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Landsberg: Wirte klagen nach Corona-Demo in Landsberg über Einbußen

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Wirte klagen nach Corona-Demo in Landsberg über Einbußen

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    Wegen der Demonstration am Hellmairplatz musste unter anderem das Lokal "Hellmairs" seine Außenbestuhlung abbauen.
    Wegen der Demonstration am Hellmairplatz musste unter anderem das Lokal "Hellmairs" seine Außenbestuhlung abbauen. Foto: Thorsten Jordan

    Landsberg war am Samstag Schauplatz einer Demonstration, die sich vor allem gegen die Maskenregeln im Hinblick auf die Corona-Pandemie wandte. Am Hellmairplatz versammelten sich rund 150 Personen, wie die Polizei mitteilte. Veranstalter war die Organisation „Grundrechte wahren“. Eine Frau musste in Polizei-Gewahrsam. Zahlreiche weitere Personen werden wegen Verstößen gegen die Maskenpflicht angezeigt. Es gab Gegendemonstranten und auch die Wirte am Hellmairplatz waren über die Versammlung wenig erfreut.

    Manuela Sauter, Betreiberin der „Sonderbar“, stellte einen Post in die sozialen Medien. Auf Nachfrage des LT sagte sie: „Ich persönlich habe nichts gegen diese Demonstration, da halte ich mich raus. Aber warum muss das bei uns am Platz sein? Und dann auch noch am Samstag? Warum kann man das nicht an einem Platz machen, wo nicht die Existenzen von Gastronomen dranhängen?“, so Sauter. Sie musste vier Tischen, also 15 bis 20 Personen, absagen, da diese nur für draußen reservieren wollten. Hinzu kam das entfallene Laufpublikum: „Das sind mit Sicherheit 400 bis 500 Euro, die wir heute nicht eingenommen haben“, so Sauter.

    Die Sorge der Gastronomen vor dem Winter

    Stephanie Salzinger vom „Kartoffelwerk“ teilte Sauters Post. Sie habe mit dem Kauferinger Impfkritiker Rolf Kron diskutiert, sie seien aber nicht gut auseinandergegangen. Dominik Wagmann repostete den Beitrag von Manuela Sauter in der Facebook-Story des „Hellmairs“. Er hätte am Samstag knapp 100 Sitzplätze außen bestuhlt – um 17 Uhr aufzustuhlen, habe sich nicht mehr gelohnt, so Wagmann. Zunächst sei der Platz nicht gut gewählt gewesen, sagt Wagmann auf Nachfrage des LT. Zusätzlich sei der Tag für das Personal sehr belastend gewesen, da viele Personen ohne Maske oder mit Attest in das Lokal kamen: „Es war sehr anstrengend für mein Personal, weil es wahnsinnig viel Energie raubt, darauf ständig aufzupassen. Es gibt ja relativ hohe Strafen für uns.“ Der Wirt fürchtet auch um die Zukunft seiner rund 50 Angestellten. Er habe Angst, den Winter mit hohen Corona-Fallzahlen nicht zu überstehen.

    Gegen 12 Uhr waren die Demonstranten am Hellmairplatz eingetroffen – begleitet von einem gut sichtbaren Polizeiaufgebot, zu dem auch Kräfte der Bereitschaftspolizei gehörten. Die Kundgebung begann mit einiger Verzögerung gegen 12.20 Uhr. Sie hatte das Motto „Was macht die Maske mit unseren Kindern?“

    Eine Frau muss mehrere Stunden in der Arrestzelle verbringen

    Mehrere Redner forderten einen „sofortigen Stopp der Masken- und Abstandspflichten im pädagogischen Kontext, eine seriöse Auseinandersetzung mit Zahlen und Fakten und einen ernsthaften Diskurs ohne Vorurteile und Diffamierung“. Mehrfach betonten Redner und Teilnehmer, keine Verschwörungstheoretiker und Corona-Leugner zu sein. Zugleich wurden die Teilnehmer gebeten, Masken- und Abstandsregeln einzuhalten.

    Allerdings hielten sich nicht alle Teilnehmer daran. Noch vor Beginn der Kundgebung wurde eine Frau auf die Dienststelle der Polizei gebracht, die sich geweigert hatte, einen Mund-Nasen-Schutz aufzusetzen und auch ihre Personalien nicht angeben wollte, berichtete Inspektionsleiter Bernd Waitzmann, der vor Ort war. Sie wurde des Platzes verwiesen, folgte dieser Aufforderung jedoch nicht und wurde dann auf die Dienststelle gebracht. Dort wurde die 49-Jährige bis zum Ende der Demonstration festgehalten, da sie angekündigt hatte, ohne Maske zur Demonstration zurückkehren zu wollen, hieß es von der Polizei. Etwa ein Drittel der Demonstranten habe keine Maske getragen und Dokumente vorgelegt, die das Ablegen der Maske rechtfertigen sollten, so Waitzmann. Diese Gründe werden durch das Landratsamt überprüft.

    Die Demonstranten fordern, dass Kinder keine Masken mehr tragen müssen

    Neben Reden gab es Musikbeiträge, zum Beispiel von Christine Astor aus Dießen. Die Veranstalter verteilten Luftballons an die anwesenden Kinder. Kinder wurden ebenfalls auf die Bühne geholt.

    Rund 150 Personen demonstrierten auf dem Hellmairplatz gegen Masken- und Abstandsregeln im Zusammenhang mit Corona.
    Rund 150 Personen demonstrierten auf dem Hellmairplatz gegen Masken- und Abstandsregeln im Zusammenhang mit Corona. Foto: Thorsten Jordan

    Elisabeth Linder aus Schondorf kam auf die Demo, „damit das aufhört, dass die Kinder Masken tragen müssen“. Einige Eltern nahmen ihre Kinder für eine Rede mit auf die Bühne. Alexander Leißner, 37, aus Kaltenberg war einer davon. Seine drei Kinder hätten ein Attest und sein Sohn „leidet sehr darunter, weil er ausgegrenzt wird“. Er müsse „alleine in den Bus einsteigen, alleine im Klassenzimmer sitzen“.

    "Landsberg bleibt bunt" hält dagegen

    Die Teilnehmer brachten auch auf Plakaten ihre Meinung zum Ausdruck. Auf einem stand in Großbuchstaben „Freiheit“, auf einem anderen „Kinder brauchen ein Lächeln und keinen Stoff im Gesicht“. Dieses Plakat brachte Christina Siebers aus Memmingen mit. „Mein Kind spuckt die ganze Zeit, hat Kreislaufprobleme“, erklärte die 30-Jährige, warum sie gegen die Maskenpflicht an Schulen ist.

    Gegenprotest artikulierte sich an einem Haus am Hellmairplatz.
    Gegenprotest artikulierte sich an einem Haus am Hellmairplatz. Foto: Thorsten Jordan

    Allerdings artikulierte sich auch Widerspruch. An der Fassade eines Hauses am Hellmairplatz wurden ein Transparent mit Aufschrift „Geht euch woanders infizieren, wir wollen gesund bleiben“ und ein Plakat mit dem Text „Landsberg distanziert sich von euch weit mehr als 1,5 m“ aufgehängt. Die Transparente waren unter anderem von der Gruppierung „Landsberg bleibt bunt“ aufgehängt worden, berichtete Hausbesitzer Benedikt Bader. Er meinte, solche Demonstrationen könne man derzeit nicht abhalten. Es sei „oberheftig“, dass Gastronomen ihre Außenplätze räumen mussten und Demonstranten ohne Maske deren Toiletten aufsuchten.

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