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Landsberg: Weiterkämpfen, den geplagten Tieren zuliebe

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Weiterkämpfen, den geplagten Tieren zuliebe

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    Janne Kellner und ihr Mitarbeiter Peter Wornest brauchen Hilfe, damit der Gnadenhof in Frauenwies überleben kann.
    Janne Kellner und ihr Mitarbeiter Peter Wornest brauchen Hilfe, damit der Gnadenhof in Frauenwies überleben kann.

    Der betagte Riesenesel Carlos mit den wuscheligen Ohren schaut ein bisschen traurig drein. Er ziert das Titelbild auf der Facebookseite des Gnadenhofs Frauenwies. Dort wird dieser Tage dringend um Spenden gebeten, denn das Tieraltenheim bei Stoffen, das die Biologin Janne Kellner seit 1982 betreibt, steht vor dem Aus.

    „Bis vergangenen Mittwoch war alles gut, unsere Welt war in Ordnung.“ Dann habe das Schicksal zugeschlagen, sagt Kellner im Gespräch mit dem LT. In nur einer Nacht seien zwei private Sponsoren des Gnadenhofs plötzlich gestorben und damit die große finanzielle Unterstützung weggebrochen. Nun weiß Kellner nicht, wie sie sie drei Mitarbeiter, eingestellt vom Verein Frauenwies Heimat für Tiere“, den sie 2005 gegründet hat, sowie das Futter für die Tiere weiter bezahlen soll, wie sie berichtet. Einer Mitarbeiterin musste sie bereits kündigen und ihr bezahlten Urlaub geben. „Aber die anderen beiden oder wenigstens einen muss ich halten.“ Denn alleine wäre es unmöglich, die ganze Arbeit zu schaffen, so Kellner. „Ich bete in unserer Hofkapelle jeden Tag dafür, dass der Gnadenhof gerettet werden werden kann.“ Ganz nebenbei sei der Hof schließlich auch ihr eigenes Zuhause.

    Kellner startete jetzt via Internet Hilfe-/Spendenaufrufe und bekam Unterstützung über die Facebookseite „Du kommst aus Landsberg, wenn...“, auf der über die Notlage berichtet wurde. Und sie berichtet von einer jungen Frau, die spontan vorbeigekommen sei. „Sie hat uns Kraftfutter und 30 Euro gegeben, das war so lieb“, freut sich Kellner. Doch für die Rettung des Tierhaltenheims sei leider viel mehr nötig. Allein das Futter für die Tiere koste rund 4000 Euro pro Monat. Dazu kommen die Ausgaben für Tierarzt, Hufpflege, Personal und vieles mehr. Personal einstellen muss Kellner nicht nur wegen der Arbeit an sich, sondern auch wegen einer Auflage des Landratsamtes. Pro 20 Tieren müsse eine Vollzeitkraft eingestellt sein, erklärt sie.

    Momentan leben 27 Pferde, fünf Ponys, vier Esel, drei Hunde und ein paar Katzen auf dem insgesamt etwa zehn Hektar großen Areal des Gnadenhofs für alte, misshandelte oder vom Schlachthof bedrohte Tiere.

    Kellner will es den geplagten Kreaturen, die alle tragische Geschichten erlebt hätten, so schön wie möglich machen, wie sie sagt. „Wir bieten hier kein Ponyreiten, keine Zurschaustellung an. Die Tiere werden artgerecht gehalten, sie dürfen gemeinsam raus, haben neben den Boxen schöne Außenkoppeln mit Hütten zum Unterstellen und gemeinsame Fressplätze.“ Ihr ganzes Herz hänge an den Tieren, die auf dem Hof möglichst angenehm den Rest ihres Lebens verbringen sollten. Die meisten von ihnen seien wegen ihrer schweren Vergangenheit traumatisiert und/oder behindert. Am Wochenende dürfen die Tiere besucht werden, Kellner bietet auch Patenschaften ein.

    Die Geschichte von Esel Carlos

    Besagter Esel Carlos würde sich zum Beispiel sehr über einen Paten freuen, sagt sie. Er ist ein Poitou-Esel – dabei handelt es sich um eine alte französische Riesenesselrasse, die mit Kaltblutstuten gepaart wurde, wie Kellner weiß. Carlos war ein Arbeitsesel und früher mit Landfahrern unterwegs. Eine Freundin von Kellner rettete ihn und brachte ihn in ihrem spanischen Refugium unter – bis dieses abbrannte. Carlos überlebte das Feuer und Kellner nahm ihn in Frauenwies auf. Dort hat er sich laut Kellner mit einer Rabenkrähe angefreundet und schaut jetzt wie die anderen Tiere in eine ungewisse Zukunft. Über jede Spende, finanzieller Art oder auch in Form von Kraftfutter, ist Kellner dankbar, wie sie sagt. Und auch über neue Mitglieder des momentan nur zehn Personen starken Vereins Frauenwies Heimat für Tiere.

    Den Verein hatte Kellner gegründet, nachdem sie im Jahr 2005 den Gnadenhof bei einer Zwangsversteigerung gekauft hatte (LT berichtete). Zu dem Zeitpunkt hatte die Zoologin ihn bereits 23 Jahre lang betrieben. Doch zuvor war er im Besitz eines Fördervereins gewesen, der sich aufgelöst hatte. Deshalb kam es zur Zwangsversteigerung. Vereinsaufgabe ist es laut Satzung, den Unterhalt der Gnadentiere zu sichern und sie artgerecht zu halten.

    In die Schlagzeilen war der Gnadenhof in Frauenwies auch 2008 geraten, als eine Araberherde an der benachbarten Baustelle zu einem Solarpark auf Pflugdorfer Flur durchgegangen war. Die Tiere hatten sich an einem Baufahrzeug erschreckt und brachen durch einen Stacheldraht aus. Zwei Pferde starben, vier wurden verletzt, zwei Mitarbeiter mussten im Krankenhaus behandelt werden.

    Nach all dem habe man sich aber immer wieder aufgerappelt und weiter gekämpft – den Tieren zuliebe, sagt Kellner. Und auch jetzt will sie auf keinen Fall aufgeben.

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