tag.“ Mit dem, was ihm an Geschäft geblieben sei, lasse sich der Laden nicht weiterführen, sagt er.

    Den Getränkemarkt hat sein Vater 1966 gegründet und Klaus Förg diesen 1997 übernommen. Im selben Jahr kaufte er auch den ersten Kühlwagen. Sechs Jahre später ließ er sich breitschlagen, einen Postshop zu eröffnen, nachdem die Post ihre Filiale im Ort geschlossen hatte.

    2004 ist Förg ins Penzinger Gewerbegebiet gezogen

    Im Jahr 2004 nutzte er dann die Gelegenheit und erwarb das Grundstück im Penzinger Gewerbegebiet, wo er deutlich mehr Lagerfläche und Parkplätze zur Verfügung hatte als zuvor im Wohngebiet am Schönerbergweg. Immerhin für die Post gehe es möglicherweise weiter, berichtet der 54-Jährige. „Wir arbeiten daran, dass diese zumindest übergangsweise noch hier bleiben kann, bis eine neue Heimat gefunden ist. Wir sind in Gesprächen. Die Entscheidung liegt aber bei der Post.“

    Klaus Förgs Getränkemarkt, ist aber weit mehr als eine Einkaufsmöglichkeit, in der es Hausmannskost wie Schweinsbraten oder eine Currywurst gibt. Bei ihm haben sich immer Stammtische getroffen. Vormittags die Rentner und am späten Nachmittag die Berufstätigen zum Feierabendbier.

    Interessenten für die Halle gibt es bereits

    Für die Halle interessieren sich bereits ein Schreiner und ein Landwirt, zudem habe ein Blumenhändler Interesse signalisiert, einen Kühlwagen zu kaufen, so der Unternehmer. Die Entscheidung liege aber beim Insolvenzverwalter. „Es sieht so aus, als würde ich ohne Schulden aus der Insolvenz kommen und könnte meinen Mitarbeitern auch noch die geleisteten Überstunden bezahlen. Ich möchte, dass wir im Guten auseinandergehen.“

    Und er selbst? Sein Alter von 54 sei auf dem Arbeitsmarkt ein Problem, aber er setze auf seine vielseitige Berufserfahrung, sagt Klaus Förg. „Ich bin Konditormeister, habe Feinkostlebensmittel verkauft und bin Lkw im Baustellenverkehr gefahren. Am glücklichsten bin ich aber in meinem Laden. Ich habe viele treue Kunden, bei denen ich mich nur bedanken kann, und liebe das Miteinander, weil es eben viel mehr ist als ein Einkaufsmarkt.“

    Lesen Sie dazu auch:

    Shoppen in Landsberg: Die Schnelltests schrecken viele Kunden ab

    Wie Corona ein Dießener Reisebüro in die Insolvenz treibt

    Penzing: Die Sauna mal in den Garten stellen

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden