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Neuerscheinung: Keine Bohème, aber eine Künstlerkolonie

Neuerscheinung

Keine Bohème, aber eine Künstlerkolonie

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    In der zu einem Museum ausgebauten Gasteigervilla ist die ehemalige Künstlerkolonie in Holzhausen noch sichtbar.
    In der zu einem Museum ausgebauten Gasteigervilla ist die ehemalige Künstlerkolonie in Holzhausen noch sichtbar. Foto: Sibylle Seidl-Cesare

    Eine dörfliche Struktur mit kulturellem Großstadtleben: Eine solche Kombination sei in Deutschland selten anzutreffen. Gerade diese Vermengung hat Peter Ulbrich angeregt, der Historie des Künstlerdorfs Holzhausen auf den Grund zu gehen. Fast 20 Jahre hat der heute 75-Jährige selber dort gelebt. Immer wieder wurde er von Freunden auf Ateliers und Künstlerhäuser angesprochen. „Und irgendwann reifte der Entschluss, darüber ein Buch zu schreiben“, betont Ulbrich, der eigentlich sein Leben lang als Chirurg gearbeitet hat.

    Am Freitag stellte er seinen Band im BVS-Bildungszentrum vor. Dazu eingeladen hatte das Kulturforum Utting. Musikalisch umrahmt wurde die gut besuchte Lesung vom Duo Amourette. 100 Seiten umfasst das Buch „Kleine Häuser, große Namen. Ein Spaziergang durch das Künstlerdorf Holzhausen“ und es beinhaltet viele Illustrationen, Kartenskizzen und historische Fotos. Sein Werk hat Ulbrich als Spaziergang durch die ehemalige Künstlerkolonie angelegt. „In den einschlägigen Wanderführern wird Holzhausen zwar oft als Künstlerort vorgestellt, aber selten findet man biografische Angaben zu den Künstlern selber“, sagt Ulbrich weiter.

    Eduard Thöny, Anna Sophie und Matthias Gasteiger, Paul Neu, Kurt Kühn oder Walter Georgi: Alle waren sie etablierte Künstler, die es Anfang des 20. Jahrhunderts in den kleinen Ort am Ammersee zog. Es war keine Bohème, die dort ihre Sommerateliers baute. Als Illustratoren bei den damals neuen, aufsehenerregenden Zeitschriften Jugend und Simplicissimus hatten sie eine sichere finanzielle Basis. „Erstaunlich ist sogar, dass deren Werke damals teils höhere Preise auf dem Kunstmarkt erzielten als beispielsweise die von van Gogh“, erläutert Ulbrich, der seit 2011 in Riederau wohnt. So konnten es sich diese Künstler leisten, in München eine Stadtwohnung und in Holzhausen ein Sommerdomizil zu unterhalten. Wichtige Voraussetzung sei dafür aber eine gute Verkehrsanbindung gewesen. „Und die war durch die Bahnstrecke gegeben“, betont Ulbrich.

    In seinem Buch erzählt er aber nicht nur, wie die Künstlerkolonie entstand, sondern beleuchtet auch die vielen Künstlerfreundschaften. „Sie erlebten und durchlitten die großen Umbrüche des 20. Jahrhunderts – von der Kaiserzeit bis zum Nationalsozialismus, mit den beiden Weltkriegen“, erläutert Ulbrich. „Gerade das hat mich fasziniert. Zudem waren es keine Alle-Welt-Künstler, die sich in Holzhausen niederließen, sondern sie alle hatten ein deutliches Profil und waren stilbildend für ihre Zeit.“ Gleichzeitig ist es auch eine persönliche Nostalgie, die sich durch das Buch zieht. „Ein oberbayerisches Dorf mit einem Dutzend Bauernhöfen, Kirche und Wirtshaus sowie einer perlenartigen Aufreihung von Künstlerhäusern, gesäumt von lockerer Vegetation am Ufer des Ammersees, schreibt Ulbrich im Vorwort, „es ist eine ganz besondere Idylle in diesem Ort, die allmählich verloren geht.“

    Die erste Auflage von 500 Stück sei bereits zur Hälfte verkauft“ freut sich Verleger Josef Bauer. „Diese positive Resonanz hat mich überrascht“, betont Ulbrich. Vielleicht ein Anreiz, weiter zu machen. „Aber es ist nicht mein Beruf, ich hatte nur einfach Freude an der Sache und dem Thema.“

    „Kleine Häuser, große Namen. Ein Spaziergang durch das Künstlerdorf Holzhausen“ 100 Seiten, 13,90 Euro, ISBN 978-3-95551-071-8.

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