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Motorsport: Mit klapprigen Kisten in den Orient

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Mit klapprigen Kisten in den Orient

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    Das Rallye-Team – links hinten: Hans Roth, Annette Hanel und Franz-Josef Hanel. Rechts hinten: Christoph Schaller, Martina Abel, Christoph Bahr. Am weißen Mercedes-Benz: Sebastian Dengler, Kristof Kellermann, Stephan Arendt und Dominik Francis. Nicht im Bild sind Sebastian Mattner und Felix Keller.
    Das Rallye-Team – links hinten: Hans Roth, Annette Hanel und Franz-Josef Hanel. Rechts hinten: Christoph Schaller, Martina Abel, Christoph Bahr. Am weißen Mercedes-Benz: Sebastian Dengler, Kristof Kellermann, Stephan Arendt und Dominik Francis. Nicht im Bild sind Sebastian Mattner und Felix Keller. Foto: Walter Herzog

    Landkreis Es wird wohl das Abenteuer ihres Lebens. Mit klapprigen Autos geht es für zwölf Männer und Frauen aus Landsberg und Umgebung demnächst auf eine ungewöhnliche Reise. Sie nehmen im Frühjahr an der 9. Allgäu-Orient-Rallye teil. Derzeit laufen die Vorbereitungen der beiden Teams „Royal Bavarian Pathfinders“ und „Schienenersatzverkehr – Linie 49“ auf Hochtouren. Am 3. Mai geht es von Oberstaufen auf einer rund drei Wochen langen Reise nach Jordanien – mit zum Teil betagten

    Es ist eine Veranstaltung, die in den vergangenen Jahren für eine enorme Popularität und großes Medieninteresse gesorgt hat. Wenn sich Hunderte Fahrzeuge, die zum Teil älter als 22 Jahre alt sind oder nur noch geringen Restwert haben, vom beschaulichen Allgäu aus auf den Weg in den Orient machen. Für Christof Schaller aus Schwifting ist es schon seit Jahren ein Traum, an der Rallye teilzunehmen. „Bislang war es beruflich immer schwer, und die 111 Plätze sind immer gleich weg. Diesmal waren es auch nur wenige Sekunden, bis alle Plätze vergeben waren“, sagt der Betreiber des gleichnamigen Autohauses in Landsberg. Gemeinsam mit Annette und Franz Hanel (Lengenfeld), Martina Abel (Buchloe), Christoph Bahr (Landsberg) und Hans-Georg Roth (Kaufering) bildet er das Team „Royal Bavarian Pathfinders“. Bei der Namensgebung half die Automarke, auf die die Crew setzt. Sie tritt mit drei Nissan Terrano, Baujahr 1990 bis 1995, an. „Terrano heißt auf Englisch Pathfinder, daher der Name“, erklärt

    Entscheidung für drei E-Klasse-Modelle

    Etwas bequemer reist „Schienenersatzverkehr – Linie 49“. Sebastian Dengler und Teamchef Dominik Francis haben sich mit ihren Mitstreitern für drei E-Klasse-Modelle (Baujahr ’93 bis ’95) der Marke Mercedes entschieden. „Das letzte Auto, das wir besorgt haben, war früher ein Diplomaten-Fahrzeug und hat Massagefunktion in den Sitzen“, erklärt Dengler. Außerdem könne man nachts bequem in den Kombis schlafen. Der 32-jährige Personal- und Fuhrparkmanager war sofort Feuer und Flamme, als einer seiner Freunde ihn auf die Teilnahme an der Rallye ansprach. Die gesamte Mannschaft hat ihre Wurzeln in Landsberg und ist zwischen Anfang 20 und Mitte 30. Für Dengler erfüllt sich mit der Teilnahme auch der Wunsch nach einem modernen Abenteuer, das sich auf einer Länge von 6000 bis 8000 Kilometern abspielt. Beide Teams aus dem Landkreis sehen sich gut gerüstet für die abenteuerliche Reise. Dass jeweils die gleichen Fahrzeugmodelle verwendet werden, ist kein Zufall. Sollten unterwegs Ersatzteile notwendig sein, fällt die Beschaffung bei bauartgleichen Typen leichter.

    „Schienenersatzverkehr“ auf der Suche nach einem Fachmann

    Während das Team „Schienenersatzverkehr“ laut Sebastian Dengler derzeit noch auf der Suche nach einem Fachmann ist, der die Gefährte reiseflott macht, haben die „Pathfinder“ ihre Fahrzeuge in einer Werkstatt in Schwifting ertüchtigt. Und auch unterwegs ist schnelle Pannenhilfe garantiert. Außerdem hat Christoph Schaller einen seiner Werkstattmeister im Team. Dass sich ein technisch einwandfreier Zustand vor Reiseantritt lohnt, weiß Schaller: „Denn es gab schon Teilnehmer, die auf dem Weg zum Startort in Oberstaufen eine Panne hatten.“

    Um sich mitten im Nirgendwo in fremden Ländern zurechtzufinden, haben die „Pathfinder“ vor Kurzem an einer Orientierungsfahrt eines Rallyeclubs im verschneiten Allgäu teilgenommen. Und auch unterwegs wird nichts dem Zufall überlassen. In jedem Land, das auf der Reiseroute liegt, hat Christoph Schaller einen Deutschen ausgemacht, der bei Problemen telefonisch helfen kann.

    Erstes Etappenziel ist Istanbul. Vier Tage nach Start treffen sich dort alle 111 teilnehmenden Teams vor der blauen Moschee. „Das ist dort mittlerweile ein großes Event geworden. Wenn die verrückten Deutschen mit ihren alten Kisten kommen, dann schaut sogar der türkische Sportminister vorbei“, weiß Sebastian Dengler. Danach geht es über Anatolien und später mit der Fähre nach Zypern und von dort aus mit der Fähre nach Israel und später ins Zielland Jordanien. Auf dem Weg dorthin müssen einige Aufgaben gelöst werden. „Zum Beispiel ein Foto mit einer Allgäuer Bierflasche auf einer Düne machen. Außerdem muss jedes Team einen Stein mit einer Plakette und einem Wunsch darauf mitbringen. Auf der weltweit ältesten Kirche, die sich in Jordanien befindet, wird eine Wunschwand aus Steinen gebaut“, so Christoph Schaller. Seine Teamkollegin Annette Hanel freut sich auf das Kennenlernen neuer Kulturen auf der Reise: „Ich glaube, dass uns eine gute Gastfreundschaft entgegenkommt.“

    Ein finanzieller Kraftakt

    Finanziell ist die Teilnahme an der Rallye ein Kraftakt. Denn wie die Teilnehmer vorrechnen, liegen die Gesamtkosten pro Fahrzeug bei rund 20000 Euro. Allein die Spritkosten betragen pro Fahrzeug etwa 1500 Euro. Deshalb sind die Teams auch noch kräftig auf Sponsorensuche. Die Autos werden allerdings nicht mehr nach Deutschland zurückkommen. Sie werden vor Ort für einen guten Zweck versteigert. Dem Sieger der Rallye winkt ein Kamel.

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