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Marienmünster: Souverän, sensibel und satt

Marienmünster

Souverän, sensibel und satt

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    Die Sopransolistin Juliane Banse inmitten des Chors beim großen Herbstkonzert im Marienmünster in Dießen.
    Die Sopransolistin Juliane Banse inmitten des Chors beim großen Herbstkonzert im Marienmünster in Dießen. Foto: Alois Kramer

    In der Musikgeschichte kommt es nicht selten vor, dass Schicksalsschläge Komponisten zu Höchstleistungen angespornt haben. Antonin Dvorak starben schnell hintereinander drei Kinder. Anlass für den tschechischen Musiker, sich mit einem traditionellen christlichen Klagegebet, dem „Stabat Mater“ auseinanderzusetzen und es in eine musikalische Form zu gießen. Das große Herbstkonzert im Dießener Marienmünster hatte nur diesen Programmpunkt.

    Was für eine hochromantische Klangwelt sich beim Dirigat von Münsterorganist Stephan Ronkov entfaltete: Unter seiner Leitung sangen die Dießenerin Juliane Banse (Sopran), Florence Losseau (Alt), Robert Wörle (Tenor) und Professor Thomas Gropper (Bass). Den Münsterchor verstärkte der Oratorienchor Landsberg. Das Münchner Ensemble Lodron spielte souverän wie immer. An die 60 Sänger standen in der Apsis.

    Wie sehr das „Stabat Mater“ aktuelle Bezüge hat, thematisierte Pfarrer Josef Kirchensteiner. Er verwies auf die vielen Mütter in Syrien und Afghanistan, die ihre Kinder im Krieg verloren haben. Schließlich zeigte er sich erschüttert von den Missbrauchsfällen in der deutschen Kirche.

    Mit leisen, lang anhaltenden Tönen der Streicher und Bläser lässt Dvorak den ersten Satz beginnen. Ronkov hält bei seinem Dirigat alle zehn Passagen, in die der Komponist das „Stabat Mater“ unterteilt hat, mit außerordentlicher Sensibilität durch. Der Chor weiß sowohl die empfindsamen Stellen wie beim „fac ut ardeat“ so intensiv zu singen wie auch mit voller Stimmkraft das „Amen“ zum Schluss.

    Die Sängersolisten harmonierten ausgezeichnet miteinander und zeigten sich in ihren Solostellen ganz herausragend. Juliane Banse intonierte zum Beispiel höchst eindringlich das „O quam tristis et afflicta“. Florence Losseau brillierte mit schöner satter Stimme in der Alt-Arie „Inflammatus et accensus“, Gropper gestaltete den musikalischen Aufschrei des „Pro peccatis suae gentis“ äußerst expressiv. Mit samt-weicher Stimme war der Tenor zu hören. Wunderbar, wie er die Worte „Cuius animam gementem“ in melancholischem Gesang interpretierte. Mit Ovationen bedankten sich die Besucher minutenlang bei Chor, Orchester, Dirigent und Solisten.

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