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Landsberg: Wie die Landwirte das Miteinander suchen wollen

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Wie die Landwirte das Miteinander suchen wollen

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    Nicht nur mit einer großen Landmaschinenausstellung wollen (von links) Bauern-Kreisobmann Johann Drexl, Direktor Wolfgang Stützle und Martin Wiedemann vom Agrarbildungszentrum Besucher zu zwei Tagen der offenen Tür locken.
    Nicht nur mit einer großen Landmaschinenausstellung wollen (von links) Bauern-Kreisobmann Johann Drexl, Direktor Wolfgang Stützle und Martin Wiedemann vom Agrarbildungszentrum Besucher zu zwei Tagen der offenen Tür locken. Foto: Julian Leitenstorfer

    Richtig voll wird es am Wochenende, 12./13. Oktober, beim Agrarbildungszentrum (ABZ) in Landsberg. Nach zwei Jahren findet dort wieder ein Tag der offenen Tür statt, jeweils von 10 bis 17 Uhr, am Sonntag mit einem Erntedankgottesdienst und dem Kreisbauerntag. Im Mittelpunkt steht die öffentliche Podiumsdiskussion „Landwirtschaft und Gesellschaft, Miteinander statt Gegeneinander“. Das ABZ und der Bayerische Bauernverband erwarten rund 8000 Besucher. Wir haben über die Veranstaltung und die aktuelle Lage in der grünen Branche mit Direktor Wolfgang Stützle und dem Kreisobmann des Bauernverbands, Johann Drexl, gesprochen.

    Was ist beim Tag der offenen Tür speziell auch für Nichtlandwirte geboten?

    Wolfgang Stützle: Zum einen haben wir Ausstellungen im Bereich der Haushaltstechnik mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit. Da gehören Fragen zu Textilien, der Wäschepflege und Nahrungszubereitung dazu. Daneben gibt es eine Ausstellung zur Biodiversität. Für jeden interessant ist die gigantische Landmaschinenausstellung mit autonomem Fahren. Ein weiteres Thema ist „Wir machen Boden gut“. Da geht es darum, Bodendruck zu vermeiden und Bodenlebewesen zu fördern. Ganz wichtig sind uns Informationen zu unseren Bildungsangeboten. Wir informieren über die Laborausbildung der agrartechnischen Assistenten und die Fortbildung zum Techniker für Agrarwirtschaft. Die ATA-Schüler zeigen Versuche, man kann durch Mikroskope schauen und eine DNA isolieren.

    Natürlich gibt es auch viele Aktionen: Der Zauberer Louis von Eckstein führt in die Welt der Magie. Die Besucher können auch mit einer mobilen Presse mitgebrachtes Obst pressen, außerdem gibt es Ponyreiten, ein Kinderprogrammm, eine Schaukäserei, ein Motorsägen-Schauschnitzen und Brotzeitbrettl zum Mitnehmen. Führungen durch Labore, Hackschnitzelheizung und Jesuitentrakt ergänzen das Programm.

    Was ist das Agrarbildungszentrum überhaupt?

    Stützle: Wir sind ein überregionales Bildungszentrum. Wir bieten eine Laborausbildung zum agrartechnischen Assistenten und eine Fortbildung zum Techniker für Agrarwirtschaft. Weiterhin bieten wir eine überbetriebliche Aus – und Fortbildung für Landwirte an der Landmaschinenschule und für Hauswirtschafterinnen in der Haushaltstechnik an. Unsere Techniker nutzen unser Versuchsfeld für praktische Anbauversuche. Auf unserem Gelände ist auch die Imkerschule des Bezirks Oberbayern. Wir verfügen über ein Internat mit 143 Betten.

    Die Landwirtschaft steht ja derzeit sehr stark im Blick der Öffentlichkeit. Nutzt ihnen diese Aufmerksamkeit oder schreckt sie junge Leute eher ab, eine Ausbildung bei Ihnen zu machen?

    Stützle: Die Nachfrage ist trotz des demografischen Wandels konstant gut. Der Bezirk Oberbayern sorgt für eine wunderbare Ausstattung, wir haben ein tolles Ambiente mit modernster Technik. Bei den agrartechnischen Assistenten geht es um Qualitätssicherung und Umweltanalytik. Das bedeutet für uns eher eine positive Nachfrage. Von den Kollegen der Landwirtschaftsschulen hören wir aber, dass die Leute zum Teil verunsichert sind. Ich will das aber nicht überbewerten. Wenn ich einen Betrieb habe und die Jungen haben Spaß daran, machen sie diese Ausbildung. Da gehen die jungen Leute unvoreingenommen heran.

    Herr Drexl, an den Straßenrändern stellen Bauern grüne Kreuze auf, ist die Stimmung in der Landwirtschaft derzeit wirklich so schlecht?

    Johann Drexl: Die grünen Kreuze sollen zum Ausdruck bringen, was gerade alles auf uns einprasselt: Das Volksbegehren, die Düngeverordnung, aber auch das Mercosur-Abkommen, das es erlaubt, aus Südamerika Fleisch zu importieren, das nicht unseren Standards entspricht, und auch durch Verschärfungen für die konventionelle Bewirtschaftung wird die Landwirtschaft wirklich eingeengt. Und alles geht so schnell, wir haben da oft keine Planungssicherheit mehr. Wer heute einen Stall baut, weiß nicht, ob der in zehn Jahren noch aktuell ist. Wir haben bestausgebildete Junglandwirte, aber wenn ich die Diskussionen so verfolge, denke ich mir manchmal, wir haben 80 Millionen Menschen in Deutschland, die darüber mehr wissen wie wir Landwirte. Auch durch den Flächenfraß wird der Druck größer, da die Pachtpreise immer mehr steigen.

    Zum Kreisbauerntag mit Podiumsdiskussion sind erstmals auch Nicht-Landwirte willkommen. Was erwarten Sie sich davon?

    Drexl: Uns ist sehr wichtig, dass wir die Gesellschaft mitnehmen. Das ist ein Versuch, und der Rahmen einer Podiumsdiskussion am Sonntag um 10.45 Uhr mit Abgeordneten der Grünen und der CSU sowie Vertretern des Bauernverbands und des Öko-Verbands Naturland bietet sich dafür an. Und es wäre uns sehr recht, wenn die Besucher die eine oder andere Frage stellen.

    Sie selbst sind Öko-Landwirt, vertreten aber beim Bauernverband überwiegend konventionelle Betriebe. Wie sehen Sie die Zukunft der Landwirtschaft – konventionell oder ökologisch?

    Drexl: Im Biobereich ist es so, dass die Molkereien nicht mehr Milch aufnehmen, als sie vermarkten können. Aber auch im Ackerbau gibt es Anzeichen, dass der Markt gesättigt ist. Beim Roggen ist der Preis schon ziemlich runtergefallen. Die Politik darf nicht nur mehr Ökolandwirtschaft fordern, die Gesellschaft muss die Produkte auch kaufen. Auch konventionelle Landwirte können mehr machen als bisher, gerade bei Hackkulturen wie Mais und Zuckerrüben. Mit moderner Technik kann man auch mechanisch hacken und Pflanzenschutzmittel einsparen. Außerdem gibt es immer weniger zugelassene Pflanzenschutzmittel. Als Bio-Landwirt kommt man mit den Menschen sofort ins Gespräch. Ist man aber ein konventioneller Landwirt, fällt gleich der Vorhang runter. Wir brauchen aber einen Gleichklang aus bio und konventionell.

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