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Landsberg: Woher stammen die Kinderpornos?

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Woher stammen die Kinderpornos?

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    Wegen des Besitzes von kinderpornografischem Material musste sich ein 32-Jähriger jetzt vor dem Landsberger Amtsgericht verantworten.
    Wegen des Besitzes von kinderpornografischem Material musste sich ein 32-Jähriger jetzt vor dem Landsberger Amtsgericht verantworten. Foto: Peter Kneffel/dpa (Symbolbild)

    Im Juni 2019 stießen Ermittler bei der Durchsuchung des ehemaligen Kinderzimmers eines 32-Jährigen aus dem Landkreis Landsberg auf jede Menge Kinder- und Jugendpornos. Insgesamt wurden über 200 Dateien auf dem PC des Mannes entdeckt. Jetzt musste er sich vor dem Amtsgericht Landsberg verantworten.

    Er selbst war nicht dabei, als der Raum auf den Kopf gestellt wurde. Den ihm zur Last gelegten Besitz von 19 Bildern und sieben Videos mit Kindern zwischen drei und unter 14 Jahren sowie 191 Bildern und 32 Videos von Jugendlichen zwischen 14 und unter 18 Jahren räumte der Angeklagte vor Gericht nicht ein. Richter Michael Eberle wertete die Einwände des Mannes als ein „versuchtes Herausreden“. Er stützte sich bei der Urteilsfindung vor allem auf ein Gutachten und auf die Infos eines Kripobeamten aus Fürstenfeldbruck, der mit anderen Polizisten die Durchsuchung durchgeführt hatte. Der Vorsitzende legte sich beim Strafmaß auf 180 Tagessätze zu 40 Euro, also 7200 Euro, fest. Vorausgegangen war der Verhandlung ein Strafbefehl. In diesem Papier sollen 9000 Euro gefordert worden sein. Dagegen hatte der 32-Jährige mit seinem Anwalt Dirk Asche Einspruch eingelegt.

    Die Kripo stellte sein früheres Kinderzimmer auf den Kopf

    Als den Angeklagten die Strafanzeige erreichte, sei er sehr überrascht gewesen, berichtete der Mann. Denn er habe gar nicht gewusst, dass es diesen PC überhaupt noch gäbe. Erinnern könne er sich, dass er um die Jahre 2006/2007 mit Freunden sogenannte LAN-Partys mit Computerspielen veranstaltet habe. „Da werden private PCs zusammengeschaltet und durch ein lokales Netzwerk verbunden“, erklärte er. Mit Pornografie habe das nichts zu tun gehabt. 2009 habe er das Elternhaus verlassen und sei nur noch sporadisch dorthin zurückgekehrt. Dazwischen habe er sich in vielen internationalen Städten aufgehalten, vor allem, um sein Studium und seine Masterarbeit zu schreiben. Zwischenzeitlich habe er einen gesundheitlichen Zusammenbruch erlebt. Der Mann sprach von einer „posttraumatischen Störung“.

    Die Festplatte wurde ausgebaut und versteckt

    Ins Visier der Polizei geriet er erstmals bei einer Demo in München. Damals waren 30 Personen, teils vermummt wie er, durch mehrere Straßen marschiert und sollen einzelne Hausfassaden beschmiert haben. Im Sitzungssaal sagte der Angeklagte, dass er nicht wisse, wie die Porno-Bilder und Porno-Videos auf die Festplatte seines Computers gekommen sein sollen. Die Festplatte war ausgebaut und bei der Durchsuchung seines früheren Kinderzimmers unter einem Bücherregal aufgefunden worden. Mittlerweile werde dieser Raum von seiner Mutter als Büro genutzt, hieß es. Der IT-Sachverständige und Forensiker Richard Burghardt hat sich gründlich mit der Festplatte und den Dateien beschäftigt. Er ließ keinen Zweifel daran, dass die 249 Bilder und Videos großteils 2006/2007 erstellt und teils sogar beschriftet wurden.

    Zusätzlich stieß der Gutachter auf weitere 51.000 Bilder nicht-pornografischen Inhalts. Für den Verteidiger gab es keinen Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Er fragte sich unter anderem: „Was wissen wir?“, „Wer hat die Bilder in den vergangenen 13 Jahren überhaupt betrachtet?“, „Wo sind überhaupt stichhaltige Beweise?“.

    Für seinen Mandanten beantragte der Anwalt einen Freispruch. Beim Vorsitzenden biss er damit auf Granit. Auch die beiden Vertreter der Staatsanwaltschaft, Irmgard Zeitner und Julius Weißenberg, waren überzeugt davon, dass sich der 32-Jährige des Besitzes kinder- und jugendpornografischer Schriften schuldig gemacht habe. Sie beantragten 180 Tagessätze zu 50 Euro. Der Verteidiger ließ offen, ob er das Urteil annehmen wird. (eh)

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