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Landsberg: Landsberger Filmemacher dreht Doku über Seenotretter Reisch

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Landsberger Filmemacher dreht Doku über Seenotretter Reisch

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    Lennart Hüper aus Landsberg nimmt mit seinem Dokumentarfilm „Nichts Neues" über die Beschlagnahmung des Rettungsschiffs „Lifeline“ und über den Prozess gegen den Ex-Lifeline-Kapitän Claus-Peter Reisch beim DOK.fest in München teil.
    Lennart Hüper aus Landsberg nimmt mit seinem Dokumentarfilm „Nichts Neues" über die Beschlagnahmung des Rettungsschiffs „Lifeline“ und über den Prozess gegen den Ex-Lifeline-Kapitän Claus-Peter Reisch beim DOK.fest in München teil. Foto: Hüper

    Der Filmemacher Lennart Hüper aus Landsberg hat den Dokumentarfilm „Nichts Neues“ über die Beschlagnahmung des Rettungsschiffs „Lifeline“ und den Prozess gegen den früheren Kapitän und Flüchtlingsretter Claus-Peter Reisch gedreht – auch Reisch ist Landsberger. Nun arbeitet der 26-Jährige bereits an weiteren Projekten. Im Gespräch mit dem LT verrät Hüper, wie er auf das Thema Seenotrettung und den Kapitän der „Lifeline“ gekommen ist und wie die Corona-Pandemie seine Arbeit beeinflusst.

    Herr Hüper, wie kamen Sie auf die Idee, den Dokumentarfilm „Nichts Neues“ zu drehen?

    Lennart Hüper: Ich war in St. Ottilien in der Schule und habe schon dort ein paar Dokumentarfilmprojekte gemacht. Nach mehreren Praktika in München habe ich an der Filmhochschule in Dortmund studiert und weitere Projekte umgesetzt. „Nichts Neues“ ist mein Abschlussfilm und mein erster Langfilm.

    Haben Sie Ihre Ansichten zur Seenotrettung während der Dreharbeiten geändert?

    Hüper: Ich bin in das Thema nicht mit einer klaren Meinung eingestiegen und hatte am Anfang Vorbehalte. Es war ja 2018 sehr umstritten, damals ging es viel um den Pull-Faktor – dass die Rettung von Flüchtlingen mehr Flüchtlinge anziehen könnte. Das ist aber inzwischen widerlegt. Ich habe mich viel mit kritischen Meinungen und der politischen Seite auseinandergesetzt. Ich war überrascht, wie absurd alles ablief und wie viel investiert wurde, damit die Rettungsschiffe nicht fahren können. Es ist erschreckend, dass es Menschen gibt, die andere Menschen vor dem Ertrinken retten wollen, aber es nicht dürfen. Auf diese Zeit des Wartens, des Nicht-retten-Dürfens, habe ich mich konzentriert.

    Lennart Hüpers Doku über die Seenotrettung dauerte drei Jahre

    Wie lange haben Sie gebraucht, bis der Film fertig war?

    Hüper: Ab September 2018 habe ich ein Jahr gedreht und dann zwei Jahre geschnitten. Der Schnitt hat sehr lange gedauert, ich hatte über 100 Stunden Material. Ich bin damit nach Wien gegangen, wo die Editorin wohnt, mit der ich zusammengearbeitet habe.

    Und nebenher haben Sie studiert?

    Hüper: Ja, und ich arbeite auch freischaffend als Kameramann. Dokumentarfilme sind immer größere Projekte – man braucht viel Zeit, aber auch andere Tätigkeiten, die man währenddessen ausübt.

    An welchen Projekten arbeiten Sie jetzt?

    Hüper: Gerade schneide ich einen mittellangen Film über ein Schützenfest im Sauerland, „Glaube, Stille, Heimat“. Außerdem drehe ich einen Dokumentarfilm, „Reihe 6“, über den Georgien-Konflikt von 2008, als Russland in Georgien einmarschiert ist. Ich begleite eine Familie, die damals auseinandergerissen wurde.

    Seenotrettung, Georgien-Konflikt – Sie haben offenbar eine Vorliebe für hochpolitische und dramatische Themen. Wie kommt das?

    Hüper: Ich habe mich schon in meiner Jugend für politische Themen interessiert und bin dann immer tiefer in die Geschehnisse eingetaucht. Vor „Nichts Neues“ hatte ich schon einen Kurzfilm über die Auswirkungen der Migration im Sommer 2015 gemacht. Inzwischen habe ich ein Soziologiestudium in Wien begonnen, um mir mehr wissenschaftliches Hintergrundwissen zu diesen Themen anzueignen.

    Auch Claus-Peter Reisch ist aus Landsberg

    Wie kamen Sie damals auf Claus-Peter Reisch?

    Hüper: Der Kontakt kam zustande, weil er wie ich aus Landsberg kommt. Das erste Treffen sollte eine halbe Stunde dauern, wir haben uns gleich zweieinhalb Stunden unterhalten. Ich habe ihn überwiegend in Deutschland begleitet, bei Vorträgen und Preisverleihungen, aber natürlich auch bei den Gerichtsprozessen in Malta. Wir stehen immer noch in Kontakt.

    Claus-Peter Reisch, Kapitän des Rettungsschiffs "Lifeline", musste sich vor Gericht verantworten, weil er Menschen vor dem Ertrinken gerettet hatte.
    Claus-Peter Reisch, Kapitän des Rettungsschiffs "Lifeline", musste sich vor Gericht verantworten, weil er Menschen vor dem Ertrinken gerettet hatte. Foto: Lennart Hüper

    Wie wird es mit „Nichts Neues“ weitergehen?

    Hüper: Im Januar war die Premiere beim „Filmfestival Max Ophüls Preis“ in Saarbrücken. Der nächste Stopp ist das DOK.fest in München, wo ich für einen Nachwuchsregiepreis nominiert bin. Dort kann man „Nichts Neues“ ab dem 5. Mai online sehen. Danach steht die internationale Premiere an, wahrscheinlich im Herbst. Das alles ist aber wegen Corona schwieriger, weil viele Festivals ausfallen. Außerdem laufen die ersten Gespräche mit Verleihern, um „Nichts Neues“ hoffentlich irgendwann in die Kinos zu bringen.

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