Startseite
Icon Pfeil nach unten
Landsberg
Icon Pfeil nach unten

Landsberg: Wie geht es weiter mit dem Bürgerkraftwerk auf der Berufsschule?

Landsberg

Wie geht es weiter mit dem Bürgerkraftwerk auf der Berufsschule?

    • |
    Seit rund 20 Jahren befindet sich auf dem Dach der Beruflichen Schulen in Landsberg eine gemeinschaftlich betriebene Fotovoltaikanlage.
    Seit rund 20 Jahren befindet sich auf dem Dach der Beruflichen Schulen in Landsberg eine gemeinschaftlich betriebene Fotovoltaikanlage. Foto: Christian Rudnik

    Im Landsberger Stadtgebiet gibt es drei gemeinschaftlich betriebene Fotovoltaikanlagen, die auch als Bürgerkraftwerke bezeichnet werden. Eines befindet sich auf dem Dach der Beruflichen Schulen an der Spitalfeldstraße. Bei einer Gesellschafterversammlung geht es bald darum, wie es mit der Anlage weitergeht. Denn nach rund 20 Jahren wird in absehbarer Zeit die Einspeisevergütung deutlich sinken. Jörg Roth ist einer der Anleger und laut seinen Schilderungen wären damit nicht einmal mehr die Verwaltungskosten zu decken. Der 84-Jährige kritisiert, dass sich aufgrund der hierzulande geltenden Vorschriften PV-Anlagen im Grunde nur für den Eigenverbrauch rentierten.

    Grundsätzlich ist Roth vom Konzept der Bürgerkraftwerke überzeugt. Jenes auf dem Dach der Beruflichen Schulen kommt seinen Angaben zufolge auf eine Jahresleistung von 70.000 Kilowattstunden. Wie Roth sagt, werde sich der Betrieb der Anlage für die beteiligten Personen in absehbarer Zukunft jedoch kaum mehr lohnen. Die bisher recht hohe Einspeisevergütung laufe aus. Nach aktuellem Stand werde diese dann bei lediglich 8 Cent pro Kilowattstunde liegen. Roth befürchtet eine mögliche Schließung des Bürgerkraftwerks, was er in Anbetracht der angestrebten Energiewende als ein "falsches Signal" erachtet. In der Vergangenheit habe er an die Mitglieder des Landsberger Stadtrats und an Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl appelliert, derartige Gemeinschaftsanlagen zu fördern. "Schließlich ist es egal, ob der Strom auf dem eigenen Dach oder ein Stück davon entfernt an geeigneterer Stelle produziert wird – zum Beispiel auf den Flachdächern von Altenwohnungen oder Schulen", sagt Jörg Roth.

    Bürgerkraftwerk in Landsberg: Die Einspeisevergütung sinkt

    Sein Vorschlag: "Bürgern der Kreisstadt, die statt auf dem eigenen Dach in Landsberg in den Bau einer gemeinsamen PV-Anlage investieren, sollte eine Gutschrift über den ihrem Anteil entsprechenden, ins Netz eingespeisten Strom erteilt werden. Die Gutschrift könnte bei der nächsten Stromrechnung der Stadtwerke mit dem persönlichen Verbrauch abgeglichen werden." Erst wenn die Einspeisung den Eigenverbrauch übersteige, käme dann die 8-Cent-Regelung in Betracht. Der bürokratische Aufwand einer solchen Abrechnung wäre in Roths Augen "minimal". Dafür würden aber Bewohner denkmalgeschützter Häuser oder Bürger, die in Wohnblocks oder Mehrfamilienhäusern leben, Eignern von PV-freundlichen Einfamilienhäusern gleichgestellt. 

    Der 84-Jährige weist jedoch auch darauf hin, dass seine Idee aufgrund der geltenden Vorschriften wohl nicht zu verwirklichen ist. "Es läuft nichts ohne direkten Draht von der PV-Anlage auf dem eigenen Dach zum eigenen Zählerschrank. Ernsthafte Bestrebungen, das nach dem Vorbild einiger anderer europäischer Länder zu ändern, gibt es in der hiesigen Politik nicht." Der Ausbau der erneuerbaren Energien sei als Staatsziel ausgewiesen. Die Abrechnungsmethode in Deutschland passe jedoch nicht zu diesem Ziel. 

    Die Geschäftsführung des Bürgerkraftwerks liegt bei Gerald Duda-Seelos, Betreiber einer Fachfirma aus Unterdießen. 20 Jahre lang sei das Bürgerkraftwerk auf den Beruflichen Schule in Landsberg "gut gelaufen", bekräftigt er. Dass die hohe Einspeisevergütung auf diesen Zeitraum befristet ist und sich danach etwas ändern wird, sei allerdings auch klar gewesen. Ausgehend vom Jahresmarktpreis für Solarstrom aus dem Jahr 2023 liege die Einspeisevergütung ab dem Jahr 2026 tatsächlich bei 8 Cent. Duda-Seelos macht deutlich, dass hinsichtlich der Zukunft der Anlage noch nichts entschieden sei. Im Rahmen einer bevorstehenden Gesellschafterversammlung werde entschieden, wie weiter verfahren wird.

    Stromverbrauch und Anteil an Bürgerkraftwerk können nicht verrechnet werden

    Auf Nachfrage unserer Redaktion äußert sich auch die Pressestelle der Stadt Landsberg. "Die vielfach ins Gespräch gebrachte Verrechnungsmöglichkeit des eigenen Stromverbrauchs mit einem Anteil an einem Bürgerkraftwerk ist in Deutschland rechtlich nicht möglich", sagt Sprecherin Simone Sedlmair. Jeder Einzelne müsse für sich entscheiden, ob er die Beteiligung an einem Bürgerkraftwerk als Kapitalanlage für sinnvoll erachte. Das Landratsamt Landsberg ist Eigentümer der Beruflichen Schulen im Landsberger Osten. Momentan werden diese umfassend saniert und erweitert. Laut Wolfgang Müller, Pressesprecher des Landratsamts, ist im Zuge dessen irgendwann auch eine Sanierung des Dachs mit der PV-Anlage vorgesehen. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden